Der Düsseldorfer Krimiautor Horst Eckert im Gespräch mit dem Düsseldorfer Anzeiger Erschaudernder Blick in den eigenen Abgrund

Der deutschlandweit erfolgreiche Düsseldorfer Krimi-Autor Horst Eckert legt am kommenden Montag, 8. März, seinen neuen Roman vor. „Die Stunde der Wut“ ist sein insgesamt 17. Eckert spricht im Interview mit uns über Produktivität, Predigen, die Provinz und den „schönsten Job der Welt“.

Krimi-Schriftsteller Eckert im Düsseldorfer Hafen - „Warum sollte ich?“

Foto: Kathie Wewer

Herr Eckert, mit „Die Stunde der Wut“ legen Sie ihren 17. Kriminalroman in rund 25 Jahren als Autor vor. Das sind ja Ausmaße wie bei Stephen King. Der kommt liebend gerne auf den Horror, Sie bleiben seit Mitte der 1990er Jahre dem Krimi treu. Was triggert Sie an diesem Sujet zu solch einem Arbeitspensum?

Das Schreiben ist mein Beruf, also triggert mich das Geld. Aber natürlich auch die Freude am Erfinden von spannenden Geschichten. Ich habe den schönsten Job der Welt! Aber so fleißig komme ich mir selbst gar nicht vor. 17 Romane seit Mitte der Neunzigerjahre sind nicht viel.

Alle eineinhalb Jahre ein Buch. Andere sind da viel produktiver.

Rechtsextremismus („Wolfsspinne“), Machtmissbrauch und Geheimdienst-Verschwörung („Im Namen der Lüge“) und jetzt Korruption, Gier, politische Intrigen. Der Deutschlandfunk bezeichnete ihren Stoff einmal als gleichzeitigen „Kommentar zur Zeit“. Orientieren Sie sich in Ihren Romanen stets an der Aktualität, nehmen gar eine Haltung ein?

Für mich ist ein Krimi stets in Ort und Zeit verankert. Er reflektiert, was sich gerade so tut. Aber Aktualität kann nicht heißen, die Tagesschau abzuschreiben. Es geht vielmehr um die Psyche der Menschen und die Moral der Gesellschaft. Eine Haltung habe ich im Privaten. Kann sein, dass sie beim Schreiben etwas durchschimmert, aber es ist nicht mein Job, zu belehren oder zu predigen. Ich versuche möglichst spannend zu unterhalten. Das schließt allerdings nicht aus, dass ich nebenher zum Nachdenken anrege. Nachdenken hat noch nie geschadet, und beim Krimi lesen ist es nicht einmal mühsam.

Wie entwickeln Sie ihre Haupt-Romanfiguren? Gibt es Ableitungen von realen Personen, bedient man sich an Teilen der Krimi-Populärkultur, sind es bloße Fantasiegebilde?

Ich entwickle sie mit der Handlung. Das bildet eine Einheit, denn wie die Figuren handeln, das charakterisiert sie. An der Populärkultur des Genres, an den Figuren von Agatha Christie oder Raymond Chandler, orientiere ich mich eher nicht, denn die sind Vergangenheit. Vielleicht ist das der Fehler vieler Krimis, in denen die Kinder von Migranten noch immer nur die Taxifahrer, Dealer oder Nutten sind. Die Gegenwart sieht anders aus, und ich orientiere mich besser an ihr.

Geboren in der eher beschaulichen Oberpfalz leben Sie nun schon viele Jahre in Düsseldorf, davor in Berlin. Braucht es die Atmosphäre, die Anonymität und auch Bedrohlichkeit  einer Großstadt, um „Deutschlands wichtigster Vertreter des hartgesottenen Kriminalromans“, wie Sie der WDR taufte, zu werden?

So beschaulich ist die Provinz gar nicht. Auch in der Oberpfalz wird gemordet. Aber die Großstadt bietet mir die Vielzahl an sozialen Milieus, die ich brauche, um meine Fantasie austoben zu können. Von der Drogenszene bis zur Landesregierung, zu Banken und Konzernzentralen - überall kann ich meine Geschichten anknüpfen. Das ist herrlich. Und auch privat fühle ich mich hier pudelwohl.

Was sind denn Ihre drei krimikompatibelsten Orte in Ihrer aktuellen Heimatstadt?

Bezogen auf „Die Stunde der Wut“ ist das ein Haus an der S-Bahn in Bilk, der heruntergekommene Ort für den Mord zu Beginn. Dann der Medienhafen mit dem fiktiven Firmensitz des Milliardärs Hartmut Osterkamp, der mit dubiosen Mitteln die Politik beeinflussen will. Und schließlich der Flughafen, wo ein Teil des Showdowns stattfindet.

Die Deutschen und ihre Krimis, ob im TV, auf der Bühne oder im Buch. Sie finden als landesweit erfolgreicher Autor ein begieriges Lesepublikum. Was glauben Sie, fasziniert hierzulande an der Gattung?

Da gibt es sehr viele Gründe, wie es auch ganz unterschiedliche Krimis gibt. Gemeinsam ist den diversen Verbrechensgeschichten, falls sie gut erzählt sind, dass sie uns in Spannung versetzen und beim Blick in unsere eigenen Abgründe erschaudern lassen.

Wer ist eigentlich Ihr(e) ganz persönliche(r) Lieblings-Krimischriftsteller(in)?

Das ändert sich von Lektüre zu Lektüre. Derzeit mag ich den Australier Gary Disher, die Schottin Denise Mina und den Kalifornier Michael Connelly.

Können Sie sich vorstellen, tatsächlich einmal auf einem gänzlich anderen literarischen Feld unterwegs zu sein und wenn ja, auf welchem?

Warum sollte ich? Auf dem Feld der Kriminalliteratur kann ich alles erzählen, was Literatur erzählen kann. Nur kommt die Spannung noch hinzu.

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