Walküren-Premiere in der Deutschen Oper am Rhein Die Hubschrauber kommen

Hojotoho - so eine Wagner-Premiere im Düsseldorfer Opernhaus ist immer etwas Besonderes. Manchmal gibt es einen fetten Skandal ("Tannhäuser"), öfters einen unterhaltsamen Abend ("Lohengrin") oder eben "Der Ring des Nibelungen".

This is the end. - Aber nur der "Walküre". Im April geht's weiter mit "Siegfried".

Foto: Deutsche Oper am Rhein/ Hans Jörg Michel

Wagners "Ring", das sind ein flottes, pausenfreies Vorspiel (Rheingold) und drei weitere Abende von jeweils strammen fünf Stunden. Jetzt also "Die Walküre".
Die Feinen sind noch ein bisschen feiner. Die Klugen noch ein bisschen klüger. Die Fanatiker noch ein bisschen fanatischer. Das Düsseldorfer Schaulaufen ist bei zwei Pausen von jeweils 20 Minuten noch ein bisschen sehenswerter. Und manche Dame der Gesellschaft tritt den Beweis an, dass viel Geld noch lange nicht zu gutem Geschmack führt.

"Der Ring" hat Ausmaße, die ihresgleichen suchen. Zwei Jahre Vorbereitungszeit für das Regie-Team um Dietrich W. Hilsdorf, der im Vorfeld sagte: "Konzept heißt, sich etwas ausdenken. Wir haben reingeguckt. Gelesen. Gehört." Für ihn wird es am Ende des Abends lautstarke Buh-Rufe geben. So ist das bei Wagner.

Wer hier im Premieren-Publikum sitzt, senkt mit beinahe 50 bereits drastisch den Altersdurchschnitt. Die Dame in der nächsten Reihe erklärt ihren enthusiastischen Zuhörerinnen in breitestem Wienerisch, in welchen Städten sie als nächstes den "Ring" sehen wird. "Wagnerianer", das klingt immer ein bisschen nach Sekte, nach nächtlichem Fackelzug.

An diesem Abend in Düsseldorf ist Wagner vor allem ganz großes Musikdrama. Die Sänger müsste man an dieser Stelle alle einzeln und namentlich erwähnen. Man ahnt, wenn der musikalische Leiter Axel Kober zum Schlussapplaus die Bühne betritt, wie sehr diese fünf Stunden Konzentration und Kondition verlangen.

Und hätte man es selbst nicht gehört, wird spätestens in dem Moment, als Bayreuth-Star Linda Watson (Brünnhilde) sich zum Orchester neigt und eindeutig "WOW!" sagt, dass man an diesem Abend ein großes Stück Musik erleben durfte.

Begeisterter Applaus für Sänger, Orchester und Dirigent. Die Buh-Rufe für die Regie sind bei Wagner-Inszenierungen eigentlich obligatorisch. Da kommen dann gerne die eingangs erwähnten Fanatiker ins Spiel.

"Gab es damals schon Hubschrauber", fragt eine Dame im Parkett irritierend. Noch bevor die ersten Takte des berühmten Walkürenritts erklingen, sind für einen Moment Rotorengeräusche in der Oper zu hören. "Apocalypse now". Es passt zu Hilsdorfs Lesart, ausgerechnet die berühmteste Filmszene mit Wagner-Musik wieder zurück in die "Walküre" zu transformieren. Coppola oder Wagner - es geht um Krieg. Und so zynisch wie Robert Duvall in Coppolas Film "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" ruft, so zynisch ist der Umgang der schönen Walküren mit den gefallenen Soldaten.

Am 7. April geht's weiter: Zwangvolle Plage! Müh ohne Zweck! Dann hat "Siegfried" Premiere.

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