Ton trifft Gefühl

Es begann, wie so oft in der Musik, mit der Liebe. Oder dem, was davon übrig war...

Vera Rivera in ihrem Element - sie fokussiert sich jetzt stärker auf die eigene Musik.

Foto: Nicole Gehring

"Mein erster Song ist aus Liebeskummer entstanden", sagt Vera Rivera. Die Beziehung rettete das Premierenstück nicht, doch es hat Spätwirkung - die Wahl-Düsseldorferin will Musik zu ihrem Beruf machen. 2014 hatte die heute 38-Jährige "Let me be there for you", eine eingängige Pop-Ballade, selbst geschrieben und arrangiert. "Ich wollte diese schwierige Zeit damals auf diesem Weg überstehen", sagt sie nachdenklich. Dann ein Lächeln: "Zudem hoffte ich vielleicht, meinen Ex-Freund zu beeindrucken, doch es nutzte nichts."

Allerdings - das gefühlvolle Debüt ist Auftakt und Impulsgeber zugleich. Rivera, kein (!) Künstlername, in Bottrop als Tochter philippinischer Eltern geboren und aufgewachsen, macht keinen Hehl aus ihren Emotionen. Sie macht sie vielmehr zu Musik. Ton trifft Gefühl!

Harmonische Klänge begleiten sie von Kindesbeinen an. Mit sechs Jahren startet der Klavierunterricht, sie singt in einem Chor. Der Vater hört Achtziger-Jahre-Musik, Indie-Pop - Elemente, die die Töne der Tochter - sie begleitet sich am Piano selbst - später mit prägen werden. Ende der Neunziger, nach ihrem Abitur, fehlt ihr noch der Mut dazu. Sie absolviert ein Wirtschaftsstudium, arbeitet als Diplom-Kauffrau. Und blickt zurück: "Musik ist so eine emotionale Sache für mich, ich hatte damals Sorge, dass ich da zu analytisch rangehe." Mit ihrem persönlichen Debüt-Lied ändert sich das langsam, 2016 denkt sie zum ersten Mal daran, das Musik mehr als ein Hobby für sie ist.

2017 nimmt ihre musikalische Entwicklung dann Fahrt auf. Im Frühjahr stemmt sie ihren ersten öffentlichen Auftritt ("Ich habe am ganzen Körper gezittert"). Erste Erfolge stellen sich ein: "Let me be there for you" wird im Herbst als Single auf Online-Portalen gespielt. Wenige Wochen später gewinnt sie einen Song-Contest im Radio. Bis hier hin hat sie sich bereits eine Reihe von Live-Gigs organisiert - singt und spielt bei Privatfeiern in kleinen Clubs oder Bars.

Das Repertoire vereint Coverstücke und eigene Songs, denn inzwischen sind es fünf englische und zwei deutsche Lieder aus eigener Feder. Analytisch ist Vergangenheit. Es geht thematisch um Beziehungen, gesellschaftliche Belange, auch ein wenig Melancholie findet Eingang in ihre Musik. "Meine eigenen Songs sprechen mir aus der Seele, das ist nicht immer leicht. Da steht man schon mal nackt auf der Bühne." Die Seele singt sie sich frei.

Ideen für Songs entstehen oft im Alltag, in der Straßenbahn, beim Blick in die Gesichter von Menschen. Dann setzt sie sich ans Klavier, probiert Akkordfolgen aus. "Melodien zu finden, fällt mir leicht", sagt sie. So entsteht erst die Musik , dann der Text.

Mit Beginn des Jahres 2018 wird es konkret. Vera Rivera hat ihren Job an den Nagel gehängt, setzt auf das professionelle Standbein Musik, will sich "vollkommen darauf konzentrieren". Ungefähr bis Mai soll die erste EP stehen. Darauf unter anderem auch ihr neuestes Stück "Glaub an mich".
Das passt auch privat: So möchte sie der Verlobung mit ihrem Freund schon bald die Hochzeit folgen lassen. Singt sie auf ihrer eigenen Vermählung? Vera Rivera lacht: "Vielleicht bekommt er zumindest ein Ständchen von mir."