Wer beim bekanntesten Bäcker der Stadt sein Handwerk gelernt hat, der weiß: Gute Backwaren sind nur eine Seite der Medaille. Die röschen Stücke gekonnt an den Mann und die Frau zu bringen, die andere. Gemeinsam haben Michael Gauert und Hendrik Herter jetzt die "Bulle Bäckerei" eröffnet.

"Der Name hat nichts mit Rindern und auch nichts mit Beamtenbeleidigung zu tun", sagen die beiden Bäckermeister. "Es hat einen direkten Bezug zu unserem Handwerk. Es ist das schwedische Wort für 'Brötchen'". Gauert und Herter grinsen spitzbübisch. Um einen flotten Spruch sind sie bei der Kundschaft auch nicht verlegen.

Ihr Anspruch: nachhaltiges Arbeiten mit naturbelassenen Zutaten und ohne künstliche Zusatzstoffe oder Backtreibmittel. "Wir arbeiten nicht - wie andere Bäcker - spät in der Nacht für den nächsten Tag." Tatsächlich backen sie während der Geschäftszeiten. Und alles direkt unter den Blicken der Kunden. Denn der Laden ist auch Backstube. Nur eine Glasscheibe trennt die Käufer vom Bäcker. "Das ist Bäck-Stage live!"

Die Auswahl ist gewollt überschaubar. Das kommt an. Erst am vergangenen Sonntag mussten die Jungs schon vor Geschäftsschluss bei Facebook vermelden: "Ausverkauft!"

In freudiger Verzweiflung schrieben sie: "Zwar konnten wir diesmal schon wesentlich mehr produzieren als letzten Sonntag, aber der Andrang in der letzten Stunde war riesig!"

Die Trennung von Hinkel sei schwer gefallen. Gauert war in der Hohe- und Mittelstraße Betriebsleiter und Bäcker. "Eine enge Freundschaft bleibt weiterhin bestehen."

Aber wie steht's nun um den Geschmack von Brot und Brötchen? Die Antwort der Autorin: Sehr lecker. Und: Man muss richtig kauen. Die Konsistenz ist fester als bei vielen anderen Bäckern. Wer bei den Brötchen zunächst denkt, die seien aber klein merkt schnell: Die haben dafür ordentlich Wums und machen satt. Und weil die Jung-Bullen am Sonntagvormittag im Laden stehen und backen, gönnen sie sich montags einen freien Tag.