Herr Tiemessen, können Sie mal kurz erklären, was Urban Sketching genau ist?
Ausstellung von Urban Sketchers im Rathaus Zeichnen ohne Netz und doppelten Boden
Carsten Tiemessen ist Urban Sketcher. Ab dem 17. Januar zeigt der selbständige Illustrator und Grafik-Designer gemeinsam mit 19 weiteren Zeichnerinnen und Zeichnern aus der Region einige seiner Arbeiten im Düsseldorfer Rathaus.
Die Urban Sketchers sind eine weltweite Gemeinschaft von Zeichnerinnen und Zeichnern, die die Orte zeichnen, an denen sie leben oder die sie bereisen. Alles, was sie sehen, alles, was passiert. Nicht nach Fotos oder aus der Erinnerung, sondern direkt vor Ort, in der Situation. Das Besondere ist das unmittelbare Zeichnen vor Ort – ohne Netz und doppelten Boden. So entsteht ein lebendiges und wahrhaftiges Lexikon unserer Welt – und jeder kann dabei mitmachen!
Die Szene hat sogar ein eigenes Manifest. Was besagt das zum Beispiel?
Der Kerngedanke ist „Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung“. Das ist eine ebenso einfache wie schöne Grundlage. Aber auch den integrativen und Gemeinschaft stiftenden Aspekt finde ich toll. „Wir unterstützen einander und zeichnen zusammen“ heißt es da zum Beispiel.
Seit wann sind Sie Urban Sketcher?
Seit vielen Jahren. Aber ich weiß es erst seit 2015. Zu der Zeit habe ich von der internationalen Urban-Sketchers-Community erfahren.
Wie oft sind Sie zeichnend im öffentlichen Raum unterwegs?
Ich habe immer ein Skizzenbuch dabei und zeichne im Alltag. Auch wenn ich nicht jeden Tag zeichne, bin ich eigentlich immer als Zeichner unterwegs.
Welches ist Ihr Lieblingsmotiv im Düsseldorfer Stadtraum?
Alles, was irgendwie am Rhein ist.
Sind Sie mit anderen Urban Sketchers vernetzt? Treffen Sie sich regelmäßig?
Ja, ich bin Co-Administrator unserer Düsseldorf-Kölner Urban-Sketchers-Gruppe und stehe in regem Kontakt mit anderen Urban Sketchers. Wir treffen uns an jedem ersten Mittwoch im Monat zum „Drink & Draw“ in der Destille. Das ist ein offenes Treffen, bei dem auch Interessierte herzlich willkommen sind! Außerdem finden fast jeden Monat gemeinsame Zeichenausflüge, sogenannte „Sketch-Crawls“, statt.
Am 17.1. startet nun eine Ausstellung mit Urban Sketches Düsseldorfer im Rathaus. Wie viele Künstler sind daran beteiligt? Und wo sind sie beheimatet?
Wir werden etwa 20 Ausstellende sein. Alle engagieren sich in unserer Düsseldorf-Kölner Gruppe und alle wohnen in der Region, wenn auch nicht unbedingt in Düsseldorf oder Köln.
Insgesamt werden ungefähr 80 Arbeiten gezeigt. Was für Motive erwarten die Besucher?
Ausgangspunkt der Ausstellung war die Beteiligung unserer Gruppe am Tunnelfest im Mai vergangenen Jahres. Uta Alexandra Hübsch vom Referat Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Düsseldorf hatte uns dazu eingeladen. Wir hatten an der Rheinuferpromenade einen eigenen Stand und konnten dort zahlreiche Live-Aktivitäten rund ums Urban Sketching anbieten. Im Zentrum der Ausstellung im Rathaus werden einige der Zeichnungen stehen, die an diesem Tag entstanden sind. Darüber hinaus gibt es aber noch viele andere Motive aus Düsseldorf und Köln, aber auch von ganz anderen Orten.
Die Ausstellung findet im Düsseldorfer Rathaus statt. Warum haben Sie sich für diesen Ort entschieden?
Es handelt sich hier tatsächlich um eine Einladung des Rathauses, als Folge unseres Engagements im Rahmen des Tunnelfests. Wir freuen uns sehr über diese Einladung und die damit verbundene Möglichkeit, unser Projekt an diesem zentralen Ort einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen zu können.
Sind für den Rest des Jahres weitere Aktionen von Ihrer Gruppe in Planung?
Die Ausstellung im Rathaus ist für uns der Höhepunkt unserer Aktivitäten der vergangenen Monate, und wir hatten, ehrlich gesagt, noch nicht die Zeit, neue Aktivitäten zu planen. Aber das neue Jahr ist ja noch jung und ich bin sicher, dass die nächsten Wochen neue Anregungen und Projekte bringen werden. Das geht bei uns meist sehr schnell und unkompliziert. Auf jeden Fall gibt es für 2020 schon weitere Kursangebote von mir.