Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne Wetten dass oder: Wo ist Geisel?

"Wo ist Behle?" Die legendäre Frage kennen wir vom Skilanglauf. Im Rathaus hieß es diesmal: Wo ist Geisel?

Wetten dass er von allen gesehen wurde? Ratsherr Marcus Münter im Fortuna-Tote-Hosen-Kult-Trikot bei der Ratssitzung. Immerhin: Auf das Vortragen von Fangesängen verzichtete er.

Foto: arl

Ratssitzung am 3. Mai: Alle da, keiner hat Lust. Der Gong schließlich zwingt alle auf ihre Plätze. Auf dem Chefsessel: Bürgermeister Conzen. Es geht gleich ans Eingemachte. Ein zäher Streit mit der Linken.

Es geht eigentlich um die Aktualität aktueller Anfragen. Manfred Neuenhaus (FDP): "Meine Fraktion fragt sich gerade: wo ist der Oberbürgermeister?" Der Beigeordnete und die Linke weiter im Clinch. Die aktuelle Anfrage bezieht sich auf ein Bauvorhaben Am Trippelsberg 100. Zornige Bürger kommentieren vom Gästebalkon. Bürgermeister Conzen muss zur Räson rufen. Neuenhaus fragt wieder: wo ist Geisel? Endlich klärt Stadtdirektor Hinzsche auf: Geisel kommt später. Was für die meisten eigentlich ziemlich normal ist.

"Der OB vertritt die Landeshauptstadt bei einem Festakt der Heinrich-Heine Universität. Das ist in seinem öffentlichen Kalender einzusehen."
Das kann Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) nicht unkommentiert stehen lassen: "Die vornehmste Aufgabe des OB ist es, diese Sitzung zu leiten!" Heißt: Hätte er doch den Hintzsche schicken können.

Schließlich kommt der Gescholtene. Auf der Pressebank wird schadenfroh lanciert: Er war bei einem Termin mit NRW Wirtschaftsminister Pinkwart. Von der FDP. Hehe.

Die Sitzung im weiteren Verlauf: Zähe Diskussionen, an deren Ende meist einstimmige Abstimmungen stehen. Dass deutsche Sprache schwierig sein kann, durften die geneigten Zuhörer beim Thema Schulbauten erleben. In Sachen Schulbau - da sind sich eigentlich alle Fraktionen einig - wird aktuell in Düsseldorf ein ziemlich guter Job gemacht. Dennoch: Steigende Schülerzahlen, der Wechsel zurück von G 8 zu G 9 - so schnell kann man selbst in Düsseldorf nicht erweitern, wie neuer Raum gebraucht wird. In Frankfurt hat die CDU deshalb eine Anregung aufgetan. Sogenannte Hybridbauten. Gebäude, die eine Kombination von Bildungseinrichtung und Wohn-, Büro bzw. Gewerbenutzung bieten. Kann man sich mal angucken, findet der Stadtdirektor.

Hybrid? Hybrid? Das bringt einen jungen Ratsherrn auf eine Idee. Dass die Stadt so munter wächst, ist ein großer Erfolg. Grund: "Weil eine Partei ja seit 19 Jahren regiert!" Raten Sie mal welche Partei Mirko Rohloff von der FDP da meinte. Da hat er wohl Hybris mit Hybrid verwechselt. Ach, diese jungen Leute und die Muttersprache...

Apropos Muttersprache: Da sind wir natürlich ganz schnell bei Heimat. "Unsere Heimat, unsere Liebe, in den Farben Rot und Weiß..." So was in der Art hatte wohl CDU-Ratsherr Marcus Münter im Kopf. Im rot-weißen Trikot mit der Aufschrift "Münter 34" hatte er wohl Sorge, nicht von allen gesehen zu werden. Und so machte der Mann während der Sitzung Kilometer um Kilometer im Saal. Bis der OB ihn ans Rednerpult bat. Eine Wette habe er verloren, aber singen wolle er jetzt nicht. Man muss bei Ratssitzungen auch mal Glück haben...

Glücklich strahlte auch Iris Bellstedt von den Grünen. Kein Wunder. Vor über zehn Jahren hat sie ein Thema aufgebracht, über das die Politik immer noch diskutiert. Das heißt, eigentlich wollte sie damals ein Badeschiff am Rhein. Inzwischen geht's ja um den Dauerbrenner Stadtstrand.

Augen auf bei der Wortwahl: Es heißt "Stadtstrand" und nicht "Sandstrand". Ein wichtiger Aspekt bei der weiteren Diskussion. Die Idee: Für fünf Standorte jetzt Konzepte sammeln, prüfen und vielleicht eines Tages entscheiden. Von Kopfkino wird da viel gesprochen.

Das ist beim Rats-Piraten Frank Grenda gerade besonders ausgeprägt, der sich einen Strand mit Zaun drumherum vorstellt. Klingt wie Guantanamo Bay für Neureiche.

Die FDP weiß, was sie nicht will: "Keine Ballermannisierung", sagt Strack-Zimmermann. "Kein Monkey Island 2.0." Keinen Eventstrand, der Volk aus einem Umkreis von 100 Kilometern anzieht. Es soll etwas für die Düsseldorfer sein. Und bitte an einem Standort, der nicht in den nächsten Jahren anderweitig verplant wird.

Einfach mal die Vorschläge und Konzepte abwarten - das schlägt die Beigeordnete Cornelia Zuschke vor. Auch müsse der Stadtstrand nicht zwingend ein Sandstrand sein. Der Moment, in dem bei manch einem das Kopfkino zu ruckeln beginnt. Das Thema wird Düsseldorf weiter beschäftigen. 2018 wird's wohl nichts mehr damit.