125 Jahre Schützenverein Niederkassel "Es wurde 20 Jahre daraufhin gespart"
Niederkassel feiert vom 8. Bis 11. August Schützenfest. Ein Besonderes. Denn der Schützenverein wird 125 Jahre alt. Es ist Düsseldorfs einziges Regiment mit einer Chefin: Britta Damm. Und die ist auch noch Vorsitzende der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen (IGDS).
Dem Oberkasseler geben Britta und Thomas Damm sehr persönliche Einblicke in die Vorbereitungen aufs große Fest und ihre Beziehung zum Brauchtum.
Liebe Frau Damm, lieber Herr Damm, wir können uns den Kalauer echt nicht verkneifen: Für 125 Jahre sehen Sie verdammt gut aus…
Britta Damm: Ja Gott sei Dank!
Jetzt aber mal im Ernst: 125 Jahre ist für ein Düsseldorfer Schützen-Regiment ja eigentlich kein Alter, oder?
Britta Damm: Wir sind da in einer gesunden Mitte. Es gibt viel ältere Vereine aber es gibt auch ein paar, die sind jünger.
Thomas Damm: Wir sind aber tatsächlich linksrheinisch der jüngste Verein, das Nesthäkchen.
Seit Wochen rühren Sie die Werbetrommel, posten beispielsweise Fotos von mehr oder minder bekannten Düsseldorfern mit den Jubiläums-Highlights. Keine Angst, dass Niederkassel überrannt wird?
Britta Damm: Wir haben doch Platz auf den Rheinwiesen! Und wenn das nicht reicht, machen wir auch noch eine Live-Übertragung bis nach Lörick…
Wie steht's übrigens mit den anderen Vereinen? Keiner eifersüchtig, wenn sie überall für Niederkassel werben?
Britta Damm: Es ist ja klar, dass ich Chefin vom Niederkasseler Regiment bin. Linksrheinisch ist das kein Thema, weil wir Jubiläum haben. Normalerweise wirbt ja hier jeder Verein für sein Fest — im normalen Maß. In diesem Jahr ist Niederkassel — durch diese Foto-Aktion — sicherlich besonders präsent, allerdings spielt sich diese Aktion sich ja hauptsächlich in Facebook ab.
Frau Damm, Sie sind Regiments-Chefin, Sie sind IGDS-Vorsitzende und — den Eindruck haben wir jedenfalls — inzwischen rechts- wie linksrheinisch die bekannteste Schützenfrau der Stadt. Da liegt die Mess-Latte für Ihr Schützenfest jetzt ganz schön hoch, oder?
Britta Damm: Oh ja!
Es gibt im Jubiläumsjahr eine Ausstellung über die Vereinsgeschichte, Rock em Dörp, die Helene-Fischer-Coverband — seit wann haben Sie jetzt eigentlich schon mit dem Programm beschäftigt?
Thomas Damm: Mit dem Jubiläums-Ausschuss, den wir initiiert haben, sind wir seit knapp drei Jahren zugange. Anfangs haben wir uns in größeren Abständen, dann immer monatlich getroffen. Jetzt merken wir, dass es jeden Tag mehr Kleinigkeiten sind, um die wir uns noch kümmern müssen. Wir sind beide eigentlich nur noch froh, wenn der 8. August da ist und es anfängt. Und natürlich, wenn am Ende alles geklappt hat. Im Moment haben wir alle aber noch sehr, sehr viel Arbeit.
Wir haben gezählt: 13 Tambourcorps, Spielmannszüge, Fanfarencorps — das muss doch irre teuer sein. Ist das Niederkasseler Regiment so reich oder haben Sie fürs Jubiläum kräftig gespart?
Britta Damm: Ja, wir haben viele Jahre gespart. Ich bin vor 20 Jahren als zweite Geschäftsführerin in den Vorstand gegangen. Damals war schon eine kleine Rücklage für das Jubiläum 2015 angelegt, die wir dann jedes Jahr erhöht haben. Es wurde wirklich mehr als 20 Jahre darauf hin gespart.
Thomas Damm: Außerdem haben wir wirklich sehr gute Freunde, die das Brauchtum unterstützen. Das gilt für Kirmes, Schützen- und Oktoberfest, aber auch für den Karneval. Die haben einen großen Bezug zum Stadtteil. Übrigens ist in diesem Zusammenhang der Faktor Chefin nicht zu verachten. Seit Britta das macht, hat sich der Umgang im Verein geändert, aber auch die Außendarstellung. Der Verein ist im Gespräch und vielleicht finden auch dadurch Sponsoren ihn interessant, die vorher nichts dafür übrig hatten.
Was erwartet uns denn beim festlichen Umzug? Der wird doch bestimmt auch ein bisschen größer in diesem Jahr?
Britta Damm: Ja! Der Umzug wird mit tollster Musik bestückt! Es fängt schon mit einem Frühschoppen morgens im Zelt an. Da spielt eine wunderbare Kapelle aus dem Sauerland mit über 45 Personen. Dazu ist wirklich jeder eingeladen. Es werden auch keine großen Reden gehalten, versprochen! Anschließend ziehen wir vom Zelt in die Vereinslokale. Und an vier Orten in Niederkassel finden Platzkonzerte mit verschiedenen Fanfarenkorps statt. Dann kommt der große Umzug. Wobei wir bewusst nur ein Gast-Bataillon haben.
