Kolumne: Düsseldorfer Farbenspiele Die Rathaus-Ampel glüht

Die letzte Sitzung des Düsseldorfer Stadtrates im Jahr gilt stets als eine besondere Sitzung. Am Ende treffen sich alle im Ratskeller und spätestens beim vierten Bier haben sie sich wieder gern. Zumindest stellen wir uns das so vor.

"Sie können jetzt nicht gehen. Ich will zu Ihnen reden." - OB Thomas Geisel setzt sich zu Stadtdirektor Manfred Abrahams, als Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ans Rednerpult geht.

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Während der Sitzung freilich ist das mit dem Gernhaben so eine Sache. Schließlich gibt es ja einen Machtwechsel im Rathaus. Aus der schwarz-gelben Mehrheit aus CDU und FDP wurde die Ampel mit SPD, FDP und Grünen.

Es geht um den Haushalt der Stadt, um viel Geld, und es geht auch um Gefühle. Vor allem um verletzte Gefühle. Es sollen Etat-Reden sein, die da gehalten werden. Doch es sind vor allem Abrechnungen mit den politischen Gegnern. Und so beginnt der Reigen der Reden damit, dass ein Schwarzer die Roten auf die (grüne) Palme bringt. Rüdiger Gutt, Fraktions-Chef der CDU, darf als erster in die Bütt.

Er ätzt in Richtung Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Sie ärgern die Steuerzahler mit Ihrer Art von kommunalem Beschäftigungsprogramm!" Und damit meint er die ehemalige SPD-Bürgermeisterin Gudrun Hock, die als dritte Geschäftsführerin bei Düsseldorf Congress untergebracht wurde.

Sein "Herr Oberbürgermeister! Die Fußstapfen von Joachim Erwin sind wahrscheinlich zu groß für Sie!" sorgte immerhin für einen eher heiteren Zwischenruf aus dem rot-grünen Lager: "Den Elbers erwähnen Sie wohl nicht mehr…"

Ganz unabhängig von der politischen Couleur: Gutts Rede war ein feines Stück rhetorische Handwerkskunst. Und offenbar gerade richtig, um den SPD-Mann Markus Raub auf Betriebstemperatur zu bringen. "Die Ampel ist eine Koalition der Einladung", ruft der in den Saal. Und er bemüht kräftige Worte: "Eindreschen auf den Oberbürgermeister" "Geschichtsklitterung" "Panikmache" nennt er Gutts Rede. Dass die CDU beim Sparen helfen wolle, das sei ein vergiftetes Angebot.

Wir müssen jetzt mal zugeben: Wenn sich zwei Stadtpolitiker so leidenschaftlich fetzen, dann hat das was. Auf jeden Fall Unterhaltungswert.

Der riss auch nicht ab, als Norbert Czerwinski das Wort übernahm. Der Grüne trug nicht nur einen grünen Schlips, sondern auch eine rote Brille. Ob er auch etwas Gelbes, etwas Blaues und etwas Geborgtes trägt, wissen wir nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Czerwinski versetzt Oberbürgermeister Thomas Geisel zunächst in Erstaunen als er sagt: "Wir waren überzeugt, wir haben die bessere Kandidatin!" Kurzes Zucken im Saal. Diese Ampel ist vielleicht noch nicht so synchron, wie man denkt.

Aber Czerwinski hält eine fröhliche Rede. Von dem Kulturschock, nach 15 Jahren Opposition nun auf der Seite der Regierenden zu stehen, erzählt er. Und dass er kurz überlegt habe, seine Haushaltsreden der vergangenen 15 Jahre in gebundener Form an die CDU zu überreichen. So als grüne Anregung für schwarze Gedanken. So nett wird an diesem Tag kein anderer Redner Schadenfreude verpacken.

Es folgt: Der große gelbe Showdown in Rot. Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann trägt einen roten Blazer. Als sie kommt, steht Oberbürgermeister Geisel auf. Bürgermeister Conzen möge den Vorsitz doch bitte mal übernehmen. "Sie können jetzt nicht gehen. Ich will zu Ihnen reden." An Autorität hat's der ehemaligen liberalen Bügermeisterin ja noch nie gefehlt. Geisel setzt sich also zunächst zu den Beigeordneten auf die Bank.

Was nun folgt, bringt die Ampel mächtig zum Glühen. Lobende Worte für Dirk Elbers. Der undezente Hinweis, sie habe für die CDU auf ihre eigene Kandidatur als Oberbürgermeisterin verzichtet. Und dann der Verrat, als die CDU am Wahlabend mit den Grünen auf Tuchfühlung geht… Schwarze Gedanken einer verlassenen Frau.

Die Ampel, das ist keine Liebes-Heirat für Strack-Zimmermann. Von rosaroten Beziehungsträumen ist sie weit entfernt. "Ihr Auftritt auf der Expo Real in München, wo Sie parteipolitische Statements abgegeben haben, sind vielleicht gerade noch bei einem OB-Kandidaten im Wahlkampf akzeptabel — nicht aber bei einem Amtsinhaber." Au backe, glückliche Flitterwochen gehen anders.

Und dann wirft sie noch eine Frage in den Ring: "…müssen wir eigentlich den Flughafen Düsseldorf zur Hälfte in kommunaler Regie führen?" Wird die Ampel am Ende des Tages eine kleine Fehlschaltung in der gelben Phase verkraften können? Die Systeme einmal neu starten, soll bei technischen Problemen ja helfen.

Uns bleibt am Ende die Erkenntnis: Stadtpolitik ist nichts für Feiglinge, wenn nicht nur die Ampel-Farben, sondern sogar schwarz glüht...