Mobilität aus Kostensicht: Am günstigsten von A nach B

Mobilität kostet beinahe immer Geld — manchmal nur in der Anschaffung, oft aber dauerhaft. Doch was ist für wen wo am günstigsten?

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Selbst in einer Zeit, in der immer mehr die Möglichkeit erhalten, zumindest teilweise den "Arbeitsplatz zuhause" zu leben. Einer Zeit, in der es dank Online-Shopping möglich ist, aus dem Netz alles zwischen Joghurt und Bett geliefert zu bekommen, ja sogar dort fixe Kredite zu erhalten, müssen wir doch mobil sein. Und so lange Wissenschaftler noch keine Möglichkeit gefunden haben, uns zu beamen, müssen wir dafür auf Fortbewegungsmittel setzen — die Geld kosten. Und was, streng aus Kostensicht, die beste Methode ist, vergleicht der folgende Artikel.

Der Vollständigkeit halber sei hier natürlich auch "Fuß, Modell 1" genannt. Natürlich ist diese Fortbewegung in Sachen Kosten unschlagbar, schließlich braucht es nur ein Paar anständiger Schuhe. Viel mehr möchte dieser Punkt aber mit einem Irrglauben aufräumen, dem, wonach Gehen (zeitlich betrachtet) nur etwas für Kurzstrecken über wenige hundert bis tausend Meter sei.

Schon bei normalem Wandertempo erreicht man 4km/h. Im "Geschwindschritt" ist leicht das Doppelte drin. Fünf bis zehn Kilometer pro Stunde — das ist besonders in einem städtischen Umfeld, wo in einem solchen Radius das gesamte Leben stattfinden kann, eine Menge. Zudem ist es bei keiner anderen Mobilitätsform so sehr möglich, abzukürzen: hier quer durch ein Kaufhaus, da rasch über eine Straße. Man muss kein ausgesprochener Parkour-Künstler sein, um tatsächliche Laufdistanz massiv zu schrumpfen. Und je nach "Verkehrslage" sind die fünf bis zehn Kilometer auch gleichviel oder sogar mehr, als man mit anderen Mobilitätsformen erreichen könnte.

Noch ist das Fahrrad (abgesehen von Nischen-Anwendungen wie Inlineskates usw., die schwieriger zu erlernen sind) diejenige "fahrende" Mobilitätsform, die dauerhaft am günstigsten ist. Ein alltagstaugliches Fahrrad gibt es schon für 300 Euro. Vor allem aber hält sich der Unterhalt in Grenzen. Alle paar Jahre neue Pneus und Schläuche, Kette, Bowdenzüge. Beträge, die sich im Bereich von 200 Euro bewegen.

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Allerdings gilt "noch". Denn das Fahrrad erlebt gerade einen Boom, der dazu führt, dass viele Städte verstärkt auf Radwegausbau und Co. setzen. So manche Politiker und noch mehr Stammtischler sähen es gerne, wenn Radfahrer ihren Teil dazu beitrügen — am häufigsten werden deshalb Versicherungskennzeichen, wie sie für Leichtkrafträder bereits Plicht sind, diskutiert.

Doch zurück in die Gegenwart fährt und parkt das Fahrrad noch kostenlos und ersteres vor allem enorm schnell. Die Stadt Berlin berechnete, dass es im Durchschnitt (trotz Großstadtverkehr wohlgemerkt) 12,3km/h sind. Auf freier Strecke sind auch für Untrainierte über 20 drin — womit das Rad ganz allgemein nicht nur in der Stadt zu einem absolut alltagstauglichen Vehikel wird. Und: Selbst, wenn irgendwann (was wie gesagt nicht feststeht) eine Kennzeichenpflicht käme, so steht aktuell deren Kurs bei rund 20 Euro pro Jahr — also immer noch ein Schnäppchen.

Eigentlich: Eigentlich gibt es für den Alltag nichts, was für das Auto spricht. Zumindest nicht aus Kostensicht. Es ist in der Anschaffung enorm teuer. Aus der eigenen Tasche bezahlen die Wenigsten einen Neuwagen. Dadurch muss der Wagen über verschiedene Modelle auf Zeit abgestottert werden. Schon das sind mindestens 200 Euro monatlich über einen langen Zeitraum — zu dem noch eine bei allen Zahlungsmodellen obligatorische Anzahlung von 1000 bis 10.000 Euro kommt. Bei Gebrauchten ist dieser Preis zwar geringer, er wird jedoch durch den höheren Reparaturaufwand schnell wieder wettgemacht.

Hinzu kommt die Versicherung. Sie ist in Deutschland Pflicht und hängt vom Automodell, Motorisierung, Alter des Fahrzeugführers ab und beträgt je nach Leistung ebenfalls schnell dreistellige Summen monatlich. Obendrein fällt auch noch die Kfz-Steuer an, die sich über Hubraum und Schadstoffklasse definiert und einmal jährlich zu berappen ist — ebenfalls mehrere hundert Euro.

