Zu Besuch im Wasserwerk Flehe 14 Grad deutsche Härte

Rund 120 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche pro Tag. In Düsseldorf, Erkrath und Mettmann garantieren die Stadtwerke Düsseldorf die Versorgung von circa 700.000 Menschen mit Wasser. Dessen Aufbereitung passiert in drei landeshauptstädtischen Wasserwerken. Eins davon steht in Flehe.

Eingang zum Wasserwerk Flehe.

Foto: Foto: Stadtwerke Düsseldorf AG – Unternehmenskommunikation

Hinter dem Pförtner-Häuschen des Werks steht Matthias Rammler und schüttelt den Kopf. Der 53-Jährige ist Abteilungsleiter Technik der Wasserwerke. Als solcher führt er regelmäßig Gruppen über das Gelände. Der Grund für Rammlers Unverständnis: zwei Besucher beziehungsweise ihre mitgebrachten Wasserflaschen. Das sei ja wie Eulen nach Athen zu tragen, findet er: „Wasser haben wir hier ja nun wirklich genug.“

Kurz danach wird im Schulungsraum eine Kostprobe kredenzt. Stilvoll aus Glasflaschen. Mit Kohlensäure versetzt. „Ein Drittel aller Mineralwasser, die Sie im Laden kaufen können, hat weniger Mineralien als unser Trinkwasser“, sagt Rammler stolz. Die gelösten Calcium- und Magnesiumverbindungen sowie weitere Mineralstoffe machen die sogenannte Wasserhärte aus. Sie ist von Quelle zu Quelle unterschiedlich und variiert demnach regional. Das Düsseldorfer Wasser liegt mit 14 Grad deutscher Härte im Bereich „hart“.

Circa 100 Menschen arbeiten in den drei Düsseldorfer Wasserwerken. Sie sorgen dafür, dass täglich im Schnitt 140.000 Kubikmeter Wasser aufbereitet werden. Durch ein 1.800 Kilometer langes Leitungsnetz – das entspricht der Entfernung Düsseldorf/Madrid – gelangt das Wasser zum Verbraucher. Das Wasserwerk in Flehe ist die „Keimzelle der Trinkwasserversorgung“ (Rammler) in Düsseldorf. Es ging 1870 in Betrieb. Nach einer Cholera-Epidemie, die 111 Tote forderte, wollte man die hygienischen Verhältnisse bei der Wasserbeschaffung verbessern. Im kommenden Jahr feiert das Werk seinen 150. Geburtstag. Gemeinsam gehen wir zum Deich. Während das Rheinufer an vielen anderen Stellen in Düsseldorf mit Scherben, Zigarettenkippen und sonstigem Müll gespickt ist, wirkt das Gelände des Wasserwerks auffallend sauber. Das muss natürlich so sein. „Wir befinden uns hier in einer Wasserschutzzone“, erklärt Rammler. Diese reiche von der Fleher Brücke bis zur Himmelgeister Landstraße. Auf dem 58 Hektar großen Gelände kommen weder Dünger noch Pestizide zum Einsatz. So ist nicht zuletzt auch eine Oase für Pflanzen und Tiere entstanden.

Zurück zum Wasser. Das sogenannte Rohwasser stammt zu drei Vierteln aus versickertem Rheinwasser und zu einem Viertel aus Grundwasser. Die Wasseraufbereitung geschieht nach einem Verfahren, das von den Düsseldorfer Wasserwerken Mitte der 1950er Jahre entwickelt wurde: dem „Düsseldorfer Verfahren“. Bis zu 30 Meter dicke Kies- und Sandschichten unter der Mittelsohle des Rheins fungieren dabei als Wasserfilter und reinigen das Wasser gleich zweifach: Zum einen waschen Kiese und Sande Schmutz- und Trübstoffe aus. Zum anderen bauen die in den Erdschichten enthaltenen Mikroorganismen zahlreiche Schadstoffe ab. So hat das Wasser bereits eine sehr gute Qualität, wenn es in den Brunnen der Wasserwerke ankommt. Anschließend wird es zwecks Reinigung und Desinfektion mit Ozon versetzt, bevor es durch zwei Schichten von Aktivkohle gepumpt wird. „Wasser ist das am besten überwachte Lebensmittel, da gibt es sehr strenge Vorgaben“, weiß Rammler. Ständige Labortests und regelmäßige Kontrollen gehören für die Wasserwerker zum Arbeitsalltag. Erst wenn das Wasser auf Herz und Nieren geprüft wurde, geht es auf die Reise zum Verbraucher.

Den Überblick über den gesamten Netzbereich behält Detlef Schulz. Schulz sitzt in der zentralen Leitwarte, einem Raum mit rund 20 kleineren und größeren Monitoren, zwischen denen er auf seinem Bürostuhl hin und her rollt. Wenn die Menschen morgens in die Dusche steigen, registriert Schulz das auf seinen Monitoren genauso, wie wenn zahlreiche „Tatort“-Gucker Sonntagabend um 21:45 Uhr die Toilette aufsuchen.

„Die Spitzen im Verbrauch sind natürlich morgens“, weiß Kollege Rammler. An sehr heißen Tagen steige aber auch abends gegen 21 Uhr der Wasserverbrauch, dann, wenn die Menschen ihre Gärten wässern. Das habe man an den Juli-Tagen, an denen die Temperaturen auf über 40 Grad stiegen, deutlich gemerkt. Der Wasserverbrauch stieg um rund 50 Prozent auf 215.000 Kubikmeter. 215 Millionen Liter. Der höchste Wert seit 20 Jahren. Aber natürlich kein Grund zum Feiern.