"Eine Art Insel" Unterwegs mit Urban Sketcher Norbert Krümmel
Norbert Krümmel hat seine Arbeitsutensilien immer am Mann. Fineliner, Skizzenblock, Aquarellkasten und Wasser, mehr braucht er nicht. Der 56-Jährige ist Urban Sketcher. Bedeutet: Er zeichnet im öffentlichen Raum.
Das kann am Flughafen sein, in der Kneipe oder im Wald.
"jetzt! Düsseldorfer Anzeiger am Wochenende" zeigt alle paar Wochen eine neue Zeichnung des Architekten und gebürtigen Düsseldorfers.
Herr Krümmel, für die aktuelle Ausgabe haben Sie eine gastronomische Instanz in Düsseldorf im Bild festgehalten.
Das stimmt, den Clube Portugués gibt es ja schon ewig. Er war zunächst an der Mindener Straße, damals noch als Verein organisiert. Irgendwann wurde daraus dann ein normales Restaurant.
Was verbinden Sie mit dem Restaurant?
Ich gehe da schon ewig hin. Mindestens zwei Mal im Monat bin ich mit Kollegen dort zum Mittagessen. Wir arbeiten ja in direkter Nähe, auf dem Gelände der Schwanenhöfe. Die Besuche im Clube sind für mich immer kleine Fluchten aus dem Alltag. Im Inneren des Lokals hängen Heiligenbildchen und Madonnen neben Fußballtrikots. Man fühlt sich wie im Urlaub in Portugal. Ohnehin ist die ganze Ecke fest in portugiesischer Hand. Es gibt in der Nachbarschaft drei weitere portugiesische Restaurants und einen Lebensmittelladen. Ich vermute, dass das damit zusammenhängt, dass in der Gegend früher viel Industrie angesiedelt war. Und die Portugiesen gehörten ja zu den ersten Gastarbeitern, die in den Sechziger-Jahren nach Deutschland kamen.
Wie kamen sie auf die Idee, das Haus zu zeichnen?
Das Haus hat mich schon immer fasziniert, weil es so frei steht. Wie eine Art Insel. Es ist schon über 100 Jahre alt. Vor einigen Wochen habe ich dann in Flingern-Süd, wo ich in einem Architekturbüro arbeite, das Gerücht gehört, das Haus werde abgerissen. Ich habe daraufhin sofort beim Bauamt angerufen, um Informationen zu bekommen. Es stellte sich dann heraus, dass in direkter Nachbarschaft des Clube Portugués ein Hotel und Mikroapartments entstehen sollen. Das Eckhaus selber bleibt aber unangetastet. Es verliert halt wahrscheinlich nur seine Insellage. Aber die hatte es vor dem Krieg vermutlich auch nicht.
Die Bewohner der Kiefernstraße dürfte die Entwicklung nicht freuen, oder?
Das Projekt wird voraussichtlich die Gentrifizierung des Stadtteils weiter vorantreiben. Und was die Kiefernstraße angeht: Die hat natürlich ihre ganz eigene Identität. Ich habe dort neulich ein Transparent gesehen, auf dem stand "Die Kiefern wächst weiter — Herzlich willkommen", das hat mich ein bisschen gewundert.