Wer ist das?
Britta Damm: Das haben wir ganz schlau eingefädelt. Das sind alle Fahnen-Abordnungen von befreundeten Vereinen. Rechtsrheinisch sind das Regiments- oder Königsfahnen, linksrheinisch ist jede Kompanie eingeladen. Es wird also ein sehr großes Fahnen-Bataillon.
Thomas Damm: Die Vereine, die wir besuchen und mit denen wir befreundet sind, die sind ja ohnehin mit ihren Chefs und Königspaaren vertreten. Darüber hinaus wollten wir aber auch einzelne Kompanien aus diesen Regimentern zum Jubiläum dabei haben. Für alle ist zu wenig Platz in Niederkassel und so sind wir auf die Idee mit den Fahnen gekommen.
Britta Damm: Wir glauben, dass das viel hermacht und ein wunderschönes Bild wird. Außerdem werden wir ganz viele Pferde haben. Es haben sich zahlreiche Reiter angemeldet. Christian Zeelen moderiert das Ganze. Eine echte Premiere für uns, aber auch für ihn (lacht sie). Mit Moderation, das haben wir noch nie gemacht. Und der Christian ist ja wirklich DIE Stimme für Düsseldorf. Wir freuen uns sehr darüber, dass er das macht.
Eigentlich muss doch nur noch das Wetter mitspielen.
Thomas Damm: Wir hätten gerne 25 Grad, einen leicht weiß-blauen Himmel und leichten Wind.
Im Stechschritt, hoch zu Ross oder in der Kutsche — wie nimmt die Chefin denn am Niederkasseler Umzug teil?
Britta Damm: Ganz normal zu Fuß
Wie viele Schützenfeste haben Sie eigentlich in diesem Jahr schon besucht?
Britta Damm: Bis zum Ende des Jahres werden es 13 sein.
Und Sie können immer noch Marschmusik hören?
Britta Damm: Unbedingt! Die wird ja gut gespielt in Düsseldorf!
Frau Damm, Ihr Mann hat uns neulich verraten, dass sie ursprünglich gar nicht aus Niederkassel kommen.
Britta Damm: Nein, ich komme aus Derendorf.
Wie lang sind Sie denn schon bei den Schützen?
Thomas Damm: Da muss ich wohl anfangen. Ich bin seit 1978 dabei. Genau wie vorher mein Vater und mein Opa. Meine Familie gehörte schon Anfang der 1920-er Jahre dazu. Und du Britta, seit…
Britta Damm: …seit 1980.
Wie sind Sie zum Schützenbrauchtum gekommen, Frau Damm?
Britta Damm: Ich war als Kind Mitglied im Reiterverein Niederkassel. Und darüber bin ich dann zum Schützenverein gekommen. Aber wenn ich darüber nachdenke — auch ein bisschen durch Thomas.
Thomas Damm: Wir waren damals schon mal zusammen!
Britta Damm: Stimmt, Thomas war mein erster Freund.
Thomas Damm: Und 1980 waren wir gerade Kompaniekönigspaar.
Frau Damm, fassen Sie doch bitte mal kurz zusammen, was das Schützenbrauchtum Ihnen bedeutet?
Britta Damm: Es bedeutet mir sehr viel. Schütze sein, das lehrt ein bisschen fürs9 Leben. Jetzt bin ich zwar aus meiner ersten Lernphase sicherlich raus, aber ich glaube nach wie vor, dass der Schützenverein für Zusammenhalt sorgt. Er verbindet Menschen im Stadtteil. Schützenbrauchtum bedeutet viel Freundschaft und tatsächlich auch Kameradschaft.
Wie lange sind Sie beide eigentlich schon zusammen?
Thomas Damm: Soll ich antworten?
Britta Damm: Ja, bitte, dann stimmt's auch.
Thomas Damm: Britta war meine erste Freundin. 1978. Kennengelernt hatten wir uns in der Reithalle. Das war 1976/ 77.
Britta Damm: Da habe ich zu meinen Freundinnen gesagt, das wird mal mein erster Freund. Da war ich elf!
Wow!
Thomas Damm: So ist sie. Wenn sie ein Ziel hat, nimmt sie das aufs Korn. Das zieht sich durch ihr ganzes Leben. Und nach verschiedenen Irrungen und Wirrungen, die das Leben so mit sich bringt, sind wir seit 1997 wieder zusammen und seit 2008 verheiratet.
Herr Damm, sind Sie jetzt eigentlich immer "der Mann von…"?
Thomas Damm: Ja, so wie der Herr Sauer der Mann von Frau Merkel… Ich war aber auch derjenige, der sie darin unterstützt hat, das Amt anzunehmen. Zunächst das Amt der 1. Chefin bei uns in Niederkassel, später das der IGDS-Vorsitzenden. Der Verein konnte sich das damals zunächst gar nicht vorstellen, ich aber sehr wohl. Dass das so ein Hype für den Verein auslösen würde, das hätte ich auch nicht gedacht. Aber für uns Schützen ist das von ganz großem Nutzen. Und ich hoffe, davon können auch noch viele nach uns profitieren.