Einmal um die ganze Stadt? Nicht ganz
Die Stadt Düsseldorf hat Radrouten-Empfehlungen herausgegeben. Nr. 10 ist gerade erschienen: Die große Runde. Einmal um die ganze Stadt.Gut 80 Kilometer lang ist diese Tour und führt einmal rund um Düsseldorf.
Klar, als alte Stadtradler müssen wir das ausprobieren und machen uns Samstagmittag auf den Weg.
Wie uns das Begleitheftchen mit Karten empfiehlt, beginnen wir am Burgplatz und strampeln gemütlich am Rhein entlang.
Wobei - gemütlich? Natürlich herrscht Gegenwind. Bis Volmerswerth haben wir bereits ein Mantra: Warum sind wir nicht in die andere Richtung gefahren, warum sind wir nicht in die andere Richtung gefahren, warum...
Ein hübsches Segelboot kreuzt gemütlich den Rhein hinauf. Uns packt der Neid. Jetzt in der Sonne auf dem Volmerswerther Mäuerchen sitzen bleiben und zugucken - das wäre was. Aber da sind ja noch 65 Kilometer zu strampeln. Weiter geht's Richtung Himmelgeist.
An dieser Stelle müssen wir ein Geständnis machen: Wir fahren gerne und viel mit dem Rad. Das Lesen von Wegbeschreibungen betreiben wir allerdings so intensiv wie das Lesen der Bauanleitung von IKEA-Regalen. Weshalb der eine oder andere Billy bei uns nicht ganz der Anleitung entspricht.
Genau deshalb werden wir an diesem Samstag nie auf der Münchener Straße landen. Macht der Gewohnheit. Wir fahren durch Himmelgeist, ärgern uns über eine schlechte Beschilderung der Radroute und müssen später feststellen, das Schild führt zwar tatsächlich in die Irre, hat mit der Tour Nr. 10 aber nix zu tun.
Ortskenntnis ist nicht immer nur ein Vorteil. Nach der traumschönen Runde durchs Reisholzer Gewerbegebiet kommen wir über die Bonnerstraße zum Benrather Rheinufer. Samstags ist das ja alles befahrbar. Sonntags allerdings ist hier Düsseldorfer Kirmes.
Am Alten Fischerhaus vorbei fahren wir nach Urdenbach und biegen hinterm Wanderparkplatz links ab in den Wanderweg.
Längst sind wir in Sachen Wegmarkierung verwirrt. Es gibt das kleine rote Fahrradschild mit Pfeil. Das ist das städtische Radverkehrsnetz. Es gibt den "Erlebnisweg Rheinschiene" (Blaue S-Kurve). Es gibt die Euroga-Routen mit dem gelben Kreuz auf blauem Grund. Und es gibt ein Schild das aussieht, als bestünden die Radreifen aus Fußbällen.
Wir sinnieren noch über Sinn und Unsinn all dieser Schilder, da sind wir schon in der Urdenbacher Kämpe. Schön!
Aus der Kämpe raus geht's nach Garath. Und hier kommen die falsch montierten Bücherregale wieder ins Spiel. Im Hinterkopf hat längst das Warnsignal getutet. Aber wir fahren weiter, statt die Wegbeschreibung zu lesen. Inzwischen radeln wir schon auf dem Neanderlandsteig. Die kleine Karte im Tourheft hilft uns nicht mehr weiter. Wir fragen.
Der ältere Herr, den wir anhalten, schaut verstört. Wir haben nach dem Weg in Richtung Unterbach gefragt. Seinem Gesichtsausdruck nach hat er aber Nowosibirsk verstanden. Wir einigen uns schließlich auf Hilden. Das kennt er.
Bis dorthin schaffen wir es dann auch spielend - um endgültig verloren zu gehen. Beim 50:50-Joker entscheiden wir uns nämlich für die falsche Richtung und landen fast in Richrath. Dann geschieht ein kleines Wunder: Am Straßenrand steht ein Stadtplan. Wir hören Sie schon moppern: Kein Smartphone mit? Doch. Aber den Ehrgeiz, das Ding diesmal nur zum Telefonieren zu benutzen.
Die Karte bringt es an den Tag: Die ganze Streck wieder zurück, in Richtung Hildener Zentrum. Da kommt uns ein Gedanke: Wir könnten doch mit der S-Bahn... Von wegen. Die Bahn streikt. Also wird weiter gestrampelt. Und nach gut fünf Stunden sind wir dann doch noch zurück auf Düsseldorfer Stadtgebiet gelangt. Die andere Hälfte der Tour D Nr. 10 in Richtung Norden, die heben wir uns noch auf. In Ratingen gehen wir ein anderes Mal verloren...