Ein Stolperstein für Wilhelm Zischka in der Altstadt Gedenken an ein männliches Liebespaar

In Düsseldorf erinnert jetzt ein Stolperstein an Wilhelm Zitschka. Sie waren kein Paar, der in Düsseldorf lebende Händler und Silberschmied Zitschka (Jahrgang 1880) und der aus Duisburg stammende berufslose Arbeiter Alfred Ledermann (geb.1921). Aber sie hatten mehrfach Sex miteinander...

Zischkas Stolperstein in der Altstadt, daneben ein Bild seines später im KZ ermordeten Liebespartners Alfred Ledermann. Von Zischka ist kein Bild überliefert.

Foto: J. Wenke, Bochum

Beide Männer waren bereits zuvor wegen homosexueller Kontakte verfolgt und bestraft worden. Im April 1941 wurden sie dann gemeinsam vom Düsseldorfer Landgericht verurteilt: Zitschka zu zwei Jahren Gefängnis, Alfred Ledermann zu einem Jahr.

Zitschka, mehrfach vorbestraft gemäß §175 RSTGB (er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe, die NS-Justiz titulierte ihn als „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“), drohte nach der Verbüßung der Gefängnishaftstrafe die Einweisung in ein Konzentrationslager. Um der Deportation zu entgehen, stimmte er einer sogenannten „freiwilligen Kastration“ zu. Diese wurde dann im Gefängniskrankenhaus in Derendorf im Mai 1941 durchgeführt. Zitschka musste dennoch die komplette Gefängnisstrafe verbüßen, wurde 1943 entlassen. Er überlebte die NS-Zeit und starb – ohne jemals eine Entschädigung für das erlittene Unrecht erhalten zu haben - 1960 in Düsseldorf.

Alfred Ledermann wurde nach der vollen Haftverbüßung – er wurde als „Asozialer und Homosexueller“ bezeichnet – am 9. Februar 1942 von der Polizei gleich wieder verhaftet und in sogenannte „Vorbeugehaft“ genommen. Im März 1942 deportierte ihn die Polizei in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er am 12. Juli 1942 ermordet, dem Sommer, in dem mehr als 80 Homosexuelle dieser Mordaktion zum Opfer fielen.

Zischkas Stolperstein liegt an seinem letzten freiwilligen Wohnort, Hunsrückenstraße 4, heute am Kabarett „Kom(mö)dchen“ am Kai-und-Lore-Lorentz-Platz. Die frühere Wohnbebauung an dieser Stelle wurde im Bombenkrieg völlig zerstört. Der Stolperstein für Alfred Ledermann wurde bereits im September 2018 in Duisburg verlegt.