Kunst aus der DDR Von drüben
Dreißig Jahre ist der Mauerfall in diesem Jahr bereits her. Entsprechend viele Geschichten sind derzeit in den Medien zu lesen. Über Biografien zwischen Ost und West. Über Abwanderung. Über Frust und was daraus erwächst.
Einem anderen Aspekt des 40 Jahre lang geteilten Deutschlands widmet sich ab dem 5. September der Düsseldorfer Kunstpalast: In einer großen Sonderausstellung präsentiert das Haus am Ehrenhof Kunst, die in der DDR entstand.
13 Künstlerinnen und Künstler hat man ausgewählt. Circa 80 Werke sind bis Januar kommenden Jahres von ihnen zu sehen. Überraschend vielseitig und zugleich widersprüchlich kommt die Kunstepoche zwischen 1949 und 1989 in der Schau daher. In monographischen Werkgruppen werden künstlerische Positionen zwischen Anpassung und Rebellion, Affirmation und Subversion vorgestellt. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Malerei.
Der wohl bekannteste unter den Ausgestellten dürfte A. R. Penck (1939–2017) sein, der bis 2013 eine Professur an der Düsseldorfer Kunstakademie innehatte. Pencks Werk entstand zu großen Teilen noch vor seiner Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1980. Neben ihm sind die Maler Bernhard Heisig (1925–2011), Wolfgang Mattheuer (1927–2004) und Werner Tübke (1929–2004) in der Schau vertreten. Die drei Begründer der „Leipziger Schule“ gehören zu den prominentesten und auch international bekannten Vertretern der Bildenden Kunst in der ehemaligen DDR. Kaum weniger bedeutend, wenn auch ungleich umstrittener: Willi Sitte. Der 2013 verstorbene Maler und Grafiker aus Halle an der Saale galt als Vertreter des sozialistischen Realismus. Sitte vertrat die DDR – zusammen mit Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke – 1977 bei der documenta 6 in Kassel. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde er auch von Kunstfreunden diesseits des eisernen Vorhangs wahrgenommen.
Sitte war extrem produktiv. Nach seinem Tod hinterließ er ein umfangreiches Werk, darunter auch zahlreiche großformatige Werke, die Arbeitermotive der DDR zeigen. Die Berg- und Fabrikarbeiter, Brigadiers oder Chemiewerker aus Leuna dürften den SED-Funktionären dabei wesentlich besser gefallen haben als die erotischen Akte, die ebenfalls Teil von Sittes Werk sind. Und auch unter Kritikern des DDR-Regimes blieb der Künstler aus Halle hoch umstritten, saß er doch zwischen 1986 und 1989 im Zentralkomitee der SED. Das Gerücht, er habe für die Stasi gearbeitet, wurde Sitte, der sich selber einen „Kommunisten“ nannte, Zeit seines Lebens nicht los.
Über jeden Verdacht erhaben ist dagegen Cornelia Schleime. Die Künstlerin, die 1953 in Ost-Berlin geboren wurde, absolvierte nach der Schule zunächst eine Friseurlehre und verdiente ihr Geld als Pferdepflegerin, bevor sie ein Studium der Malerei und Grafik an der HfBK in Dresden aufnahm. Schon in dieser Zeit war Schleimes Kunst politisch. Immer wieder thematisierte die Künstlerin, die Mitglied der Punkband Zwitschermaschine war, die Situation von Frauen in der DDR. 1981 wurde sie daraufhin mit einem Ausstellungsverbot belegt. Als Schleime drei Jahre später aus Ost- nach Westberlin übersiedelte, verschwand der Großteil ihres bis dahin geschaffenen Oeuvres – und tauchte nie wieder auf.
Bis heute kommt Cornelia Schleimes Werk vielgestaltig daher. Neben Papierarbeiten sind im Laufe der vergangenen 35 Jahre auch Super-8-Filme, Reisetagebücher sowie Objekte und Installationen entstanden. Vielen der Arbeiten wohnt ein feiner Humor, beizeiten auch eine Ironie inne: So reagiert Schleime beispielsweise in ihrer sogenannten „Stasi-Serie“ mit fotografischen Inszenierungen auf die Bespitzelungsakten des Ministeriums für Staatssicherheit. Eine Arbeit aus der Reihe ist auch im Kunstpalast zu sehen. Sie heißt „Bis auf weitere gute Zusammenarbeit“.