Vierspurige Straßen durchs Viertel?

Autofahrer sollen nicht auf zwei Spuren nebeneinander in die eine und die andere Richtung fahren, sondern nur auf einer. Ist das eine Grundsatzentscheidung für Gerresheim?

Bei der Benderstraße haben die Politiker zweimal mehrheitlich geantwortet: Ja. Das hat die Bevölkerung gespalten. Bei der Straße, die noch keinen Namen führt - außer dem komischen Kürzel L 404n - also die, die mal die Autos des Glasmacherviertels auf dem ehemaligen Glashüttengelände ab- und zuführen soll, muss man sich die Lage komplizierter vorstellen.

Die jetzige Mehrheit in der Bezirksvertretung will nichts davon wissen, die Straße längs der Bahnlinie Richtung Flingern zweispurig zu gestalten. Bei jeder Gelegenheit sagt Rainer Klöpper: "Wir wollen uns die Möglichkeit einer vierspurigen Umgehungsstraße jederzeit offen halten." Wie die Gerresheimer Initiative "Keine Stadtautobahn" die Sache sieht, entnimmt man ihrem Namen.

Ihr Sprecher Karl-Heinz Krems hat beim jüngsten Treffen noch etwas draufgelegt: "Es macht keinen Sinn, vierspurige Tangenten durch Düsseldorf zu bauen." Eher soll man sich mit Park-and-Ride-Plätzen darum bemühen, Autos aus dem städtischen Verkehr zu ziehen und die Fahrer in S- und Straßenbahn zu locken.

Bezüglich der 1400 neuen Wohnungen im Glasmacherviertel stellt sich Krems und seinen Mitstreiter außerdem die Frage: Welches Interesse sollte ein Investor - die Patrizia - haben, sich an ihr neues Wohnviertel eine Rennpiste zu holen? Hier blitzt sie wieder auf die Frage: Geht es um Grundsätzliches? Öfter machen Bürger in den letzten Jahren mobil gegen Lärm von Autos, Flugzeugen, Güterzügen. Sie wollen nicht mehr stellvertretend für die gesamte Einwohnerschaft die Kehrseite einer immer noch aufstrebenden, modernen Stadt Düsseldorf ertragen.

Aufgeladen wird das Problem durch die Kleinstaaterei der Stadtbezirke. Soeben hat die Bezirksvertretung 8, also die für Eller, Vennhausen und Unterbach zuständige, mehrheitlich geäußert: Wir wollen die Umgehungsstraße! Und sei es, durch die Düsselaue in Gerresheim. Niemand will den Stau und den Lärm bei sich (ich im übrigen auch nicht). Nochmals gefragt: Ist das Ganze eine Grundsatzentscheidung? Können Politiker wirklich in einer Großstadt den mobilen Bürger mit dem wohnenden Bürger versöhnen? Die wir ja beide sind? Oder ist dieser Lauf einer Metropole nicht aufzuhalten? Und muss man sich damit von dem Draußen-Status von Gerresheim und Vennhausen verabschieden?

Diskussionsveranstaltung der Initiative "Keine Stadtautobahn" 15. Mai, 19 Uhr, S-Bahnhof Gerresheim

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