Retter brauchen Platz Falschparker gefährden Menschenleben
Immer öfter werden die Rettungskräfte der Stadt Düsseldorf auf der Fahrt zu Einsätzen durch Falschparker behindert. In Not geratene Menschen, Brände oder Verkehrsunfälle zählen zum täglichen Einsatzgeschehen, häufig genug kommt es dabei auf jede Sekunde an.
Am vergangenen Montag startete die Feuerwehr Düsseldorf deshalb ein Durchfahrt in Unterrath, um auf das Problem.
In Zusammenarbeit mit der Verkehrsüberwachung des Ordnungsamtes und dem Amt für Verkehrsmanagement zeigte die Feuerwehr mit einem Löschfahrzeug unter realen Einsatzsituationen, dass ein Durchkommen nur schwer und sehr langsam möglich war. Die Retter starteten dafür an der Wache Flughafenstraße in Richtung Unterrath und durchfuhren Straßen wie den Kleinschmitthauser Weg, die Oldenburger Straße oder die Irenenstraße,
"Schon seit vielen Jahren machen wir durch gemeinsame Aktionen von Feuerwehr, Ordnungsamt und Amt für Verkehrsmanagement auf die Problematik durch Falschparker aufmerksam, die unsere Rettungskräfte tagtäglich erleben. Denn wenn die Menschen über die Notrufnummer 112 um Hilfe rufen, geht es oft genug um wenige Sekunden. Wenn die Einsatzwagen dann verspätet oder gar nicht am Unglücksort ankommen, kann das schlimme Folgen für die Menschen haben. Für viele Autofahrer ist es noch immer eine vermeintliche Bagatelle, wenn sie ihre Fahrzeuge falsch parken. Jedem muss bewusst sein, 'Falschparker gefährden Menschenleben', denn die Retter von Feuerwehr und Rettungsdienst brauchen Platz, um schnelle Hilfe leisten zu können", betonte Christopher Schuster, Pressesprecher der Feuerwehr.
Ziel der gemeinsamen Aktion ist es, die Bewegungsfreiheit, die die Feuerwehr mit großen Einsatzfahrzeugen braucht, um im Notfall helfen zu können, in das Bewusstsein der Parker und besonders der Falschparker zu rücken. Im Nachhinein werden nun auch Beschilderungen und Fahrbahnmarkierungen verbessert, falls das erforderlich ist.
Situation "Falschparker auf Rettungswegen" in Düsseldorf
Die städtische Verkehrsüberwachung sprach für zugeparkte Feuerwehrbewegungszonen und -zufahrten alleine im letzten Jahr 2.708 (2016: 1.918) Verwarnungen aus. 436 (2016: 309) Mal musste der Abschleppwagen anrücken. In der ersten Jahreshälfte 2018 waren es bereits 1.289 (2017: 1.286) Verwarnungen und 287 (2017: 212) Abschleppungen, die durch die Einsatzteams des Ordnungsamtes ausgesprochen werden mussten - die Tendenz steigt.
Doch vielen Bewohnern der engen Straßen Düsseldorfs ist gar nicht bewusst, dass sie Rettungswege versperren. Falschparker ignorieren, dass die Feuerwehrfahrzeuge größer sind als normale Pkw und dementsprechend mehr Platz benötigen. Ein Drehleiterwagen ist zum Beispiel zehn Meter lang und benötigt entsprechenden Raum, um zu fahren oder zu rangieren.
Umgang mit Falschparkern bei Feuerwehreinsätzen
Wenn bei einem Notfall die Wege für die Feuerwehr durch falsch parkende Autos versperrt sind, versuchen die Einsatzkräfte zunächst, die Hindernisse zu umfahren. Aus verschiedenen Richtungen werden dann die Einsatzwagen zu der gemeldeten Adresse gelenkt, um trotz der Engpässe den Unglücksort schnell zu erreichen. Durch Umwege geht jedoch wertvolle "Rettungszeit" verloren. Oft genug sind auch die anderen Zufahrtsstraßen vollgestellt und es ist nur schwer durchzukommen. Zudem verhindern falsch abgestellte Fahrzeuge - besonders in zweiter Reihe und in Kurven geparkte - nicht nur die Durchfahrt, sondern auch das Aufstellen von Drehleiterwagen, die zur Rettung von Menschen aus oberen Etagen bei Wohnungsbränden notwendig sind. Selbst Hydranten, die von der Feuerwehr bei Bränden zur Wasserentnahme benötigt werden, sind regelmäßig zugeparkt. Wenn das Umfahren der Hindernisstelle nicht möglich ist, wird versucht das Fahrzeug wegzudrücken. Damit verbundene Beschädigungen der Autos sind keine Seltenheit.
Rücksichtloses Parkverhalten kann übrigens auch rechtliche Folgen nach sich ziehen, wenn dadurch jemand zu Schaden kommt und Ersatzansprüche stellt.
Aktuelle Beispiele für zugeparkte Rettungswege
Am frühen Sonntagmorgen, 25. Februar, kam es in Eller zu einem Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus. Da sich zum Zeitpunkt des Notrufes noch Menschen im Gebäude aufhielten, machten sich sofort zwei Löschzüge sowie mehrere Rettungsdiensteinheiten auf den Weg zur Krippstraße. Bereits nach vier Minuten erreichten die ersten Einheiten die Brandstelle und konnten die ersten Bewohner retten, das Feuer schnell ablöschen und eine Frau medizinisch versorgen. Der zweite Löschzug, der ebenfalls an der Einsatzstelle benötigt wurde, konnte die Einsatzadresse nicht erreichen. Durch Falschparker war auf den weiteren Zufahrsstraßen kein Durchkommen für die Fahrzeuge der Feuerwehr möglich. Nur durch die hohe Einsatzbereitschaft der Einsatzkräfte vor Ort konnte dieser Brand auch mit dem vor Ort eingesetzten Personal gelöscht werden.
Auf der Franz-Hitze-Straße in Urdenbach brannte es am Dienstagabend, 12. Juni, in einem Keller. Auf der Anfahrt zu der Wohnsiedlung im Düsseldorfer Süden verloren die Einsatzkräfte der Feuerwehr wertvolle Zeit, da durch in Kurven parkende Fahrzeuge ein mehrmaliges Rangieren notwendig war. Vier Menschen erlitten eine Rauchgasvergiftung und mussten anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden. Erst nach zweieinhalb Stunden war der Einsatz für die 40 Brandbekämpfer beendet.
Falschparker bremsten am Donnerstag, 5. Juli, die Einsatzkräfte der Feuerwehr auf der Weiherstraße in Unterbilk aus. Trotz der Anfahrt über verschiedene Straßen war ein Durchkommen der Retter zu einem Wohnungsbrand nicht möglich. Die Bewohner konnten sich vor dem Eintreffen der Wehrmänner ins Freie retten. Erst mit großer Verzögerung war der Löscheinsatz in der Küche möglich. Menschen wurden nicht verletzt, es entstand allerdings ein Sachschaden von rund 20.000 Euro.
Ebenfalls bei einem Küchenbrand am späten Abend des 10. August wurde der Mieter einer Wohnung in Düsseltal durch Rauchgase verletzt. Die Einsatzkräfte der Feuerwache Münsterstraße verloren rund zwei Minuten, da im Bereich der Speldorfer Straße und Scheidtstraße Pkw im Kreuzungsbereich parkten. Nur durch das sofortige Eingreifen des Mieters konnte ein größerer Brand verhindert werden, dieser verletzte sich allerdings dabei. Anschließend löschte die Feuerwehr die restlichen Brandnester ab und der Rettungsdienst versorgte den Verletzten.