Initiative betroffener Eltern schreibt Wettbewerb für Schulen aus Widerstand gegen Demütigungen

Sie werden gehänselt, beleidigt, gedemütigt, drangsaliert und ausgegrenzt – 16 Prozent aller Schüler in Deutschland sind von Mobbing betroffen, so das Ergebnis der letzten PISA-Studie. Oft werden schon Grundschüler Opfer von psychischer und/oder physischer Gewalt durch ihre Klassenkameraden. Eine Initiative betroffener Eltern schreibt nun einen Wettbewerb für Düsseldorfer Schulen aus, um Lehrkräfte und Schüler für das Thema zu sensibilisieren.

Haben ein Bündnis gegen Mobbing an Schulen gegründet: Anja Hollstein (l.) und Anna Pein (5. v. l.) mit den Botschaftern der Initiative. Foto: Berit Kriegs

Foto: Berit Kriegs

Den Ausschlag gab ein besonders krasser Fall: Ein Grundschulkind war so verzweifelt, dass es sich das Leben nehmen wollte. Als Anja Hollstein, selbst Mutter eines von Mobbing betroffenen Sohnes, dies zu Ohren kam, war für sie der Punkt erreicht, handeln zu müssen. Gemeinsam mit Trauma-Fachberaterin Anna Pein vom Recklinghauser Verein „Hilfe für verletzte Kinderseelen e.V.“ gründete sie die Initiative „HALT! STOPP! Nicht mit uns!“.

Auch wenn viele Institute es offiziell von sich weisen: „Mobbing gibt es an nahezu jeder Schule“, sagt Anja Hollstein. Doch häufig werde das Problem ignoriert, Lehrer schritten nicht ein. Der Grund ist oft ein sehr banaler: „Es kostet wahnsinnig viel Zeit.“ Mit Opfern wie Tätern müsse gesprochen werden, mit den jeweiligen Eltern, Disziplinarverfahren müssen angestrengt werden. Dinge, die im Schulalltag eher stören. Wenn allerdings selbst der Vertrauenslehrer den Schülern nicht zuhört und ihnen rät, die Dinge unter sich zu klären, läuft etwas grundlegend schief.

Mit einem Wettbewerb wendet sich das neu gegründete Bündnis nun an die 54 weiterführenden Schulen der Stadt. Lehrkräfte wie Schüler sind aufgerufen, sich mit dem Thema „Mobbing an Schulen“ auseinanderzusetzen und gemeinsam eine Strategie zu entwickeln: Wie gehen wir mit Mobbing an unserer Schule um? Wie können wir helfen? Was hilft den Betroffenen? Und was kann man tun, damit Mobbing erst gar keine Chance hat?

Die Gestaltung ist frei. Beispielsweise kann ein schriftliches Konzept eingereicht werden oder ein (evtl. bebilderter) Maßnahmenkatalog, ein Kurzfilm oder Drehbuch. Beiträge können bis zum 30. Juni per E-Mail an mail@verletzten-kinderseelen-helfen.de eingereicht werden. In den Sommerferien tagt eine Jury, Ende August soll der Gewinner feststehen.

Der Hauptpreis ist die Umsetzung des Konzepts in einen Kurzfilm mit den Schülerinnen und Schülern sowie prominenten Schauspielern unter der Regie von Ingmar Hunzelder. Darüber hinaus winken Bonus- und Sonderpreise wie Karten für die DEG und Fortuna. Einen Tanzworkshop gewinnen sämtliche beteiligten Klassenverbände und Teams. Alle teilnehmenden Schulen erhalten außerdem ein Duplikat des Kurzfilms. „Wir wünschen uns, dass der Film zu Lehrzwecken verwendet wird und eine möglichst breite mediale Aufmerksamkeit erfährt“, so Anja Hollstein.

Schirmherr des Projekts ist Oberbürgermeister Thomas Geisel. Unterstützt wird es zudem von zahlreichen Prominenten. Botschafter sind u. a. der ehemalige DEG-Spieler Daniel Kreutzer, Ursula Strunk, Sängerin der Band Kokolores, Schauspieler Prashant Jaiswal, Singer-Songwriter Enkelson, Tanzlehrer und Choreograf Christian Fandrey sowie die 15-jährige „MyMove“-Siegerin Farah.

Über den Wettbewerb hinaus hat Bündnis-Initiatorin Anja Hollstein außerdem eine Selbsthilfegruppe für betroffene Eltern ins Leben gerufen. Diese trifft sich jeweils am ersten Montag eines Monats um 19 Uhr in den Räumen der Pfarrgemeinde St. Bruno, Kalkumer Straße 60. Das erste Treffen findet am 6. April statt. Eine vorherige Anmeldung sowie ein vertrauliches Erstgespräch ist erwünscht. Kontakt: per E-Mail an haltstopp. mobbing@gmail.com oder telefonisch unter 0178-4554447.

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