Interview "Ich weiß, dass ich das kann"

Die Oberkasselerin Heidrun Leinenbach sagt: "Ich kandidiere für den Parteivorsitz der CDU Düsseldorf." Ein Gespräch über den Stadtteil, Politik und ein bisschen Karneval.

Heidrun Leinenbach ist in Oberkassel geboren und lebt seitdem hier.

Foto: Nicole Gehring

Frau Leinenbach, sind die Linksrheinischen derzeit die erfolgreicheren Düsseldorfer?

Schwierige Frage. (lacht) Aber ja, ich denke, wir haben hier einige, die erfolgreich sind. Zum Beispiel Birgit Neisser, die jetzt als Vorsitzende der Werbegemeinschaft loslegt.

Auch im Brauchtum hat man den Eindruck. Britta Damm ist Chefin der Niederkasseler und der Interessengemeinschaft der Düsseldorfer Schützen, der gerade gewählte neue Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval, Hans-Jürgen Tüllmann, kommt von hier und die Liste könnten wir jetzt noch munter fortsetzen…

Da kommt einiges zusammen. Ute Heierz-Krings ist jetzt Präsidentin des Venetienclubs. Und Barbara Oxenfort wohnt auch in Oberkassel...

Seit wann leben Sie hier?

Ich bin hier geboren. Und ich bin auch nie aus Oberkassel weggezogen!

Was gefällt Ihnen hier besonders gut?

Unser Viertel ist sehr gepflegt. Es gibt schöne Gastronomie, der Menschenschlag ist sehr nett. Und die Infrastruktur stimmt. Ehrlich gesagt, man muss gar nicht auf die andere Rheinseite, denn man hat hier alles. Das ist gerade auch für ältere Menschen ein großer Vorteil, wie ich bei meinen eigenen Eltern erlebt habe.

Sie waren 1994 Venetia. Macht das etwas mit einem Menschen? Verändert so eine besondere Session?

Das ist schon ein Ausnahmezustand. Ich habe allerdings während meiner Session auch gearbeitet. Da konnte ich die Bodenhaftung gar nicht verlieren. Morgens zur Arbeit, abends auf die Bühne — das war natürlich spannend, man hat viele Leute kennengelernt, man wurde hofiert. Aber, ganz ehrlich, wenn man eher ein rationaler Mensch ist, dann kann einem das nicht so zu Kopfe steigen. Aber es gibt natürlich auch andere Fälle...

Heidrun Leinenbach im Gespräch mit unserer Redakteurin Yvonne Hofer.

Foto: Nicole Gehring

Sie gehören inzwischen zum Vorstand des Venetienclubs und jetzt wollen Sie die Düsseldorfer CDU aufmischen.

Ja!

Am 22. Juni treten sie bei der Wahl um den Düsseldorfer Parteivorsitz gegen Thomas Jarzombek an. Was können Sie denn besser?

Nicht gegen Thomas Jarzombek, sondern für die Sache.

Aber Thomas Jarzombek ist doch der Gegenkandidat?

Er ist der Amtsinhaber.

Und Sie möchten das Amt von ihm übernehmen?

Ja, so würde ich das formulieren.

Was können Sie denn besser?

Ich bin sehr gut geeignet dafür, eine Strategie zu erarbeiten. Ich mache nichts anderes. Ich bin für die Strategie-Kommunikation bei uns zuständig. In der Düsseldorfer CDU haben wir derzeit keine. Mir fehlt außerdem seit der letzten Wahl, die wir hatten, die klare Linie. Die muss aber sein. Und das kann ich.

Sie haben unserer Redaktion einen Brief geschrieben, in dem Sie sich vorstellen. Darin heißt es: "Mir ist bewusst, dass ich in den relativ wenigen Jahren meiner Parteimitgliedschaft noch gar nicht genug Erfahrungen gesammelt haben kann, um 'zu wissen, wie es läuft‘. Ein bisschen vorsichtig für jemand, der in der lokalen Politik durchstarten möchte oder?

Das halte ich aber eher für einen Vorteil. Ich bin kein Mandatsträger. Ich bin niemandem etwas schuldig. Und es geht ja jetzt erst einmal darum, die Partei zu einen. Denn wir sind doch etwas gespalten. Damit kann man nicht arbeiten, damit kann man keine Wähler überzeugen. Es braucht ein Programm. Und wir müssen erst einmal wieder die Menschen innerhalb der Partei zusammenbringen.

Was ist denn Ihrer Meinung nach die Aufgabe des Parteivorsitzenden?

Wenn wir besser aufgestellt sind und einen gemeinsamen Weg haben, dann sind wir auch wieder gut unterwegs und bekommen neue Mitglieder. Das ist die Aufgabe eines Parteivorsitzenden. Ebenso Repräsentation nach außen, Kontakt zu externen Organisationen, Medien, Pressearbeit, Aufbau und Kontrolle der innerparteilichen Organisationsstruktur, Kontrolle Finanzen - so steht es in der Satzung.

Sie wissen also, worauf Sie sich eingelassen haben...

Ja, und ich weiß auch, dass ich das kann.

Kleine Rolle rückwärts. Angela Erwin gründete den Venetienclub als Gegenstück zum sehr viel älteren Prinzenclub. Die Zahl der bekannten Frauen im Karneval ist allerdings immer noch übersichtlich. Gibt es da Parallelen zur Düsseldorfer CDU?

Ja, durchaus. Wir haben tolle Frauen, keine Frage. Aber viel zu wenige. Ich bin sicherlich nicht die Emanze an vorderster Front, aber eine gute Mischung bewirkt viel mehr. Das erlebe ich auch im Job immer wieder.

Angenommen, Sie machen am 22. Juni das Rennen — könnte aus Venetia Heidrun dann vielleicht auch noch in naher Zukunft die Oberbürgermeisterin Leinenbach werden? Wäre das denkbar?

Ich möchte mich jetzt erstmal auf den Parteivorsitz konzentrieren und ich wünsche mir, dass wir bald wieder gut aufgestellt werden.