Wie es der 74-jährige Rentner schaffte, mit seinem Sohn die 21-jährige Einbrecherin zu stellen

Die letzten Jahre hat Hans Wichmann, 74, im Tiefbau malocht. "Ist doch schön, wenn man noch gebraucht wird — und außerdem hält das jung." Und fit.

Hans Wichmann, 74, und sein Sohn Bernd haben auf der Josef-Neuberger-Straße vor ihrer Wohnung eine Einbrecherin festgehalten, bis die Polizei kam.

Foto: schrö

Vor seiner Wohnung an der Josef-Neuberger-Straße konnte der Rentner deshalb letzte Woche hinter einer 21-jährigen Einbrecherin herspurten und sie festhalten, bis die Polizei eintraf.

Halb vier an jenem Tag. Es dämmert, der Himmel regenverhangen. Hans Wichmanns Sohn Bernd trägt einen Karton in den Keller. Er sieht zwei junge Frauen, die sich im Treppenhaus des Vielparteien-Hauses herumdrücken. Als er aus dem Keller zurückkehrt, sind sie immer noch da. Er schneidet ihnen den Weg ab und fragt, was sie denn wollten. Beide werden hochnervös und flitzen plötzlich los. Die eine stößt Wichmann vor die Brust, so dass dieser hinterrücks auf die Treppe fällt. Er langt nach ihrer Handtasche. Es gibt ein Gerangel. Sie lässt los und flüchtet. Bernd Wichmann hinterher. Er beobachtet, wie sie die Straße hinunterrennt — in die Richtung, aus der gerade sein Vater kommt, der sein Auto auf dem nahen Parkplatz abgestellt hat. "Halt‘ sie fest — Einbruch!" schreit er. Wichmann Senior verfolgt sie und bekommt sie zu fassen. "Die hat sich gewunden wie ein Aal." Und: "Die hatte ganz schön Kraft."

Polizeibeamte treffen ein, Zivilstreife, die Spurensicherung, ein Hundeführer. Gemeinsam versuchen sie Beweise zu sichern und der zweiten Verdächtigen auf die Spur zu kommen. Nicht oft kommt es zu einer Festnahme. Ein Schraubenzieher wird gefunden. Leider kann die Polizei den Einbruch nicht nachweisen, da er wohl noch ganz im Anfangsstadium war.

Trotzdem, Vater und Sohn Wichmann sagen übereinstimmend: Es war ein gutes Gefühl, sich zur Wehr zu setzen. "Sonst kommt man sich so machtlos vor." Was man sonst tun kann? Den vielbesprochenen Panzer-Riegel haben sie schon seit Jahren zur Sicherung ihrer Tür angebracht. Doch nicht nur Technik ist wichtig. Bernd Wichmann sagt: "Wenn man fremde Leute im Haus sieht, sollte man sie ansprechen. Die Beamten haben uns ermuntert: Man soll da keine falsche Scham an den Tag legen."

Hans Wichmann macht sich äußerlich unbeeindruckt nur zwei Stunden später auf zum Termin seiner geliebten Gerresheimer Bürgerwehr im Schumacher an der Oststraße. Die läutet mit der Vorstellung der neuen Stiftsdamen den Karneval ein. Und, haben Sie einen Schnaps auf die ganze Aufregung getrunken? Wichmann lächelt. "Ja, später, einen Doppelwacholder."

Am nächsten Morgen ist er fast wieder der Alte. Seine Schienbeine tun ihm noch weh vom Clinch mit der Einbrecherin. Egal. Am Vormittag macht er sich auf zur Baustelle.