Der Schlag ins Glück
Roland Becker vom GC Hubbelrath ist einer der besten Golflehrer der Nation. Das hat er sogar schriftlich, so wurde er 2013 von den Kollegen etwa zum "Trainer des Jahres" gewählt. Tino Hermanns traf Becker im Vorfeld der Rheingolfmesse 2018, die vom 2. bis zum 4. März auf dem Areal Böhler stattfindet, zum Interview.
Seit 2007 ist Becker in Hubbelrath für den gesamten männlichen Bereich als Mannschaftstrainer verantwortlich. In dieser Zeit coachte der Diplom-Trainer seine Teams zu sieben deutschen Meisterschaften, viermal Herren, dreimal männliche Jugend. Schüler von ihm gewannen mehrfach deutsche Einzelmeisterschaften.
Auch im Profibereich hat Becker seine Spuren hinterlassen. Zehn Jahre trainierte er Maximilian Kieffer. Der Doppel-Jugendeuropameister konnte inzwischen auf der großen European Tour der besten kontinentalen Golf-Professionals Fuß fassen. Derzeit arbeitet Becker mit Nicolai von Dellingshausen zusammen. Der 25-Jährige überzeugte 2017 in seinem ersten Profijahr auf der drittklassigen PGA-Tour, gewann dort drei Turniere und die Jahresgesamtwertung. Nach seinem dritten Turniersieg stieg von Dellingshausen in die zweitklassige Challenge Tour auf und qualifizierte sich in nur acht Turnieren noch für das Saisonfinale der besten 45 Challenge Tour-Spieler.
Herr Becker, wie sind Sie zum Golf gekommen?
Als Kind habe ich direkt neben einem eingezäunten Armee-Golfplatz gewohnt und fasziniert durch den Zaun geschaut. Ich habe die Bälle, die drüber geflogen waren, gesammelt und verkauft. Eines Tages hat mich der Club-Präsident gefragt, ob ich nicht mal spielen wollte. Von da an habe ich jeden Tag gespielt. Für mich gab es nur Schule, Golfplatz, schlafen.
Ist es wichtig, schon als Kind mit Golf anzufangen?
Es ist wie bei so vielen anderen Dingen auch: Je jünger man anfängt, desto leichter fällt es einem, die Bewegung zu erlernen. Grundsätzlich gilt: Je älter man ist und je weniger sportliche Vorerfahrung man hat, desto schwieriger ist es, die komplizierte Bewegung zu erlernen. Golf im Hochleistungsbereich wird man nicht mehr spielen können, wenn man erst mit 40 angefangen hat. Wenn man erst später im Leben mit Golf beginnt, kann man sehr ordentliche Leistungen erzielen. Dafür muss man aber zwei-, dreimal die Woche spielen, sonst wird das nichts.
Worauf kommt es beim Golf besonders an?
Die Länge der Schläge ist nicht alles. Verlässlichkeit ist wichtiger. Jemand der zuverlässig 120 Meter weit schlägt und dabei immer das Fairway trifft, kann gut Golf spielen. Mit dreimal 120 Metern ist man bei den meisten Löchern auf dem Grün. Noch zwei Putts und man hat eine fünf gespielt. Ein Leistungssportler im Golf muss den Ball jedoch verlässlich 220, wenn nicht gar 250 Meter weit schlagen können. Vor allem aber soll Golf Spaß machen, egal in welchem Leistungssegment man sich gerade befindet.
Was ist am Golf so faszinierend?
Viele fasziniert das Gefühl eines perfekten Golfschlags. Das ist schwierig, damit selten und löst Glücksgefühle aus. Aber Golf kann auch extrem frustrierend sein. Sich zwischen diesen emotionalen Polen zu bewegen, ist schon fesselnd. Außerdem bewegt man sich in der Natur an oft sehr schönen Ecken dieser Welt. Häufig werten Golfplätze früher brach liegende Flächen auf. So wie beim GC Hubbelrath. Aus einer Ackerfläche ist das artenreichste Natur-Biotop Düsseldorfs gewachsen. So stehen mehr als 300 verschiedenen Obstbäume auf der Anlage.
Kann Golf ähnlich wie auf den britischen Inseln in Deutschland zum Volkssport werden?
Deutschland ist eine Fußball-Nation. Aber es gibt bestimmt noch viele, die Golf spielen oder öfter spielen möchten. Dafür wäre es gut, wenn es weitere Angebote neben den bereits bestehenden gäbe. Es muss ja nicht immer die komplette Runde über einen 18-Loch-Meisterschaftsplatz sein. Warum gibt es keine speziellen Senioren-Anlagen mit breiten Fairways, kurzen Löchern, die man individuell als Drei-, Sechs- oder Neun-Loch-Runde spielen kann? Golf sollte sich flexibler aufstellen.