Boiband aus Berlin im FFT

Allein die Biografien der drei Boiband-Mitglieder machen Lust darauf, sich näher mit ihnen zu beschäftigen. Tucké Royale hat in Berlin und New York Puppenspielkunst studiert. 2015 hat er den "Zentralrat der Asozialen" ins Leben gerufen.

Black Cracker, Tucké Royale und Hans Unstern sind Boiband.

Foto: Tanno Pippi

Im vergangenen Herbst wurde sein Rachemusical "Mit Dolores habt ihr nicht gerechnet" uraufgeführt.

Hans Unstern gab seinem 2010 erschienenen Debütalbum den schönen Titel "Kratz dich raus". Er baut Harfen und gilt als "exzentrischer Radikal-Chansonnier".

Black Cracker wuchs in den Wäldern Alabamas auf. Er studierte Malerei, Druckkunst und Kunstgeschichte in den USA und arbeitete schon mit Musikbusiness-Granden wie Blixa Bargeld oder Cocorosie zusammen. Noch Fragen? Das gemeinsame Projekt der drei Herren, genannt Boiband, wurde Anfang 2016 aus der Taufe gehievt.

Zunächst waren Royale und Unstern noch zu zweit. Im vergangenen Jahr stieß dann Black Cracker zu ihnen. Die Aufgabenverteilung im musikalischen Dreieck ist seitdem klar: Unstern und Royale zeichnen für die Songs verantwortlich, Cracker produziert die Beats und Sounds. Im August 2017 erschien das erste Album des flotten Dreiers. "The Year I Broke My Voice" besticht zuallererst mal durch seine unkonventionelle Instrumentierung. Den organischen Dreh- und Angelpunkt bilden dabei die von Unstern gebauten Harfen, von ihm höchstpersönlich gezupft, geschlagen und gestrichen. Sie treffen auf Royales analoges Schlagzeug und die urbanen Sounds und Arrangements von Cracker.

Als wäre all das nicht schon irre genug, erklingen dazu die Stimmen der Herren Unstern und Royale. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Schwindelerregend hoch die von Unstern. Eine Oktave tiefer mit ordentlich Pathos in den Stimmbändern die von Royale. Gemeinsam lassen sie in Stücken wie "Herosexual", "Second Puberty" oder "Who‘s Your Daddy" gewohnte musikalische Erzählweisen links liegen und beschreiten einen innovativen Weg in die Zukunft. Das bessere Leben, so jedenfalls das Versprechen der drei Herren, sei viel mehr als nur ein blasser Traum. Die Kompositionen ihres Debutalbums machen nicht zuletzt diesbezüglich Hoffnung: In "Bikini Atoll" sprechen Boiband eine Einladung auf die post-utopische Insel aus. In anderen Songs referieren sie auf queere Wahlverwandte und Bewegungen. Und in ihrem pornografischen Anti-Einschlafgebet "Perineum" huldigen sie vergessenen Genitalien.

Supportet werden die drei Herren in den FFT Kammerspielen übrigens von einer Dame: Pony alias Daniela Georgieva. Die Düsseldorferin macht elektronische Musik, die auf den Körper abzielt, direkt auf den Körper. Zusammen mit der Boiband könnte das eine exotisch-explosive Mixtur ergeben.

Sonntag, 18.2., 20:30 Uhr, FFT Kammerspiele, Jahnstr. 3, Düsseldorf, fft-duesseldorf.de