Kühle Verschnaufpausen Sommerorte
Keine Frage, der Sommer ist in vollem Gange, die Sonne meint es ziemlich gut mit uns. Konstant hohe Temperaturen am Tag und selbst in den Nachtstunden nur wenig Abkühlung - ein Ende dieses außergewöhnlichen Sommers scheint nicht in Sicht.
Wer die Stadt in den Sommermonaten nicht verlassen möchte oder kann, ist derzeit gut beraten, sich einen schönen Ort zu suchen, an dem er die heiße Zeit des Jahres trotzdem in vollen Zügen genießen kann.
Wenn der nächste Strand in weiter Ferne scheint und auch ein kleiner Urlaub am kühlen See nicht unmittelbar bevorsteht, wenn Schilder mit der eilig geschriebenen Aufschritt "Wir machen Sommerferien" an langen, ausgeblichenen Schnüren hinter verschlossenen Glastüren baumeln und das Leben in der Stadt insgesamt einen Gang runter zu schalten scheint, dann gilt es sich nach echten Alternativen umzusehen.jetzt! Düsseldorfer Anzeiger am Wochenende fragte daher Töchter und Söhne der Stadt nach ihren favorisierten Sommerorten in Düsseldorf, nach Orten, die es trotz der hohen Temperaturen in diesen Tagen zu entdecken gilt, an denen sie es sich in freien Stunden gemütlich machen, um Neues entdecken oder zur Ruhe kommen zu können und dort erneut Kraft zu tanken für den heißen Sommer in der Stadt.
Und so unterschiedlich die Befragten, so unterschiedlich sind auch die ausgewählten Sommerorte, die uns die Menschen, mit denen wir gesprochen haben, verrieten. Egal ob zufällig entdeckt oder zielgerichtet aufgesucht, egal ob einsamer Wanderweg im Aaper Wald oder klimatisierter Baumarkt, schattiger Biergarten am Rhein oder historischer Stadtpark - die befragten Düsseldorfer sind beim Auffinden ihrer alternativen und sommerlichen Lieblingsorte kreativ geworden und lassen uns teilhaben an ihren favorisierten Plätzen im sonnenverwöhnten Dorf.
Begleiten Sie also Maura Morales und Wolfgang Rolshoven, Lars Schütt und Sebastian Lee Philipp, Tina Husemann und Rainer Kunst bei ihren Streifzügen durch die sommerliche Stadt und entdecken mit ihnen auf Seite 3 Lieblingssommerorte in der Stadt, die trotz schreiender Hitze ein schattiges Plätzchen für Körper und Geist versprechen.
Wolfgang Rolshoven, Baas Düsseldorfer Jonges
Früher habe ich zu denen gehört, die mit dem Auto bis ins Wohnzimmer gefahren sind. Inzwischen habe auch ich verstanden: Mit Rad, Bus und Bahn bin ich schneller am Ziel und sehe, was ich früher nicht gesehen habe. Wenn ich etwa mit dem Rad zum Burghof in Kaiserswerth fahre und dabei den Rhein sozusagen einatme, fühle ich mich wie ein Urlauber, dem ein Stück Historie begegnet. Was für ein wunderbarer Flecken Erde. Und wenn ich auf dem "Weg der Befreiung" vom Polizeipräsidium bis Mettmann unterwegs bin, dann denke ich nicht nur an jene mutigen Männer, die gegen rechts aufgestanden sind, sondern frage mich auch, ob wir wohl heute auch solchen Mut aufbrächten. Oder längst aufbringen müssten?Ich finde mein Düsseldorf schön. Auf der Dachterrasse der Tonhalle oder im Biergarten der Rheinterrasse genieße ich meine Stadt. Und sollte spätabends ein Fahrrad vor der Eiskellerbar an der Kunstakademie stehen, dann bin ich es, der da drin ist.
