Etat-Kürzung des Landes - Aidshilfe schlägt Alarm „Fass läuft über“
Der geplante Landeshaushaltsentwurf 2025 mit Einsparungen von rund 35 Prozent im Bereich der Aids-Vorbeugung bedroht die Angebote der Aidshilfe Düsseldorf nach deren Angaben massiv. „Mit weitreichenden Folgen für deren Zielgruppen“, so Sprecherin Yvonne Hochtritt für die Aidshilfe.
Weniger sexuelle Bildung für Jugendliche, ein massiver Einbruch der Beratungs- und Präventionsangebote im Bereich HIV und STI (Sexuell übertragbare Infektionen), weniger Vor-Ort-Arbeit - trotz steigender Infektionszahlen und sinkendem Wissensstand sehe der geplante Landeshaushalt 66.000 Euro weniger für die Arbeit der Aidshilfe Düsseldorf im Vergleich zum laufenden Jahr vor; und das zusätzlich zu einem bereits für 2024 reduzierten Budget in Höhe von 35.000 Euro in Relation zu 2023. 40 Jahre erfolgreiche Präventionsstrukturen würden so nachhaltig beschädigt – und deutliche Kostensteigerungen im Gesundheitswesen wären die Folge.
„Der geplante Haushaltsentwurf 2025 bringt das Fass zum Überlaufen. Wir arbeiten bereits seit 2012 mit ständig reduzierten Stellenanteilen durch die gleichbleibenden, nicht an Tarif- und Kostensteigerungen dynamisierten Landesmittel. Effektiv bedeutet das seit unserer Gründung vor annähernd 40 Jahren eine Reduktion von über 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel“, heißt es von Seiten der Aids-Hilfe.
Man nennt ein Beispiel: Im Bereich Youthwork biete die Aidshilfe sexuelle Bildung und Wissensvermittlung, Identitätsentwicklung und Präventionsarbeit an. In kostenfreien sexualpädagogischen Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen stehe vor allem die Aidsprävention im Fokus, genau wie die Sexualerziehung und der Umgang mit Themen wie Pornografie oder Sozialen Medien. Aktuell würden jährlich rund 100 Workshops angeboten. In Folge der Einsparungen könnten ab 2025 nur noch 65 Workshops und damit 500 junge Menschen weniger erreicht werden.
Dabei zeigten aktuelle Studien der WHO und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass das Präventionswissen und -verhalten sowie der Kondomgebrauch bei Jugendlichen weiter rückläufig sei und die Zahlen der STI weiter steigen. Hochtritt: „Die vorgesehenen Kürzungen sind aus unserer Sicht nicht nur unverantwortlich gegenüber unseren Zielgruppen, sondern sie werden in Folge eine deutliche Kostensteigerung im Gesundheitswesen bedeuten.“ Sie beschädigten erfolgreiche Strukturen, die über die letzten Jahrzehnte aufgebaut wurden, nachhaltig.
Die Anzahl der Menschen, die mit einer HIV-Infektion in Deutschland leben, steigt laut RKI (2023) auf 96.000 Personen. Auch in NRW setzten sich die bundesweiten Tendenzen fort und es gibt demnach einen leichten Anstieg auf etwa 22.100 Menschen, etwa 1.710 davon sind nicht diagnostiziert. Düsseldorf gehört nach Angaben der Aidshilfe der Stadt in Deutschland zu den besonders stark von HIV betroffenen Großstädten. Eine HIV-Infektion bedeute weiterhin – obwohl heute gut behandelbar – eine Vielzahl von Belastungen im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich. HIV-Infektionen, die in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert würden, seien mit deutlich schlechteren gesundheitlichen Prognosen verbunden.