KAP1 nimmt Gestalt an Eingang zur Stadt
Hinter dem Bauzaun am Konrad-Adenauer-Platz 1 wandelt sich die Stadt. Ein kleines bisschen zumindest. Dort, wo einst die Hauptpost ihre Kunden abfertigte, entsteht seit Frühjahr 2018 das sogenannte KAP1.
Am Eingang zur Stadt soll Anfang 2021 die neue Zentralbibliothek ihre Nutzer begrüßen. Außerdem ziehen das Theatermuseum und die neuen, vereinigten Spielstätten des Forum Freies Theater in den Bau aus den 1990er-Jahren ein.
Kathrin Tiedemann setzt langsam einen Sneaker vor den anderen und genießt den Moment. Die künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des FFT lässt die Blicke schweifen. Über die beiden Fensterfronten, über die wuchtigen Betonsäulen, durch den Saal mit den beeindruckend hohen Decken. Im ersten Obergeschoss des KAP1 sind die Dinge schon relativ weit gediehen. Die Zwischenwände auf der Etage wurden komplett entfernt, ebenso der Estrich und die Haustechnik. Der Innenausbau und damit die städtischen Baumaßnahmen können also in Kürze beginnen. In rund anderthalb Jahren werden Tiedemann und ihr Team hier Theater machen.
Ein Blick in das Gesicht der Theaterchefin reicht aus, um zu wissen, dass diese Vorstellung ihr außerordentlich gut gefällt. „Ich bin sehr beeindruckt und begeistert von den Dimensionen der Räumlichkeiten im KAP1“, sagt Tiedemann. „Diese Architektur und ihre räumlichen Möglichkeiten sind nicht zu vergleichen mit den jetzigen Spielstätten des Forum Freies Theater.“ Auf einer Fläche von über 2.200 Quadratmetern finden sich neben einem flexibel nutzbaren Theatersaal mit bis zu 235 Besucherplätzen des weiteren zwei Probebühnen, von denen eine zusätzlich auch für Aufführungen genutzt werden kann, außerdem eine Künstlergarderobe, Seminarräume und natürlich Büros. „ Während hier die Bauarbeiten für das Theater weiter voranschreiten, werden wir daran gehen, das Programm zu entwerfen“, sagt Kathrin Tiedemann. „Neben der Planung des Theaterumzugs wird das in der kommenden Spielzeit unsere wichtigste Aufgabe sein."
Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel ist zur Ortsbesichtigung auf die Baustelle des KAP1 gekommen. Geisel ist energiegeladen wie ein Kind. Er ignoriert rot-weißes Absperrband, um einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Oder köpft mit seinem weißen Helm ein von der Decke hängendes Stromkabel zur Seite. „Mit dem Projekt KAP1 investiert Düsseldorf in einen Ort für Bildung, Kultur und Begegnung“, gibt Geisel zwischen den Sperenzchen zu Protokoll. Zentralbibliothek, Theatermuseum und FFT, die zukünftig im KAP1 Platz finden, hätten die Chance, „Synergien zu nutzen, gemeinsam an innovativen Formaten zu arbeiten und so viele Menschen zusammenzubringen“. Mit den Arbeiten läge man derzeit im Zeitplan – bei Projekten dieser Größenordnung eher die Ausnahme als die Regel. Allein die Kosten für die städtischen Ausbaumaßnahmen werden sich aufgrund von Baukostensteigerungen erhöhen. Die ursprünglich geplanten 16,5 Millionen muss man auf 18,6 Millionen korrigieren.
Dafür bekommen die Düsseldorfer aber neben der neuen FFT-Spielstätte und dem Theatermuseum auch eine Zentralbibliothek auf der Höhe der Zeit. Die begrüßt ihre Nutzer, immerhin rund eine Million Menschen im Jahr, in Zukunft auf den Geschossen zwei und drei. In den Boden zwischen den beiden Etagen wurde bereits ein 30 Quadratmeter großes Loch in die 20 Zentimeter dicke Betondecke geschnitten. An dieser Stelle soll in Zukunft eine fünf Meter breite Treppe als Verbindung zwischen dem Infobereich der Zentralbibliothek im 2. OG und dem 3. OG dienen. Die Ausrichtung der beiden jeweils Fußballfeldgroßen Geschosse soll dabei komplett unterschiedlich sein: Während die untere ganz im Zeichen der Kommunikation stehen wird, soll die obere das Hirn der Bibliothek bilden.
Dr. Norbert Kamp, Leiter der Stadtbüchereien Düsseldorf, sieht dem Umzug vom Bertha-von-Suttner-Platz auf die vordere Seite des Bahnhofs jedenfalls freudig entgegen. Und auch anderenorts ist man gespannt: „In vielen Städten und Ländern Europas wird über diese Bibliothek gesprochen“, sagt Dr. Kamp. Das dürfte auch der Oberbürgermeister gerne hören. „Dass das alte Logistikzentrum jetzt zu einem Zentrum für den Austausch von Wissen und Kultur wird“, formuliert Geisel, „ist eine wunderbare Fortschreibung der Geschichte dieses Gebäudes.“