Gerresheimer Benderstraße: „Sind die eigentlich alle.....?"
"Ich habe Straßen sterben sehen." Gerd Mahler (72) guckt besorgt. Jahrzehntelang bildete er an der Uni Architekten aus und war zehn Jahre lang Planungsausschuss-Vorsitzender in Essen. Mit dem "Gerresheimer" sprach er über die Benderstraße.
Jeden Freitag hütet er seine Enkel in Gerresheim.
Herr Mahler, was gefällt Ihnen an Gerresheim?
Dass es gut mit der Straßenbahn zu erreichen ist. Dass man fußläufig den täglichen Bedarf decken kann. Dass Kitas und Schulen nah sind.
Wie sehen Sie den geplanten Umbau der Benderstraße?
Sind die denn alle....?
Warum?
Ich habe viele Straßen sterben sehen, zum Beispiel in Altenessen. Da haben sich viele für einen U-Bahnhof stark gemacht, so nach dem Motto 'wir sind jetzt auch wer'. Heute fahren alle an Altenessen vorbei und das Unterzentrum ist auf ein Einkaufszentrum geschrumpft. Das Gleiche droht Borbeck.Wieso steuerte man nicht gegen?
Wenn in der Stadtplanung was falsch läuft, dauert das sehr lange, bevor man schleichende Prozesse bemerkt. Plötzlich steht man vor etwas, was man gar nicht haben wollte.
Hier in Gerresheim wurde doch ein jahrelanges Moderationsverfahren durchgeführt.
Ich sage nur: Stuttgart 21. Moderationsverfahren gab's da auch. Viele Bürger können sich einfach nicht die Dimensionen von großen Umbauten vorstellen.
Aber die Radfahrer zum Beispiel könnten doch ein sichereres Terrain gebrauchen.
Wenn Düsseldorf eine fahrradfreundliche Stadt wäre, hätte ich nichts dagegen - aber das ist sie nicht. Außerdem: Das Ungeordnete auf der Benderstraße hat auch seine Vorteile. Es ist charmant. Es wird nicht schnell gerast. Als Unterzentrum ist Gerresheim hier intakt. Und diese Stabilität im Unterzentrum ist für den Städtebau entscheidend.
Reden wir über Geld. In irgendeinem Ausmaß werden die Anwohner ihren finanziellen Beitrag leisten müssen.
Das ist es ja gerade. Privatleute zahlen für eine politische Entscheidung. Wenn ich Hausbesitzer wäre, würde ich keine müde Mark dafür locker machen.
Diese Abgaben würden noch eine andere Konsequenz haben. Sie treiben die Pächter von Geschäften in eine so genannte Rendite-Lage. Da müssen dann ganz andere Umsätze erwirtschaftet werden.
