Demokratische Schule Düsseldorf Die Schüler bestimmen die Regeln

An einer Demokratischen Schule können junge Menschen eigenständig entscheiden was, wann, wie, und mit wem sie lernen wollen. Wichtige Schulangelegenheiten werden basisdemokratisch entschieden. Der Verein Demokratische Schule Düsseldorf plant die Inbetriebnahme einer Ersatzschule für den August 2019.

Mitglieder des Kernteams des Vereins „Demokratische Schule Düsseldorf“ (v.l.): Claudia Rehn (51), Justine Kleier (34) und Cecilia Gläsker (36) mit Kindern in der Projektwerkstatt „Niemandsland“ in Oberbilk.

Foto: Dreyer

Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Ein Spruch, der vielen Kindern — abseits einer pädagogischen Qualität — bei ihrer Einschulung auch heute noch leichthin mit auf den Weg gegeben wird. Und tatsächlich ändert sich für die Kinder, die den Regelunterricht herkömmlicher Schulen besuchen, fortan vieles. Lehrpläne geben vor, welche Inhalte in welchen Jahrgängen gelernt werden sollen. Auf das Lerntempo indes, die Interessen, Eignungen und Vorlieben der Schüler kann, wenn überhaupt, nur bedingt eingegangen werden. Ein Lernklima, das nach Ansicht des Vereins Demokratische Schule Düsseldorf nicht das Beste ist, um nachhaltige Lernerfolge erzielen zu können. "Schon gar nicht, um ein intrinsisches, ein aus eigenem Antrieb geborenes Lernen möglich zu machen", erklärt Claudia Rehn (51), Gründungsmitglied des Vereins.

Vor rund 15 Jahren erfuhr sie auf einer Tagung in Salzburg von der Mutterschule aller Demokratischen Schulen, der 1968 gegründeten Sudbury Valley School in Massachusetts, USA. Inspiriert von dem Modell kam Rehn mit dieser Idee zurück nach Düsseldorf, schloss sich dort mit weiteren Interessierten zu einer Gründungsinitiative zusammen. Unter anderem gemeinsam mit Lehrern und Pädagogen entwickeln sie nun bereits seit 2005, aufgeteilt in verschiedene Teams und betraut mit unterschiedlichen Fragen, wie etwa dem Antragsverfahren bei der Bezirksregierung, einem Finanzplan, dem pädagogischen Konzept oder den Räumlichkeiten, das Konzept einer freien, alternativen Schule für Düsseldorf.

Rund 20 dieser Schulen und Gründungsinitiativen gibt es derzeit in Deutschland, darunter in Hamburg, Leipzig und Berlin. Entgegen des Konzepts einer Regelschule bestimmen hier die Schüler weitgehend selbst die Abläufe, Regeln und Unterrichtsinhalte. Regelmäßige Schulversammlungen und dort — insbesondere von den Schülern — gestellte Anträge sollen zu möglichst viel Selbstbestimmtheit führen, um so nicht zuletzt auch ein demokratisches Verständnis und das Übernehmen von Verantwortung und Eigenverantwortung zu fördern. Insbesondere auch dann, wenn es um Lehrinhalte geht.

Das Interesse daran sollte sich, anders als bei festgelegten Lehrplänen, vielmehr aus Projekten speisen und ergeben. "Das Lösen mathematischer Aufgaben zum Beispiel erklärt sich besser, wenn ich etwas Bauen möchte und dafür Mathematik benötige, als würde ich bloß theoretische Aufgaben lösen müssen", erklärt Rehn. "Wissen wird in einer Demokratischen Schule dann vermittelt, wenn es gebraucht wird." Ergeben sich im Schulalltag Probleme, so sollen die durch ein Lösungskomitee angegangen werden. Das Interesse an der Demokratischen Schule in Düsseldorf ist groß. Vorgesehen sind zum Schulstart im Sommer des kommenden Jahres rund 50 Plätze. Schon jetzt liegen dem Verein weit mehr Anmeldungen vor. Und auch Pädagogen bewerben sich bei dem Verein bereits um Lehrerstellen.

Obwohl die Demokratische Schule insgesamt 10 Schuljahre anbietet, nimmt der Verein vorerst nur Schüler von der 1. bis zur 7. Klasse auf. Die sollen aufgrund der verschiedenartigen Schulform die Chance haben, sich an ein alternatives Lernen gewöhnen, und die Demokratische Schule noch bis zur 10. Klasse besuchen zu können. Nach einer intensiven Vorbereitung können die Schüler der Demokratischen Schule dann eine externe Abschlussprüfung ablegen. Erste Elterngespräche finden derzeit statt, um im kommenden Jahr im ehemaligen Haus Kolvenbach im Südpark mit der Demokratischen Schule zu starten. Durch eine Bürgschaft des Vereins aber auch vieler Kleinbürgschaften durch Eltern und weitere Unterstützer sind bereits jetzt die ersten drei Betriebsjahre der Schule gesichert. Dennoch: derzeit steht die Genehmigung für eine Inbetriebnahme der Schule durch die Bezirksregierung des Landes Nordrhein-Westfalen aus. Die würde mit Erteilen der Genehmigung 87 Prozent der Betriebskosten der Schule übernehmen, während die übrigen 13 Prozent Eigenanteil durch freiwillige Beiträge und Spenden gestemmt werden sollen. Die, so der Verein, umfassen dann auch die Kosten für den OGS-Betrieb sowie die Mahlzeiten aus der schuleigeneigenen Küche. "Eine Welt", ergänzt Rehn, "die sich zunehmend verändert, setzt voraus, sich immer wieder neu auszurichten." Wichtig dafür sei, dass Menschen die Freude am Lernen nicht verloren geht.

Eine Inbetriebnahme der Demokratischen Schule Düsseldorf ist für August 2019 geplant. Schulort soll das ehemalige Haus Kolvenbach, Stoffeler Kapellenweg 188, im Südpark sein.

Weitere Informationen über die Demokratische Schule Düsseldorf unter https://demokratische.schule

(Sven-André Dreyer, sad, sdr)