Positiv bekloppt

Er ist das Gedächtnis des Düsseldorfer Karnevals: Ernst F. Wolter aus Heerdt archiviert seit über 20 Jahren Artikel und Fotos in der Düsseldorfer Presse. In der kleinen Wohnung in Heerdt braucht es eigentlich keine Tapete, denn die Wände hängen voll mit Urkunden, Fotos und Karnevalsorden aus über 60 Jahren Karneval.

Ernst F. Wolter hält akribisch jeden Zeitungsartikel über den Düsseldorfer Karneval fest. Nach der Session erstellt er verschiedene Pressespiegel.

Foto: Patrick Jansen

Allein in dieser Session kamen 22 neue Orden dazu. "Zwei mal elf", betont Ernst F. Wolter, Karnevalist aus Leidenschaft. Seit über 20 Jahren archiviert er Presseartikel rund um den Düsseldorfer Karneval.

Als wir ihn besuchen, geht er gerade die aktuelle Ausgabe des Düsseldorfer Anzeigers durch. "Das muss ich nachher noch ausschneiden", sagt der 81-Jährige und deutet auf ein Foto des Prinzenpaares beim Karnevalszug auf Teneriffa. Denn am Ende jeder Session erhält das Prinzenpaar, die Prinzengarde Rot-Weiß, das Comitee Düsseldorfer Karneval (CC) und auch die Tonnengarde ihren eigenen Pressespiegel. Im Falle des Prinzenpaares sind das je 14 Ordner voller Presseberichte in Rot für Venetia Sara und ebenso viele in Blau für Prinz Hanno I. "Das CC hat schon keinen Platz mehr im Keller", verrät Wolter. Erst kürzlich übergab dem neuen CC-Präsidenten Michael Laumen seinen persönlichen Pressespiegel.

Das bedeutet für den Mann im Unruhestand während der Session Stress. "Manchmal bin ich damit zehn bis zwölf Stunden am Tag beschäftigt", erzählt Wolter. Selbst die kleinste Nachrichtenmeldung schneidet der 81-Jährige aus und fügt sie seinem Archiv hinzu. Drei bis vier Zeitungen gehören zur täglichen Lektüre, dazu kommen die Wochenblätter und Stadtteilmagazine, wenn sie erscheinen.

Auch seine eigenen Auftritte im Karneval hat Wolter in 4x11 Ordnern seit 1953 sauber abgeheftet. Damals schloss sich der gebürtige Düsseldorfer den Büdericher Heinzelmännchen an. Später ging er zu den Urdenbacher Müllejecke. 35 Jahre lang stand Wolter auch regelmäßig in der Bütt.

Er war in Laucha in Sachsen-Anhalt der erste Redner aus Westdeutschland nach dem Mauerfall. Sogar zu Prinzenehren kam der 81-Jährige — wenn auch "nur" als Seniorenprinz. In der Session 2006/07 bildete er gemeinsam mit Vera Osterland das Senioren-Prinzenpaar der KG Puppekööp. Für seine Verdienste erhielt er wenig überraschend auch vom Bund Deutscher Karneval die höchste Auszeichnung: den Verdienstorden in Gold mit Brillanten.

Ungleich größer war für Wolter aber das Lob von Engelbert Oxenfort. "Um seine Arbeit zu machen, muss man schon mehr als bekloppt sein", sagte der CC-Ehrenpräsident über Wolters Engagement und meinte das in absolut positivem Sinne.

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