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Und bis zu diesem Punkt hat man mit dem Wagen noch keinen einzigen Kilometer absolviert. Sobald man das tut, kommen auch noch die horrenden und weiter steigenden Kraftstoffpreise hinzu, die auch in einer elektromobilen Zukunft noch anfallen werden — und natürlich oft genug auch noch Parkplatzgebühren.

Allerdings steht dem eine Tatsache entgegen: Gerade im ländlichen Bereich ist das eigene Auto die komfortabelste und in Sachen Tempo oft einzig sinnvolle Möglichkeit, seine Wege maximal flexibel zu absolvieren. Nur hiermit sind dutzende, hundert Kilometer pro Stunde möglich. Hier und auch in der Großstadt ist es zudem das persönliche Fortbewegungsmittel mit der größten Beladungskapazität.

Ein verstärkter ÖPNV wird, nach einigen schwachen Jahrzehnten, derzeit wieder als das große Versprechen für die Zukunft gesehen. Doch in Sachen Kosteneffizienz hat er gravierende Schwächen. Denn in Deutschland ist ÖPNV eine vergleichsweise teure Angelegenheit. Je nachdem, wo man lebt, wie groß die Distanz ist, zahlt man für Bus, Straßenbahn und Co. schnell fünf Euro — pro Strecke.

Selbst mit vergünstigten Monatstickets muss man da schon sehr genau rechnen, um einen finanziellen Vorteil gegenüber dem Auto herauszubekommen. Dünner werden die Chancen zudem, wenn man durch die Fahrpläne gezwungen ist, umzusteigen und somit mitunter mehrere Tickets zu besitzen — etwa, weil die Straßenbahn von Anbieter A betreut wird, der Bus aber von Anbieter B.

Gerade im ländlichen Bereich kommt noch (neben den wegen der Distanzen besonders hohen Preise) hinzu, dass meist die Taktungen wenig alltagstauglich sind — und für denjenigen, der keine klassischen Arbeitszeiten hat, auch gar nicht funktionieren.

Unterm Strich ist ÖPNV deshalb hauptsächlich für urbane Menschen günstig. Und auch nur dann, wenn die Fahrdistanz das übertrifft, was man mit dem Fahrrad in annehmbarer Zeit erreichen könnte — bloß gilt das fast ausschließlich in ausgesprochenen Großstädten.

Das allergünstigste Fortbewegungsmittel gibt es leider nicht — sonst hätten sich sämtliche Diskussionen auf allen Ebenen unserer Gesellschaft darüber bereits erledigt. Tatsächlich sieht es so aus, dass es die Mischung macht. Und zwar folgendermaßen:

  1. Für Großstädter, die hier leben und arbeiten, ist das Fahrrad die Alltags-Allzweckwaffe. Ergänzt durch Zu-Fuß-Phasen sowie einzeln gekaufte (nicht als Abo) ÖPNV-Tickets. Letzteres aber nur für buchstäbliches "Sauwetter" sowie Distanzen, die radtechnisch unpraktikabel sind (etwa von einem Stadtende zum nächsten).
  2. Für Kleinstädter ist ebenfalls das Rad die günstigste Lösung. Und dort, wo der ÖPNV einem nicht so entgegenkommt, wie man es gerne hätte (und wo vorhanden) kann als hochflexible "Dann-und-Wann-Lösung" Carsharing hinzukommen. Allerdings, das funktioniert nicht, wenn der Arbeitsweg einen aus der Stadt hinausführt. Dann ist ein Auto notwendig. Vielleicht aber, ob der Distanzen, in seiner (langfristig) günstigsten Form: Als Elektrofahrzeug.
  3. Landbewohner haben die schlechtesten Karten. In vielen Fällen wird ohne Auto nichts gehen; je nach Lage ist auch das Elektromobil keine Lösung. Aber: Das sollte keine Ausrede sein, um sich "irgendein" Auto zu kaufen und jeden Weg, der länger als das Chassis ist, damit zu fahren. Wer Strecken jenseits der 20 Kilometer pendeln muss, sollte einen Diesel-Kleinwagen fahren. Liegt die Majorität der Strecken darunter, aber über 10km, einen Hybriden — beide in jedem Fall als Neuwagen, denn Gebrauchte kommen, wegen der unkalkulierbaren Reparaturkosten, langfristig teurer. Und für alles andere sollte man sowieso aufs Fahrrad setzen — schon, weil man durch das Pendeln genug Zeit untätig im Auto sitzen wird

So unfair es klingt, aber heutzutage haben Großstädter bei der Mobilität die günstigsten Karten. Die dichte Bebauung, das komprimierte Miteinander von Wohn- und Arbeitsumfeld fördert geradezu die günstigsten Fortbewegungsarten. Mehr noch, es stellt das Auto wegen Staus und Parkplatzsituation besonders schlecht dar. Doch Landbewohner sollten sich nicht grämen. Sie benötigen zwar oft ein Auto. Aber durch geschicktes Kaufen und Nutzen, vielleicht sogar nur per Saisonkennzeichen im Winter, lassen sich die Unterhaltskosten trotzdem noch drücken.