Neue Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern „Mein Sternenkind ist immer da“

"Nie in meinem Arm. Immer in meinem Herzen." Elke Linneboden-Röhrbein hat in Düsseldorf eine Selbsthilfegruppe für die Eltern von Sternenkindern gegründet.

"Aus eigener, trauriger Erfahrung weiß ich, wie sehr man sich nach Menschen sehnt, die einen verstehen können." Elke Linneboden-Röhrbein hat eine Selbsthilfegruppe für die Eltern von Sternenkindern gegründet.

Foto: LR

Elke Linneboden-Röhrbein ist 24 Jahr alt, als sie schwanger wird. Zwillinge. Es gibt Komplikationen. Im Krankenhaus empfiehlt ein Arzt schließlich, eines der beiden Kinder im Mutterleib zu töten, damit das andere überlebt. "Das sagte mir der Arzt im Vorbeigehen auf dem Flur."

Die werdende Mutter ist geschockt. Welches der beiden Kinder denn getötet werden solle will sie wissen. Der Arzt sagt, das Kleinere. "Der kleinere der Zwillinge ist heute 25 Jahre alt", sagt Linneboden-Röhrbein. Sie lehnt ab. In der 32. Schwangerschaftswoche schließlich hört bei einem der Zwillinge das Herz auf zu schlagen.

"Sternenkinder" nennt man Kinder, die vor, während oder nach der Geburt versterben. "Ein Tabuthema", sagt Linneboden-Röhrbein. Sätze wie "Du bist doch jung genug, um es noch einmal zu versuchen" oder "Ein Kind hast du ja" zeugen für Linneboden-Röhrbein bis heute von tiefem Unverständnis für eine solche Situation. Eine Selbsthilfegruppe gibt es vor 25 Jahren nicht.

Ein Jahr später wird sie wieder schwanger. "Ungeplant", wie sie sagt. Sofort ist die Angst da, es könnte wieder etwas passieren.

Die junge Mutter sucht bei einer Psychologin Hilfe. "Wir haben darüber gesprochen, und ich hatte das Gefühl, es hilft mir." Elke Linneboden-Röhrbein entwickelt Strategien, um mit der Situation fertig zu werden. "Für mich ist mein Sternenkind immer da", sagt sie. Es ist präsent, ein fester Teil der Familie. "Man lernt, damit umzugehen. Es vernarbt. An manchen Tagen allerdings berührt es mich sehr, wenn ich auf den Friedhof gehe."

Vor zwei Jahren führt sie ein Gespräch auf dem Friedhof, das die alte Wunde wieder aufbrechen lässt. Für Elke Linneboden-Röhrbein die Initialzündung für die Gründung einer Selbsthilfegruppe. "Mir hätte es damals geholfen, wenn ich mit anderen betroffenen Eltern hätte reden können!"

Denn heute weiß sie, dass es ihr gut tut, darüber zu reden. Nur finden sich im gewohnten Umfeld selten verständnisvolle Gesprächspartner. Mit der Selbsthilfegruppe soll sich das nun ändern. Mit Unterstützung ihrer Familie hat sie Flyer erstellt und verteilt. Vier Frauen haben sich bereits gemeldet. Ein erstes Treffen findet jetzt statt.

Für Elke Linneboden-Röhrbein wird das Teil ihrer Strategie sein: Zuzuhören, zu verstehen und den anderen Frauen dabei helfen, ihren Schmerz zuzulassen und zu verarbeiten.

! Elke Linneboden-Röhrbein, Sternenkinder-Düsseldorf, erreichbar unter der E-Mail: sternenkind.immerimherzen@gmail.com

Das nächste Gruppentreffen findet am Freitag, 23. Februar, um 18.30 Uhr statt

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