Lautstarke Laternen-Wut
An insgesamt neun Abenden wollte das Amt für Verkehrsmanagement in den Stadtbezirken erläutern, wie Erhaltungszonen für Gaslaternen gebildet werden sollen und vor allem, welche Mitwirkungsmöglichkeiten die Bürger haben.
So richtig gut klappte das nicht.
Es war der letzte von neun Bürger-Informationsabenden. Und glaubt man den Dauergästen dieser Veranstaltung, war es auch die am besten besuchte. Die Aula des Comenius-Gymnasiums war rappelvoll.
Gesprächspartner der Bürgerinnen und Bürger: Patrick Stieler vom Amt für Verkehrsmanagement, der Wuppertaler Gutachter Uwe Knappscheider und Andreas Baum von der Stadtwerke Düsseldorf AG. Die Stimmung ist vom ersten Moment an gereizt. Der Rat der Stadt hatte beschlossen, "mindestens 4.000 Laternen" zu erhalten. In der Bürgerinformation ist aber zunächst die Rede von 3.300 .
Denn im ersten Schritt habe man sich auf die denkmalgeschützten Bereiche und jene mit Erhaltenssatzung beschränkt. "Wir sind nicht mit einem fertigen Konzept hier", betont Stieler gleich zu Beginn. "Warum sollen die Gaslaternen überhaupt abgebaut werden", kommt der erste wütende Ruf aus dem Publikum.
Doch dann gibt es zunächst eine Nachricht, die für Applaus sorgt. Stadtwerker Andreas Baum erklärt: "Ende des Jahres sind wir wohl selbst Gasbeleuchtungshersteller!" Er erläutert: Ziel sei der Erhalt historischer Gasbeleuchtung unter Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Dazu gehöre die Einhaltung einer CE-Zertifizierung bei allen Laternen-Bauteilen. Da es aber kaum noch Lieferanten gebe, sei dies ein Problem.
Die Lösung: "Wir müssen selbst die CE-Zertifizierung beantragen." Das geschehe derzeit. "Jeder einzelne Schraube, jeder Glühkörper muss einzeln gezeichnet und zertifiziert werden." Außerdem müssen - um aktuelle Auflagen zu erfüllen - Strömungswächter und Absperrhähne eingebaut werden. Im Erdreich. Ebenfalls überprüft werden muss ein mögliches Sicherheits-Risiko, für den Fall, dass eine Gaslaterne zu dicht an einem Haus oder Baum steht. "Nach dieser Anpassung kann die Gasbeleuchtung weiter betrieben werden", so Baum. Applaus. Klingt eigentlich ganz einfach, ist es aber nicht.
Etwa bei den Kosten. 4.000 bis 6.000 Euro für die Umrüstung. 6.500 Euro für die Reparatur einer Gaslaterne. Die Summe nennt Patrick Stieler. Bei den Reparaturkosten allerdings bezieht er sich auf die Gasbeleuchtung im Hofgarten. Dort muss allerdings die komplette Anlage neu gemacht werden. Die Schäden, die Pfingstorkan Ela dort hinterließ, sind unübersehbar. Also eigentlich ein Neubau. Unmut im Saal.
"Wenn Sie keine genauen Kosten haben, brauchen wir nicht weiter zu reden", ruft ein Besucher aus dem Saal.
Das Thema wird zusehends emotionaler. Niemand kann sagen, wer am Ende wie viel bezahlen muss. Das ist die eine Seite. Die andere hat mit Heimatliebe, mit Gefühl zu tun. Menschen schwärmen vom "goldenen warmen Licht". Es geht um "ihre" Straßen. Da kommt es nicht gut an, dass der Wuppertaler Gutachter von der "Lügallee" spricht und die Luegallee meint. Gleiches passiert ihm bei der Salierstraße. Sie wird zur "Salirstraße". Die Volksseele kocht.
Sehr akademisch erläutert er das Licht in einzelnen Straßen im linksrheinischen Düsseldorf. Er verteilt Punkte für einzelne Straßenzüge und erteilt Punktabzüge.
Anwohner im Saal fühlen sich durch solches Vorgehen angegriffen. Ein Punktabzug für die eigene, geschätzte Wohnstraße? "Es gibt einen Wert, den man nicht in Zahlen ausdrücken kann. Mir fehlt die Bemühung, Düsseldorfer Kulturgut zu erhalten", ruft ein Herr in den Saal. Die ersten Besucher verlassen derweil unter lautstarkem Protest die Aula.
Doch es bleibt noch eine weitere Frage: Fürs vorgestellte Gutachten wurden 3.300 Gaslaternen untersucht. Laut Ratsbeschluss sollen "mindestens 4.000" erhalten bleiben. "Was passiert mit den Bereichen, die noch nicht untersucht wurden", will ein Zuhörer im Saal wissen. "Sie können sich auf dem Postweg an das Amt für Verkehrsmanagement wenden", sagt Patrick Stieler.