Jacques Tilly-Dokumentation: "Die große Narrenfreiheit"
Er hat den hiesigen Rosenmontagszug mit seinen satirisch-bissigen Wagen zu einem bundesweiten XL-Renommee verholfen. Der Regisseur Steve Antonin (38) hat Wagenbauer Jacques Tilly einen Dokumentarfilm gewidmet: "Die große Narrenfreiheit".
Herr Antonin, um was geht es in Ihrem Film?
Es geht um Meinungsfreiheit, Satire und Düsseldorfer Karneval. Das ist auch der Untertitel. Es ist zudem eine Künstler-Biografie. Wir haben Tilly 2013 ein Jahr lang begleitet. Ursprünglich waren 45 Minuten geplant, jetzt sind es 90 geworden.
Wer hat Sie auf Tilly gebracht?
Meine Schwester Daniela, die bei unserem Projekt als Filmproduzentin arbeitet. Sie hatte ihn im Rahmen eines "Eine Welt"-Termins kennen gelernt. Er hatte die Banderole für eine 'fair gehandelte' Schokolade gestaltet. Sie sagte: "Das ist ein guter Typ, der kann reden. Und denk' an die Wirkung seiner Wagen..."
Wie war Ihre Reaktion?
Das war vor gut anderthalb Jahren. Mir war klar, dass das ein regionales Dokufilm-Projekt sein würde. Da kommt in der Regel nur regionale Sponsoren-Unterstützung in Frage. Da weiß man im Vorfeld: Das ist ein Plus-Minus-Null-Projekt. Aber uns hat es gereizt und als Düsseldorfer war auch der lokale Idealismus ein Grund.
Was war und ist die Herausforderung der Produktion?
Das Team war schwer zu organisieren. Wir sind jetzt zu dritt, Regisseur, Produzenten und Kameramann Michael Goergens. Wir sparen an der Manpower. Schließlich entstehen Kosten für Equipment, das wir in der Regel leihen müssen, Drehgenehmigungen und Rechte. Dazu kommen Catering, Verschließmaterial. Zwei Hauptsponsoren sprangen ab. Die entstehende Verzögerung kostete wieder. Unser Budget hat sich im Laufe des Projekts nahezu verdoppelt.
Daher rufen Sie auf Ihrer Homepage auch zur "Schwarmfinanzierung" auf?
Korrekt. Mit dem Spenden- bzw. Sponsorenaufruf wollen wir um Unterstützung bitten, um die Kosten decken. Zudem sieht es in der Verhandlung mit einem neuen Hauptgeldgeber gut aus.
Im Film selbst genossen sie prominente Unterstützung.
Das war Klasse. Der Kabarettist Jürgen Becker, DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der Pantomime Nemo, das gesamte Düsseldorfer Karnevalskomitee - viele Weggefährten Tillys standen uns für die Doku zur Verfügung. Und selbst der neue Oberbürgermeister Thomas Geisel hat sich im dicksten Stress zu seinem Amtsbeginn Zeit für uns genommen.
Kinostart ist am 12. November. Das passt, einen Tag nach "Hoppeditz Erwachen"...
Das passt auch deshalb, weil ich ab Dezember wieder in meinen eigentlichen Job im Produktionsteam von "Kalkofes Mattscheibe" bei "Pro Sieben" zurück kehre. Und bis dahin kann ich mich ein wenig vom Stress erholen. Mit Tilly zu filmen ist echt hart. Der Mann ist vielbeschäftigt und zeichnet rund um die Uhr Entwürfe...