Stadtteil-Händler fühlen sich vernachlässigt
Geschäftsleute in Derendorf, Gerresheim und Eller fühlen sich durch (Bau-)Projekte in den Stadtteilen im Stich gelassen. Sie fordern Oberbürgermeister Thomas Geisel auf, sein Wahlversprechen einzuhalten - und sich mehr um die Stadtteile zu kümmern.
Seit fast 20 Jahren führt Norbert Hurtz seinen Kopier-Laden hinter dem Münster-Center in Derendorf. Doch jetzt ist sein Geschäft in Gefahr. Denn der Zugang von der Münsterstraße zur Rheinbabenstraße soll geschlossen werden. Viele Mieter im Center sind bis Ende März gekündigt.
Der neue Eigentümer (seit Juni 2014 die niederländische Firma MCD) des in den 1970er Jahren erbauten Einkaufszentrums möchte das Center umbauen. Ein großer Drogeriemarkt soll kommen. "Das ist für uns fatal", sagt Hurtz. Der 60-Jährige hoffte unter anderem auf die Studenten der Fachhochschule als Kunden. Die würden durch eine Schließung der Passage ausbleiben, glaubt er.
Unterschriften gegen den Umbau
Mit der Sorge ist Hurtz nicht allein. Auch 20 weitere Geschäfte an der Glockenstraße und Rheinbabenstraße würden durch den Umbau vor schweren Zeiten stehen. Darum hat Hurtz bereits über 1600 Unterschriften gesammelt, um den Umbau zu verhindern.
Die Erfolgschancen sind gering. Denn die Stadt hat dort kein Wegerecht. Der Eigentümer im Februar bereits einen Bauantrag gestellt. "Wir wollen eine Bürgerbefragung und einen runden Tisch und damit mehr Beteiligung daran", fordert Hurtz. Um das zu erreichen, hat der 60-Jährige Oberbürgermeister Thomas Geisel um Hilfe gebeten. "Er wohnt selbst in der Nähe und hat vor seiner Wahl doch versprochen, sich mehr um die Stadtteile zu kümmern."
Geisel jedoch präsentierte in der vergangenen Woche stattdessen mit Kö- und Carlsquartier die aktuell prestigeträchtigsten Düsseldorfer Bauprojekte in der Innenstadt bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes.
Baustellen schneiden Geschäfte von der Benderstraße ab
Probleme haben auch die Händler an der Benderstraße in Gerresheim. Bis Ende 2016 soll die Straße umgebaut werden. Die Straßenbahn-Haltestellen sollen umgebaut, die Fahrbahn von vier auf zwei Fahrstreifen reduziert und die Gehwege verbreitern werden. Damit will die Stadt die "Aufenthaltsqualität nachhaltig verbessern."
Die ist aber momentan erst einmal schlecht. Denn aktuell beherrschen rot-weiße Bauabsperrungen, Baufahrzeuge und Baumaterial, die die Wege blockieren, das Bild auf der Gerresheimer Einkaufsstraße. "Wir sind auf die Wege angewiesen. Haben dadurch teilweise 20 bis 25 Prozent Umsatzrückgang", erzählt Rolf Müller, der Inhaber von Brillen Müller. "Wir fühlen uns allein gelassen", sagt er frustriert.
Denn durchdas gelagerte Material fallen Parkplätze weg, die Kunden nutzen könnten. "Ich liefere meine Brillen aus, die Leute kommen nicht mehr ins Geschäft", erzählt Müller. Um doch wieder Kundschaft in den Stadtteil zu locken sind auch die Gerresheimer erfinderisch: Der Verein "Die Benderstraße" richtet am Freitag, 20. März, jetzt schon das zweite Mal das Blütenfest aus.
"Damit wollen wir trotz Baustelle die Benderstraße für unsere Kunden attraktiv machen", sagt die Vorsitzende Giovanna Kraheck. Gewinnspiele und Aktionen locken ganztägig zu den Händlern nach Gerresheim. Die Benderstraße wird mit Blumen geschmückt, um von den hässlichen Baustellen abzulenken.
Eller wünscht sich besseres Stadtmarketing
Auch in Eller bemüht sich die Werbegemeinschaft "IndividuEller" darum, Publikum in den Süden zu locken. Das soll mit dem mittlerweile 6. Ostermarkt auf dem Gertrudisplatz oder der erste Kneipentour, bei der zwölf Bands in zwölf Gaststätten mitmachen, gelingen. Dabei ließ sich die Stadt nicht auf eine Verlängerung der Nachtruhe bis 23 Uhr ein.
Vorstandsmitglied Gabriele Hofer meint, dass "Düsseldorf Marketing besser Innenstadt-Marketing heißen könnte." Schließlich würde die Innenstadt beworben, die Stadtteile aber nicht. "Allerdings haben wir in Eller bessere Möglichkeiten als zum Beispiel Garath", räumt Hofer ein.