„Pizza is God“ im NRW-Forum Appetitzügler

Im Vorfeld klang alles ganz vielversprechend. Eine Gruppenausstellung zum Thema Pizza. Die erste überhaupt in einem Ausstellungshaus. Weltweit. Eine Schau, die der Frage nachspürt, was die Faszination der Pizza ausmacht, ihre kulturelle Bedeutung und ikonische Kraft untersucht.

Ausstellungsansicht „Pizza is God“.

Foto: NRW-Forum Düsseldorf, B. Babic

Hätte interessant werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Gelungen ist "Pizza is God" nicht. Menschen mit einem eher schmalen Kunsthorizont könnten sie gar als Affront verstehen. Als Provokation. Schon an der Schwelle zur Schau fühlt man sich an das Andersen'sche Märchen "Des Kaisers neue Kleider" erinnert. "Er hat ja gar nichts an", möchte man rufen, wie das Kind, das wahr spricht.

Stattdessen schaut man vorsichtig nach rechts und links. Immerhin sind an einem Mittwochmittag einige Besucher im NRW-Forum unterwegs. Die sauertöpfisch dreinschauende ältere Dame zum Beispiel, deren Miene nicht von ungefähr kommt, nimmt sie doch gerade eines der Exponate in Augenschein. Eine Ansammlung leerer Pizza-Kartons unterschiedlicher Provenienz auf dem Fußboden.

Was wie ein Szenario aus einer x-beliebigen Studenten-WG anmutet, ist die Folge einer sogenannten "Pizza-Performance" des dänischen Künstlers Simon Dybbroe Møller. Er hat für die Schau bei so vielen lokalen Anbietern wie möglich gleichzeitig Pizza ins NRW-Forum bestellt. Kann ja nur besser werden, denkt man. Wird es aber nicht. Es folgen: eine geöffnete Pizzaschachtel mit Pizzastück-Nachbildung, eine Pizza aus Holz in Vitrine (Martin Kippenberger) mit dem — zugegeben witzigen — Titel "schlecht belegte Studentenpizza gepollockt", lackierte auseinandergefaltete Pizza-Kartons an der Wand und nicht zuletzt drei Türmchen aus bis zur Museumdecke gestapelten Pizza-Schachteln.

Im Angesicht letzterer beginnt die Halsschlagader des Museumsbesuchers doch beängstigend stark zu pluckern. Was tun? Blutdruck messen? Oder doch lieber die Stapel-Kartons umwerfen? Der Drang die Hochhäuser aus Pappe fallen zu sehen, wird nahezu unbändig.

Spätestens jetzt ist klar: Man muss hier raus. Auf kürzestem Weg. Der führt an drei Bildschirmen vorbei, die Simon M. Benedict zu verantworten hat. Einer zeigt Andy Warhol beim Essen eines Hamburgers. Der nächste den Künstler, wie er Chips verspeist. Der dritte Macaulay Culkin beim Essen einer — na? — Pizza.

Jetzt nur nicht die Gesichtszüge entgleisen lassen, sondern gute Miene machen zum bösen Kunst-Spiel. Könnte sein, dass die Reaktionen der Besucher via Kamera hinter die Kulissen des Museums übertragen werden. Dort sitzt das Kuratorenteam und lacht sich kaputt.

! Pizza is God: bis 20.5., NRW-Forum, Ehrenhof 2, Düsseldorf, Di-Do 11—18, Fr 11—21, Sa 10—21, So 10—18 Uhr