Die Botschaft der Backsteine

Anfang des vergangenen Jahrhunderts waren sie in Düsseldorf der Stoff, aus dem die Wohlstandsträume aufstiegen: Backsteine, Ziegel, Mauersteine.

Im Gewölbe kann man sich Informationen ansehen und ein Gefühl für die schwere Arbeit des Ziegelbrenners bekommen.

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Produziert wurden sie in Ringöfen am Rand der Stadt und der letzte seiner Art thront mitten in der Gerresheimer Neubausiedlung am Wildpark, jahrzehntelang vergessen, vernachlässigt, verloren - bis eine Gruppe von Bürgern Stopp sagte, die Ärmel aufkrempelte, Politiker und Verwaltungsbeamte belagerte und nicht eher Ruhe gab, bis sich die Hochtief AG als Entwickler des Geländes zum Sponsor aufschwang und alle erreichbaren Institutionen ihre Konten öffneten, um ein bisschen beizutragen zur Wahrung unseres industriellen und kulturellen Erbes und den Standort sicherten.

Geheimnisvolle Zeichen auf Ziegeln.

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"Die Ausstellung ist phantastisch, Sie werden sehen." Thomas Boller vom Förderkreis Industriepfad flachst mit einem älteren Mann vom Typ Schmales-Hemd, der schon seit langem die Atmosphäre des Ringofens kennt und sie selbst im rudimentären Zustand ohne Exponate beeindruckend findet. Doch dieses Mal haben sich die Macher um Boller, Gaby und Peter Schulenberg, Peter Stegt, Peter Henkel, Gerd Grossberndt, Franz Nawrath und Niklaus Fritschi übertroffen. Zusammen mit den Gestaltungsexperten der "Raumgefährten" fabrizierten sie eine Informationskultur und eine Stimmung mit indirekter Beleuchtung, die perfekt zur dunklen und kühlen Produktionshöhle passt.

Eine ganze Reihe von Ringöfen wurde in Gerresheim betrieben.

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Eine Biographie in zehn Kapiteln hat sie Peter Henkel genannt, ein Lebenslauf, der die Herkunft der Unternehmen genauso verfolgt wie die Vorgeschichte der Arbeiter, die in Gerresheim aus dem Lippischen stammten, im Gegensatz zu den Ziegel-Wallonen aus Belgien, die eher zum Beispiel in Derendorf ihre harte Arbeit leisteten.

Nettes kleines Fest am Ringofen!

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Dass nicht ein Bagger "aus Versehen" Schornstein und Überreste des Brennofens niederlegte, wie Bezirksvorsteher Karsten Kunert über einen Freund die Einstellung von Investoren zu diesem Fremdkörper auf einem Baugelände erfuhr, grenzt an ein Wunder. Diesen Begriff gebrauchte Niklaus Fritschi und erinnerte alle Gäste daran: "Der Kampf um den Erhalt des Ringofens war der Startschuss für die Gründung des Förderkreises Industriepfad."

Bei aller Begeisterung und Bewunderung für das Historische, vergaß ein Besucher nicht, das Produkt nüchtern einzuordnen. "Ich baue in Derendorf gerade ein Haus um, und mir sind einige Backsteine untergekommen, die aus dieser Zeit stammen müssen, weil das Haus 1906 gebaut wurde, und in denen kein Dübel hält." Gehen wir einmal davon aus, dass diese Ziegel nicht aus dem Ringofen der Firma Sassen aus Gerresheim stammen. Denn deren Arbeit war sicher - wie die Ausstellung, die man sich bis zum 12. Juli anschauen kann - phantastisch.

Mittwochs und freitags: 16-20 Uhr; samstags und sonntags 14-18 Uhr.