Otto Dix - Der böse Blick
Im Herbst 1922 kommt der Maler Otto Dix aus Dresden nach Düsseldorf. Seine Bilder sind Skandale. Dass sie heute noch wirken, zeigt die Ausstellung Otto Dix - Der böse Blick, die vom 11. Februar bis 14. Mai in der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz zu sehen ist.
"Die 1920-er Jahre, die entscheidenden Jahre, die Dix in Düsseldorf verbracht hat, waren bislang nicht Bestandteil der Betrachtung", sagt Dr. Anette Kruszynsi, kommissarische Künstlerische Direktorin der Kunstsammlung NRW. "Damit liefert die Ausstellung Grundlagenforschung für die Kunstgeschichte."
Seit 1999 befindet sich Dix' Bildnis der legendären Düsseldorfer Kunsthändlerin Johanna Ey als Dauerleihgabe im Haus. Jetzt ist man auf dem Weg, das Bild in Besitz zu nehmen. Otto Dix ist ein Enfant terrible. "Er legte es darauf an, berühmt und berüchtigt zu sein." In Dresden ist er ein Bürgerschreck. Ihm wird der Prozess wegen Unzüchtigkeit gemacht. Es geht dabei um zwei seiner Bilder. Der Prozess geht glimpflich aus, doch keine Galerie will seine Arbeiten zeigen.
In Düsseldorf will er wirtschaftlich auf die Beine kommen. Er findet Händler und Sammler, die ihn unterstützen. Stößt zur Gruppe "Das junge Rheinland" um Johanna "Mutter" Ey. Bis zum Sommer 1925 bleibt Otto Dix am Rhein. Und: "Er etabliert sich künstlerisch wie gesellschaftlich", erklärt Kuratorin Dr. Susanne Meyer-Büser. Er lernt seine Frau Martha während einer Auftragsarbeit für deren Mann kennen.
"Die beiden trinken Cognac, tanzen Shimmy und verlieben sich", so Meyer-Büser. Marthas Ehemann kommt das entgegen. Er hatte bereits seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit ihrer Schwester Maria. Eine wilde, eine freie Zeit. "Bis heute steht Dix für den Glanz und das Elend der Weimarer Republik", so Meyer-Büser.
Seine Selbstporträts mit dem "bösen Blick" zeigen sein "Triebmenschhaftes", wie die Kuratorin erklärt. "So wollte er gesehen werden."
Und auf einmal galt es als schick, von ihm porträtiert zu werden. Wobei Meyer-Büser einräumt: "Die Auftragsporträts sind etwas milder." Seine Typenporträts allerdings sind radikal. Von kolossaler Wucht. Etwa das des Schauspielers Heinrich George. Eine Urgewalt - im Leben wie im Bild.
Die Ausstellung ist aufgeteilt auf zwei Hallen.
Die Grabbe-Halle ist dabei ausschließlich dem Kriegszyklus von Otto Dix vorbehalten. Seine Erlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg, den Horror der Schützengräben hat er in kleinformatigen Radierungen im Jahr 1924 nach Skizzen aus seiner Soldatenzeit umgesetzt. Die Idee des Schützengrabens schlägt sich hier in der Raum-Konzeption nieder.