Wende: Die neue Oper soll nun am Wehrhahn entstehen Standort der Klugheit
Spektakuläre Wende beim Thema möglicher Standort der neuen Düsseldorfer Oper: In der Ratssitzung am Donnerstag (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) ist dem Stadtrat eine Beschlussfassung für den neuen Standort Wehrhahn zur Abstimmung vorgelegt worden. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse und der bereits signalisierten Zustimmung von CDU, SPD und FDP ist von einem Ja zum neuen Standort und einem anschließenden Architektur-Wettbewerb für den Wehrhahn auszugehen.
„Wir haben eine einmalige Chance erkannt und nach wochenlangen Verhandlungen den Erwerb des Grundstücks Am Wehrhahn/ Oststraße aushandeln können“, so Oberbürgermeister Stephan Keller: „Beim Ideenwettbewerbsverfahren 2023 hätten wir uns auf eine gemeinsame Entwicklung mit der Signa verständigen müssen, was wir abgelehnt haben. Erst jetzt, nachdem wir das Grundstück in Eigentum der Stadt überführen können, ist eine Realisierung in Eigenregie möglich.“ Das laufende Insolvenzverfahren gegen die Signa-Gruppe brachte hier also die Wende.
Es sei gelungen, in extrem kurzer Zeit die Verträge auszuhandeln. Keller: „Die Entwicklung des Standortes Heinrich-Heine-Allee war eine Herzensangelegenheit, die Vorteile beim Standort Am Wehrhahn überwiegen nach heutiger Betrachtung jedoch deutlich. So bleibt das Gartendenkmal Hofgarten unangetastet, wir können sogar über eine Erweiterung nachdenken. Zudem müssen wir keine teure Zwischenspielstätte errichten.“ Die wäre beim Neubau am Hofgarten fällig gewesen. Das Stadtoberhaupt prägt den Begriff des „Standorts der Klugheit“: Mehr Flächenkapazitäten, mehr Gestaltungsfreiheiten und eine höhere Kosteneffizienz sprächen dafür, dort das Opernhaus zu bauen. Die Stadt als Eigentümerin habe nun die einmalige Chance, das dortige Grundstücks-Potenzial zu heben und Herrin des Verfahrens zu sein.
Mit der Realisierung am Wehrhahn würden laut OB zudem die Bedarfe unterschiedlicher weiterer Kultureinrichtungen mitgedacht. So könne etwa die Clara-Schumann-Musikschule ín die Konzeptionierung integriert werden. Auch werde geprüft, ob gegebenenfalls der Fundus der Oper vollständig am Wehrhahn realisiert werden könne. Auf diese Weise würde ein teurer Neubau eines Hochregallagers in Duisburg hinfällig. „Wir setzen hier einen städtebaulichen Impuls zur Aufwertung des östlichen Endes der Schadowstraße und lösen gleichzeitig das Problem der Entwicklung eines Areals in Bestlage mitten in der Immobilienkrise“, so Keller.
Auch aus Sicht der SPD-Ratsfraktion hat der Kauf des Kaufhofgrundstückes überzeugende Vorteile. Unabhängig von der Operndiskussion erhalte die Stadt neue Spielräume in der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung und könne Impulse setzen, um ein gesamtes Stadtquartier aufzuwerten. „Solange das Signa-Grundstück René Benko gehörte, war der Bau der Oper an dieser Stelle für uns undenkbar“, so der Fraktions-Co-Vorsitzende Markus Raub. Er ist überzeugt, dass die Umsetzung des Raum- und Funktionsprogramms auf dem deutlich größeren Grundstück einfacher und damit deutlich wirtschaftlicher umsetzbar ist, als auf dem Grundstück am Hofgarten. „Der Hofgarten wird so auf keinen Fall angetastet. Alle Bäume - auch die Weyhe-Bäume - bleiben unangetastet.“
Allerdings: „Mit der Zustimmung zum Kauf des Wehrhahngrundstückes ist kein Blankoscheck für den Bau der Oper verbunden“, warnt Raub. „Trotz dieser neuen Chancen, bleibt es bei unserer Forderung, dass die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs und vor allem die Wirtschaftlichkeitsberechnungen dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden müssen.“
Auch der SPD-Wunsch nach einer Konkretisierung des mit dem Neubau verbundenen und geforderten Öffnungskonzepts der Oper halte man aufrecht. „Dies gilt natürlich in gleichem Maße für unsere Erwartung, dass die Versprechungen des Oberbürgermeisters im Hinblick auf die Wohnungsbauoffensive und die Schaffung von Bürger- und Kulturhäusern in den Stadtbezirken mit steigender Intensität weiterverfolgt und erfüllt werden“, erklärt Raubs Parteikollegin Sabrina Proschmann.
Neben den Grünen, die einen Opern-Neubau aufgrund der veranschlagten hohen Kosten zuletzt grundsätzlich ablehnten, übt vor allem die Linke Kritik am Vorhaben generell und insbesondere den neu eingeschlagenen Weg: „68 Prozent der Menschen im Regierungsbezirk sind gegen eine milliardenteure Oper. Statt aber das Großprojekt auf den Prüfstand zu stellen, hat OB Keller mit SPD und FDP Geheimgespräche geführt – an allen demokratischen Gremien vorbei. Das Ergebnis der Geheimgespräche landet dann wenige Tage vor der Ratssitzung als Beschlussvorlage der Verwaltung auf der Tagesordnung. Das ist intransparent und demokratieverachtend“, heißt es von Seiten der Partei.