Sichtlich gute Qualität

Wo kommen die guten Erzieherinnen, Heilpädagogen und Inklusionsassistenten her, die unsere Gesellschaft in großer Zahl braucht?

Dr. Claudia Haarmann am neuen Gebäude.

Foto: schrö

Das Berufskolleg des Landschaftsverbandes Rheinland gilt als eine der renommiertesten Ausbildungseinrichtungen auf dem Gebiet. Ein Besuch bei Konrektorin Dr. Claudia Haarmann am Großen Dern.

Wer in diesen Tagen am Pillebach entlangschlendert, kann es nicht übersehen, das grüngelbe Gebäude auf dem Gelände am Sportplatz zwischen Dernbuschweg und Dernkamp. „Im Mai werden wir unseren Erweiterungsbau in Betrieb nehmen.“ Claudia Haarmann freut sich auch deswegen so über diesen Termin, weil er am Ende eines langen Planungsprozesses steht, bei dem es seit 2006 immer wieder Aufs und Abs gab. „Der Markt hat sich aber gerade in der letzten Zeit sehr entwickelt“, sagt sie. Inklusion, Offene Ganztagsschule, Kita-Gesetz - das alles hat die Fachschule des Sozialwesens zu einem wertvollen Partner in der praxisintegrierten Ausbildung gemacht. 500 Studierende zwischen 19 und 55 Jahren erwerben hier neue Qualifikationen, viele neben ihrem Arbeitsjob. „Und sie kommen aus dem gesamten Rheinland zu uns“, selbst aus Emmerich und Aachen.

Die sich Umorientierenden sind von Firmenpleiten betroffen oder haben eine neue Familiensituation durch Scheidung hinter sich. „99 Prozent der Bewerber haben die Weiterbildungsentscheidung sehr bewusst herbeigeführt, und deshalb ist die Motivation sehr hoch.“ Fürs Lehrpersonal ein Traum - „doch es fordert uns anders.“ Die Konrektorin formuliert es salopp: „Wir können denen nichts vom Pferd erzählen, denn das haben sie in den letzten Jahren selbst geritten.“

Der Boom von Nachfrage und Angebot in den letzten Jahren setzte zunehmend dringlicher die Gebäudefrage auf die Tagesordnung. „Schließlich sind wir hier im früheren Internat der Förderschule untergebracht“, sagt Claudia Haarmann und zeigt auf die Waschecke in ihrem Büro.

Überall wurde durch Eigeninitiative das Provisorium so funktional wie möglich aufgebessert. Trotzdem kommen die sechs neuen Räume im Erweiterungsbau gerade recht. „Ich bin bei den Planungen immer dabei gewesen und wir konnten sehr großen Einfluss auf die Gestaltung nehmen.“ Wenn für Schwerbehinderte ein Trommelworkshop veranstaltet werden soll, macht sich eine Schalldämmung gut. Wenn die basale Kommunikation vermittelt werden soll, so heißt ein körperorientiertes heilpädagogisches Konzept, dann ist es von Vorteil, wenn der Raum eine besondere Temperatur ausstrahlen kann, weil Muskelkontraktionen am besten im T-Shirt behandelt werden.

Nicht zuletzt hat Claudia Haarmann zusammen mit ihrem Team auch darauf geachtet, dass man die Räume flexibel nutzen kann. „Wir wollten schon immer eine Aula haben.“ Jetzt können die 143 Quadratmeter des Erdgeschosses kinderleicht von Trennwänden befreit und zu einem großen Empfangsraum umgewandelt werden. „Diese Voraussetzungen sollen uns auch helfen, wieder mehr in die wissenschaftliche Arbeit einzusteigen und z.B. Foren zu innovativen Fragen zu organisieren.“ Auch dem Stadtteil Gerresheim könne und wolle man sich so mehr öffnen, verspricht die Konrektorin. Gleichzeitig lässt der Landschaftsverband die alte Lehrküche der Gerricus-Förderschule für das Berufskolleg sanieren und umbauen. „Das wird bestimmt schön.“ Das menschliche Klima ist hier allen sehr wichtig. „Vor Festen und Ferien sitzen wir zusammen und pflegen die Gemeinschaft.“ Das kann man als Begleitmusik sehen zur Bestimmung des Berufskollegs: „Wir haben eine sichtlich gute Qualität. Die Einrichtung hat sich zertifizieren lassen. Wir sind konfessionsfrei und wir verlangen kein Schulgeld.“

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)