Gar nicht traurig: Lena (17) macht ein Praktikum im Hospiz

Lena Pütz ist gerade 17 geworden. Das Thema Tod ist ihr bislang kaum begegnet. Ihre Mutter war der Meinung, das sollte sich ändern. Jetzt macht Lena ein Praktikum im Hospiz.In ihrer Familie ist sie aber nicht die erste.

Hospiz-Leiterin Dr. Susanne Hirsmüller mit Schüler-Praktikantin Lena Pütz in der Küche.

Foto: ho

Ihre große Schwester Hannah (heute 23), war vor sechs Jahren sogar die erste Schülerpraktikantin überhaupt im Hospiz des Evangelischen Krankenhauses. Bruder Lukas (20) folgte. Jetzt also Lena.

Die Geschwister hatten nur gute Erfahrungen zu berichten. Aber bei den Eltern von Mitschülern stieß Lena aufs Gegenteil. "Vor allem die Eltern, die selbst in Pflegeberufen arbeiten, hatten jede Menge Vorurteile", erzählt Lena. Sie muss lachen. "Man hat mich gewarnt, dass hier im Hospiz alles total traurig sei. Und ich sollte mir doch lieber einen anderen Praktikumsplatz suchen."

Lena besucht die Waldorfschule in Gerresheim. Ein dreiwöchiges Sozialpraktikum ist Pflicht für die Schüler. Und Lena lässt sich nicht beirren, geht tatsächlich ins Hospiz. Wir treffen sie am Ende der zweiten Woche. Eine ruhige junge Frau, deren Augen strahlen, wenn sie von den Erfahrungen im Hospiz erzählt. Lena ist hauptsächlich in der Küche tätig. "Dadurch komme ich hauptsächlich mit den Patienten in Kontakt, die in der Küche täglich essen." Sie sagt: "Es ist schön, dass so ein bisschen Abstand bleibt, weil ich mit den eigentlichen Pflegearbeiten nichts zu tun habe."

Aber wie steht es nun mit all den Warnungen, die Lena auf den Weg gegeben wurden? Alles total traurig? "Es ist wirklich ganz anders. Natürlich gibt es kleine Momente, wo ich weiß, das Krankheitsbild hat sich verschlechtert und dem Menschen geht es emotional sehr schlecht. Aber überwiegend herrscht hier eine ganz tolle Atmosphäre!" Freundliche Angehörige und ein gutes Miteinander unter den Mitarbeitern prägen für Lena das Bild im Hospiz. Sie selbst sagt von sich, sie habe sich verändert.

"Ich habe hier gelernt, leichter auf Menschen zuzugehen. Ich bin eigentlich eine sehr ruhige Person. Aber hier haben mich wirklich alle so offen empfangen, dass es mir von Anfang an sehr leicht fiel, selbst offen zu sein."

Dr. Susanne Hirsmüller leitet das Hospiz am EVK. Sie kann Lenas Entwicklung nur bestätigen. Die Idee, Schülerpraktikanten zu nehmen, entstand 2009. "Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann war die Verbündete des Hospizes und wollte Hospiz und Jugendliche zusammen bringen." Hirsmüller und die FDP-Politikerin besuchten gemeinsam Schulen, um für die Idee zu werben.

So wurde Lenas ältere Schwester Hannah die erste Schülerpraktikantin. "Seitdem nehmen wir pro Jahr zwei bis drei Schülerpraktikanten", so Hirsmüller. Gerade erst haben sich zwei Schüler eines Gymnasiums in Haan beworben. "Ich musste mich sogar entscheiden", sagt Hirsmüller nicht ohne Stolz, dass die jungen Leute das Hospiz kennenlernen möchten.

"Für uns als Team sind die Schüler eine enorme Bereicherung und die Patienten haben große Freude an den jungen Leuten, die so offen sind." Hirsmüller gibt aber auch zu: "Es hat eine Zeit gedauert, bis das Hospiz sich getraut hat." Dafür wird der Mut heute umso mehr belohnt. Und Lena ist jetzt doppelt froh, dass sie sich nicht hat beirren lassen. Ihre eigenen Erfahrungen sind super. Die ihrer Mitschüler, die teilweise das Praktikum im Seniorenheim machen, sind nicht immer so positiv.