Maura Morales, Tänzerin & Choreografin
Im Sommer, und vor allem in diesem, gehe ich besonders gerne im kühlen Grafenberger Wald spazieren. Dies ist für mich der optimale Ort, um den Kopf frei zu bekommen, meinen Gedanke freien Lauf zu lassen und Bäume zu umarmen. Außerdem liebt Lucia, unser Collieweibchen, den Trimm-dich-Pfad über alles und widmet sich gewissenhaft jeder einzelnen Übung.
Lars Schütt, Pfarrer Ev. Emmaus-Kirchengemeinde
Ich finde es schwierig, mich auf einen Ort festzulegen. In der Ferienzeit, wenn alles etwas langsamer läuft, mag ich es, verschiedene Orte aufzusuchen, die ich im Alltag weniger sehe: Baumarkt, Programmkino, Rheinwiesen etc. Aber das Schönste ist es, wenn ich so viel Muße habe, dass ich einfach drauf los spaziere, mich zufällig an einen Ort treiben lasse und dort verweile. Ich suche also den Ort auf, den ich noch nicht kenne. Mir gefällt daran, mich von meinen Gewohnheiten zu lösen. Wenn ich mich auf den Ort einlasse, entdecke ich immer etwas. Atmosphäre, Geschichten, verborgene Schönheit.
Rainer Kunst, Unternehmer
Seitdem wir dieses Frühjahr in die Florastraße gezogen sind, habe ich einen neuen Lieblingsort. Den Florapark. Es ist einer der ältesten Parks der Stadt, der 1870 durch eine private Initiative angelegt wurde. Der alte Baumbestand ist noch erhalten und wurde größtenteils auch vom Sturm Ela verschont. Es gibt einen Weiher mit vielen Enten, ein Gehege für Hunde, einen Spielplatz für Kinder, Wiesen, die zum Picknick einladen und die Florabar, an der man sich stärken kann. Alles verbunden durch verschlungene Pfade, die diese grüne Oase durchziehen und zum kleinen Spaziergang einladen. Herrlich.
Tina Husemann, Chefredakteurin & Gründerin des Magazines THE DORF
Mein Lieblingsort ist in diesem Sommer definitiv der Fahrradsattel. Nachdem ich im letzten Jahr leider durch einen Handgelenksbruch mehrere Monate gehandicapt war, genieße ich das Fahrradfahren jetzt umso mehr. Fast schon ein Klassiker: Die Route am Rhein entlang von der Altstadt aus Richtung Kaiserswerth. Wer mutig und fit ist, fährt noch ein paar Kilometer weiter — nach dem Passieren des Duisburger Ortseingangsschildes findet man den wahrscheinlich skurrilsten Biergarten der Region — das "Aschlöksken" ist wohl genau deshalb ein beliebtes Ausflugsziel und Zwischenstopp für Biker jeder Facon. Wer keine Lust auf lange Touren hat, dem empfehle ich einfach mal ziellos durch die Stadt zu cruisen — dabei entdeckt man oft die spannendsten Orte. Und nach der Fahrradtour versacken wir dann auf der Terrasse der Bar Olio oder mit dem legendären Vorspeisenteller im wieder neu eröffneten Güzel Voyage auf der Oberbilker Allee.
Sebastian Lee Philipp, Musiker (Die Wilde Jagd)
Der Hartwich Wanderweg im Aaper Wald ist mein Lieblingsspaziergang in Düsseldorf. Während der Produktionsphase des neuen Die Wilde Jagd Albums "Uhrwald Orange" ging ich hier jeden morgen spazieren oder joggen. Vor allem im Sommer, wenn Rotbuche, Stieleiche und Ahorn in voller Pracht erblüht sind, und die Kreuzotterhäute und die kleinen Wassertümpel im Sonnenlicht schimmern, umgeben von singenden Buntspechten, lauernden Mäusebussarden und aufgeregten Hunden, ist das Aaper Forstrevier immer einen Besuch wert. Ein weiterer Höhepunkt ist der "Rather Blick" mit Fernblick auf den Düsseldorfer Flughafen. Benannt ist der Waldweg übrigens nach dem Juristen und Sportpädagogen Emil Hartwich, der in Theodor Fontanes Roman "Effi Briest" dem Major Crampas als Vorlage diente.