Man spürt, wenn jemand Hilfe sucht
Nach einigen Monaten erzwungener Pause hat der Flughafen Düsseldorf sein neues Seelsorge-Team aktiviert. Erstmals teilen sich katholische und evangelische Kirche die Aufgaben.
Der protestantische Pfarrer Detlev Toonen war seit 2006 alleiniger Ansprechpartner in Lohausen, als er in der ersten Hälfte 2016 seinen Hut nahm. Gezwungenermaßen. „Die evangelische Landeskirche musste sparen“, sagt Henrike Tietz vom Kirchenkreis Düsseldorf. „Deshalb wollen wir hier jetzt die Kräfte bündeln.“
So sieht es aus. Mit Ute Clevers, evangelische Sozialpädagogin und Konfliktberaterin, sowie den katholischen Pastoralreferenten, Supervisor und Gesprächstherapeuten Johannes Westerdick stellt sich die seit 15 Jahren existierende Flughafenseelsorge erstmals ökumenisch auf.
Den Löwenanteil der Kosten für die Bereitstellung der anderthalb Stellen trägt dabei der Airport.
„Wir freuen uns, dass beide Kirchen die Arbeit in Zukunft zusammen übernehmen“, sagt Flughafengeschäftsführer Michael Hanné. „Und echte Profis müssen auch wie Profis bezahlt werden, denn es ist wichtig, dass sich unsere Passagiere, Besucher und Mitarbeiter seelsorgerisch betreuen lassen können.“
Am Flughafen sind täglich zwischen 50.000 und 90.000 Menschen unterwegs, zudem tummeln sich hier 19.500 Beschäftigte. Hanné: „Darüber hinaus erfüllen die Seelsorger eine wichtige Funktion im Rahmen unseres Notfallmanagements, unterstützen etwa die Airlines bei der Betreuung von Angehörigen verunglückter Passagiere.“
Sehr schmerzlich musste man dass im März des vergangenen Jahres erleben, als die Nachricht vom Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen Düsseldorf erreichte. Doch geht es bei der Arbeit in den selteneren Fällen um große Unglücksfälle oder gar Abstürze. Johannes Westerdick, der aufgrund seiner alten Tätigkeit erst im März 2017 voll in Düsseldorf einsetzbar sein wird, erläutert: „Da verstirbt etwa ein Angehöriger auf der Reise. Auch bei den kleinen alltäglichen Dingen sind wir da. Wenn das Abschiednehmen am Gate äußerst schwer fällt, es Flugangst zu bewältigen gilt, wir einfach nur Orientierungshilfe auf dem Gelände geben oder auch Obdachlose, die hier gerade im Winter Schutz suchen, ansprechen.“
Doch auch für weitere Helfer ist das neue Seelsorge-Duo da. „Sie sind Ansprechpartner und Ausbilder unserer Ehrenamtler, ohne die die Aufrechterhaltung unseres Angebots auf einem solch großen Areal überhaupt nicht möglich wäre“, sagt Henrike Tietz. 15 freiwillige Kräfte waren es vor der Unterbrechung der Seelsorge.
„Da wollen wir wieder hin“, soTietz.
Ute Clever möchte dann im Idealfall jeden Tag über mehrere Stunden vor Ort sein, Gespräche und Gebete anbieten, dabei auch verstärkt den Gedenkraum, der an die Tote der Brandkatastrophe von 1996 erinnert, einbeziehen. Nicht immer ist für die ehemalige Leiterin der Krefelder Bahnhofsmission, die zuletzt die Einsätze der Ehrenamtler in der Flüchtlingsberatung in Düsseldorf koordinierte, dabeidirekte Ansprache notwendig: „Man entwickelt irgendwann ein Gespür dafür, wer in der Menschenmenge dort gerade Hilfe benötigt.“