Löricker Paradieshafen, Ahoi!

Das Paradies liegt in Lörick. Oder vielmehr der Paradieshafen. Klingt doch gut. Es ist Freitagmittag, die Sonne scheint. Also: Auf ins Paradies.

Der Leuchtturm strahlt in rot-weiß vor dem Clubhaus des Yachtclub Lörick e. V. Lothar Schmidt-Wöhe ist mächtig stolz auf ihn. Der Stegwart des Vereins und leidenschaftliche Wassersportler hat ihn mit einem Vereinskameraden gebaut.

"Die Urversion war aus Pappe", erzählt der 56-Jährige. Der wurde immer eigens für Feste aufgebaut. Irgendwann war der allerdings hinüber. Jetzt steht der schmucke Turm ganzjährig auf dem Deich. "Und ich kann ihn per App von überall auf der Welt ein und ausschalten." Schmidt-Wöhe zückt sein Smartphone, um seine Aussage zu beweisen. Das Licht im Turm strahlt und der gut gelaunte Mann aus Oberkassel auch.

Seine Frau Uta Wöhe lächelt verschmitzt. Den Spieltrieb ihres Mannes kennt sie längst. Wie bei der Geschichte mit Freddie Mercury. Der bewegt nämlich die Salla, das schmucke Segelschiffchen des Ehepaares über den Rhein.

Der 3,5 PS-starke Außenborder ist ein Fabrikat der Marke Mercury. Das "Freddie" hat Schmidt-Wöhe in roten Buchstaben auf die Haube des Motors geklebt. Überhaupt dieses Boot: Tiptop gepflegt, 8,23 Meter lang, 2,12 breit. Ein H-Boot aus Finnland. Sehr schick, sehr sportlich, regattatauglich. Und über 30 Jahre alt. Es ist nicht zu übersehen, dass Schmidt-Wöhes ihr Boot hegen und pflegen.

Dabei ist das gar nicht selbstverständlich. Denn mit dem Vorgängerboot der "Salla" erlebte Lothar Schmidt-Wöhe dunkle Stunden auf dem Rhein. Eine Motoryacht mit lauter Leuten im feinen Zwirn, die Schampus tranken, kreuzte 1982 seinen Weg auf dem Rhein. "Der Bootsführer war unter Deck." Es kam zum Zusammenstoß. Schmidt-Wöhe gig über Bord. "Ich hatte einen völligen Blackout." Sein Boot war Schrott, die Motoryacht fuhr unbeirrt weiter. Später stellte sich heraus, dass sie noch für mehr Chaos auf dem Wasser gesorgt hatte. Geschichten, wie sie auf dem Wasser geschehen.

Uta Wöhe erinnert an eine andere Episode. Im Löricker Paradieshafen hatte sich vor einigen Jahren ein Mann auf dem Steg entkleidet und war schwimmen gegangen. Allerdings war er an einem anderen Steiger wieder aus dem Wasser gekommen und der festen Überzeugung, seine Klamotten seien geklaut.

"Der ist dann wohl nackt nach Hause gelaufen", erzählt Uta Wöhe lachend. Und ihr Mann ergänzt: "Aus unserem Verein hat jemand die Kleidung dort liegen gesehen und gedacht, jemand sei ertrunken..." Man merkt: Die beiden erzählen gerne von ihrem liebsten Hobby. Sie wohnen in Oberkassel. Bis zum Hafen ist es für sie nicht weit. Zu den Gründungsmitgliedern des Yachtclub Lörick gehörte auch Uta Wöhes Vater. Der Rhein, der spielte für sie schon immer eine große Rolle.

"Als ich Kind war, hatten wir alle Paddelboote. Im Sommer fuhren wir damit über den Rhein zur Lausward, wo der Strand besonders schön war." Angesichts von vielen Berufsschiffern und starker Strömung heute undenkbar. "Der Rhein ist auch tiefer und schneller geworden", sagt Schmidt-Wöhe. Für ihn als Segler eine besonders unangenehme Entwicklung. Denn zum Segeln ist der Strom heute nicht mehr sonderlich geeignet.

Das Ehepaar wird ein bisschen melancholisch. "Wir haben zwar die größte Bootsmesse hier, aber unsere Baggerseen am Rhein, die hat man uns alle genommen." Früher, als ihr Sohn noch klein war, da steuerten Schmidt-Wöhes gerne einen Baggersee gegenüber von Kaiserswerth an. "Unsere Italienbucht", wie beide träumerisch erzählen. "Wir haben dort immer sauber gemacht", sagt Schmidt-Wöhe. Aber dann hätten sich die Naturschützer durchgesetzt, und das Gewässer sei gesperrt worden. "Das Wasser ist inzwischen umgekippt."

So paradiesisch wie der Löricker Hafen ist - wer hinaus fährt, findet heute wenig Paradiesisches. Da muss man schon im Urlaub in Richtung Holland fahren, um ein schönes Wassersportrevier zu finden. Manch einer hier im Hafen nutzt sein Boot längst als schwimmenden Campingwagen. "Einer hat sogar Blumenkästen aufgehängt", erzählt Uta Wöhe. Ein anderes Club-Mitglied hat sich mit seiner 45-Fuß-Yacht in die Karibik abgeseilt.

Insgesamt liegen in Lörick rund 100 Boote. "Wir haben hier fünf Vereine." Der Yachtclub Graf Spee, der Yachtclub Lörick, der Motoryachtclub, die DLRG und der Kanuclub Düsseldorf sind hier ansässig. Doch es gibt keinen Kran, keine Slipanlage und keine Unterstellmöglichkeiten für die Boote im Winter. Für Schmidt-Wöhe Gründe, warum sich kaum noch neue Menschen für einen Liegeplatz bzw. eine Vereinsmitgliedchaft interessieren.

Die Hoffnung aller ruht nun auf der Gründung eines gemeinsamen Wassersportzentrums. "Auch die Stadt hat daran ein großes Interesse!" Die ansässigen Vereine sind sich auf jeden Fall einig. Eine Option für Schmidt-Wöhe wäre auch, einen Seitenarm wieder zu öffnen, über den heute eine kleine Brücke führt. "Dort könnten Kinder wieder segeln lernen."

Das Paradies im Paradieshafen soll erhalten bleiben, aber ein bisschen attraktiver muss es schon werden.