NRW-Frauenberatungen alarmiert: „Unterfinanzierung gefährdet Existenz vieler Hilfen“ „Es gibt keinen Spielraum mehr“

Die rund 90 Mitgliedseinrichtungen der Landesvertretungen für die autonomen Frauenberatungen, -häuser und -Notrufe in NRW sehen bei der Finanzierung der Einrichtungen keinen Spielraum mehr und senden rund um den Weltfrauentag einen Hilferuf an die Politik. „Denn“, so auch Etta Hattenga, eine der Sprecherinnen im Landesverband autonomer Frauen-Notrufe sowie Therapeutin bei der Frauenberatungsstelle Düsseldorf, „der Bedarf nach Unterbringung, Beratung und Begleitung der Betroffenen steigt jährlich und stetig an.“

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Foto: UN Women Deutschland e.V.

Die von der Landespolitik gefassten Beschlüsse zur finanziellen Unterstützung der Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen für 2024 bis 2027 deckten nur einen Teil der tatsächlichen Kosten. Den „immer größer werdenden Rest“ zur existenziellen Absicherung der Einrichtungen müssten die gemeinnützigen Trägervereine selbst beschaffen – durch Spenden, Projektanträge oder Verhandlungen mit anderen, etwa kommunalen, Förderern.

Bereits im Sommer 2023 hätten sich die Einrichtungen mit Eilbriefen und Stellungnahmen an die Politik und das NRW-Familienministerium gewandt. Hattenga: „Die Kostensteigerungen und vor allem Tariferhöhungen für die beschäftigten Fachkräfte in den Einrichtungen lassen keinerlei Spielraum mehr zu. Die größtenteils ehrenamtlichen Vorstände übernehmen immer höhere Belastungen und gehen Risiken ein – für eine Aufgabe, für die Staat und Gesellschaft aus Sicht aller Akteurinnen zumindest die finanzielle Sicherheit liefern müssten.“

Schon jetzt gebe es einzelne Einrichtungen, die als Konsequenz der mangelhaften Finanzierung Beratungsstunden abbauen oder sogar Personalstellen streichen müssen. Und es sei absehbar, dass immer größer werdende Defizite nicht ausgeglichen werden können. In der Konsequenz würden zunehmend gewaltbetroffene Frauen und Mädchen vor verschlossenen Türen stehen.

„Auf der anderen Seite werden die Beraterinnen durch diese Konfliktspirale immer weiter belastet: Sie erleben tagtäglich die Not der Betroffenen. Sie erleben ihre eigenen Grenzen durch die grundsätzlich fehlenden Personalkapazitäten. Sie erleben dauerhaft die permanente Unsicherheit bis hin zur existenziellen Bedrohung ihres Arbeitsplatzes“, fasst Etta Hattenga zusammen.

Demgegenüber würden Verantwortliche aus Politik und Gesellschaft nicht müde, die Arbeit von Frauenhäusern und -beratungsstellen öffentlich zu würdigen und ihre Bedeutung hervorzuheben. Diese Bedeutung zu sehen, bilde aber nur die Basis für Entscheidungen und Handlungen, die folgen müssten.

Die Sprecherin folgert: „Sollte die Landesförderung im gesamten Aufgabenbereich in NRW nicht zeitnah, verbindlich und planbar nachgebessert werden, wird die Fraueninfrastruktur landesweit strukturell mit ihren Hilfsangeboten in ihrer Existenz gefährdet.“