Marionettentheater in Not: Sein Leiter spricht von Skandal

Zum Frustabbau schnitzt Anton Bachleitner zu Hause in diesen Tagen an einer Werwolf-Puppe, dem "Gmork" aus der "Unendlichen Geschichte". Der Leiter des Düsseldorfer Marionettentheaters hat große Sorgen um den Fortbestand seines Hauses.

Ein überaus besorgter Anton Bachleitner in der Holzwerkstatt seines Marionettentheaters. Auch die Nutzung dieses Raumes ist ihm von der Stadt untersagt worden.

Foto: Stefan Pucks

"So kann ich mich zumindest ein wenig kreativ ablenken", sagt er.

Denn zu einer Art unendlichen Geschichte ist auch seine Auseinandersetzung mit der Stadt avanciert. Die hat ihm mit einem Schreiben aus dem zuständigen Amt für Gebäudemanagement vom 26. Juni die Nutzung der von ihm gemieteten Produktionsräume und der Probebühne im Kellergeschoss an der Bilker Staße untersagt. Auch das Theaterbüro ist inzwischen in den Fokus geraten. Grund: Mangelnder Brandschutz, es fehlten jeweils zweite Rettungswege.

Bachleitner: "Den technischen Umbau aus sicherheitsrelevanten Gründen kann ich absolut nachvollziehen, doch die Vorgehensweise der Stadt in dieser für mich und mein Team existenziellen Angelegenheit halte ich inzwischen für unprofessionell und gar skandalös." Mit dem Nutzungs-Verbot vor der Brust bangt Bachleitner um die Zukunft des seit fast 60 Jahren in Düsseldorf beheimateten Hauses. "Ohne Produktionsräume können wir keine neuen Stücke herausbringen, ohne Probenräume wird der Spielbetrieb erschwert. Es geht um unsere Existenz!"

Die Vorgeschichte: Im November 2014 fand im Palais Wittgenstein - in dem Gebäudekomplex sind neben dem Puppentheater etwa auch das Institut Francais und der Kammermusiksaal untergebracht - eine brandtechnische Prüfung statt. Resultat: siehe oben! Bachleitner: "Wir nutzen die Kellerräume teilweise seit 35 Jahren!" Und, ganz wichtig für ihn: "Ein Nutzungsverbot wurde im Herbst vergangenen Jahres noch nicht ausgesprochen."

Gleichwohl sieht er das städtische Amt in der Pflicht, jedoch anders, als in der aktuellen Form: "Das Amt hat vielmehr die Aufgabe, bauliche Lösungen zu finden." Acht Monate seien seit der November-Begehung verstrichen. "Wir werden über den Sachstand im Unklaren gelassen, es werden uns keine Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, niemand erklärt uns, wie es weitergehen soll." Und er schlussfolgert betont provokant: "Es kann nicht sein, dass ein so besonderes Theater wegen einer offensichtlich überforderten Stadtverwaltung geopfert wird."

Diese wehrt sich in einer ersten Stellungnahme folgendermaßen: "Die Kellerflächen wurden seinerzeit für die Zwecke des Marionettentheaters und als Lagerräume vermietet. Sie sind bauordnungsrechtlich nur als Lagerräume genehmigt. Dies widerspricht somit der gegenwärtigen Nutzung durch Herrn Bachleitner." Doch hier widerspricht wiederum Bachleitner energisch: "Ich habe extra nachgeschaut: Im Mietvertrag von 1986 ist ausschließlich von 'Zwecken des Marionettentheaters' die Rede. Von Lagerräumen steht da nix!"

Nachdem sich der Theaterchef zuletzt entnervt an die Ratsfraktionen und schließlich vor wenigen Tagen per Brief auch an Oberbürgermeister Thomas Geisel gewandt hat, ist man bei der Stadt offenbar um Übereinkunft bemüht. "Die Planungen mit Brandschutzsachverständigen laufen", heißt es in der Stellungnahme weiter. "Die Mitwirkung von Herrn Bachleitner durch Angaben zu seinen gewünschten Nutzungen ist erforderlich. Ein Termin mit ihm ist bereits geplant. Ziel ist, dass im September die baulichen Notwendigkeiten und die entstehenden Kosten feststehen und dann über die Finanzierung entschieden werden kann."

Anton Bachleitner bestätigt zumindest, dass sich in der kommenden Woche ein Architekt angekündigt hat, der sich die Situation vor Ort anschauen will. Dennoch bleibt er skeptisch, hat sich inzwischen rechtlichen Beistand geholt, will Mietminderung beantragen. Denn er geht nach wie vor davon aus: "Das Schicksal des Marionettentheaters hängt an einem seidenen Faden!"

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