Eine Stadt übt Solidarität, redet, hilft und sagt‘s den Kindern Wie den Krieg erklären?
Bomben, Zerstörung, Tod oder Flucht - und nicht weit weg. Der Krieg in der Ukraine ist zum grausigen Bestandteil des Lebens auch in Düsseldorf geworden. Die Stadt und die Menschen in ihr begegnen dem Leid, helfen, üben Solidarität, biete Gespräche an - und sagen‘s den Kindern...
Stadtepartnerschaft mit Czernowitz:
In seiner jüngsten Sitzung hat der Stadtrat die Städtepartnerschaft mit der westukrainischen Stadt Czernowitz beschlossen. Zuvor hatte deren Bürgermeister Roman Klischuk in einem bewegenden Videoappell über den „Krieg ohne Regeln“ in seinem Land berichtet, bei dem es auch um die „Freiheit in ganz Europa“ gehe. Klischuk: „Wir sind jedem von Ihnen aufrichtig für Ihre Unterstützung und Hilfe dankbar und hoffen auf eine gute Zukunft und einen schnellen Wiederaufbau unseres Landes.“ Czernowitz (260.000 Einwohner) ist die Hauptstadt der Oblast Tscherniwzi und war vor dem Zweiten Weltkrieg eine Hochburg jüdischen Lebens. So stammt die berühmte Dichterin Rose Ausländer von dort. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hat sich nach dem 2. Weltkrieg und der Shoah auch mit Hilfe von Überlebenden aus der Bukowina neu gegründet. Viele Personen der heutigen Gemeinde der Landeshauptstadt stammen von dort. Herbert Rubinstein, neben Paul Spiegel wohl der prominenteste Vertreter der Gemeinde, wurde in Czernowitz geboren. Seit 2015 gibt es zahlreiche zivilgesellschaftliche Projekte zwischen Düsseldorf und Czernowitz. So wurde etwa das Projekt „Erinnerung lernen“ initiiert und fortentwickelt. Das Albert-Einstein-Gymnasium pflegt eine Schulpartnerschaft mit dem Gymnasium Nr. 1 von Czernowitz.
Über die Ohnmacht reden:
„Der Ukraine-Krieg sorgt auch bei uns für ein Gefühl von Ohnmacht und Angst, konkrete Sorge um Angehörige im Kriegsgebiet oder auch die Furcht vor einer nuklearen Katastrophe“, so Caritas-Sprecherin Stephanie Agethen. „Der Wunsch, sich zu engagieren, darüber zu sprechen und Gleichgesinnte zu finden ist groß.“ Der Sozialträger will Betroffene ermuntern, sich auszutauschen, sich zu vernetzen, sich gegenseitig Trost zu spenden – oder sich einfach mal abzulenken. Angesprochen sind alle, Interessierte mit oder ohne ukrainische Wurzeln, Ukrainer, die hier zuhause sind oder noch fremd. Angeboten wird „ein „geschützter Raum“, in dem Betroffene sich ihre Sorgen von der Seele reden könnten. Treffpunkt ist jeden Montag von 15 bis 17 Uhr im Welcome Point 1, Klosterstraße 92.
Wie erklärt man Kindern den Krieg?
„Je jünger das Kind, desto einfacher sollte die Erklärung sein“, so Experten des Düsseldorfer Konzerns Arag. Den Wissensstand beim eigenen Nachwuchs ermitteln. Sachlich informieren, ohne zu beschönigen, aber auch ohne in wilde Spekulationen zu verfallen. Dabei könne durchaus über eigene Gefühle gesprochen werden. „Es ist legitim, sich Sorgen zu machen oder auch einmal etwas nicht zu wissen.“ Unbedingt gelte: Panikmache vermeiden. Es sollte vermittelt werden, dass es Menschen gibt, die eine Lösung im Konflikt finden wollen.