Neues MRE-Siegel für Düsseldorfer Kliniken

Mindestens einmal im Leben muss so ziemlich jeder Mensch ins Krankenhaus, um dort behandelt zu werden. "Deshalb sind Hygienestandards wichtige Faktoren", sagt Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke im Haus der Universität.

Gesundheitsdezernent Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke (li.) hat den Vertretern der 13 Düsseldorfer Kliniken das MRE-Siegel verliehen.

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Düsseldorfs Gesundheitsdezernent verleiht an diesem Morgen das MRE-Siegel an 13 Düsseldorfer Kliniken. Sie alle setzen eine hohen Standard in Sachen Hygiene und vor allem: Sie alle erfüllen die zehn Qualitätsziele, die vom Gesundheitsamt aufgestellt und überprüft wurden. Noch 2011 sei es zunächst eine "schwierige Gemengelage" zwischen Kliniken und Amt gewesen, berichtet Dr. Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes.

Dann wurde das MRE-Netzwerk Düsseldorf gegründet. MRE — das bedeutet Multiresistente Erreger. Das sind Bakterien, denen zahlreiche Antibiotika inzwischen nichts mehr anhaben können. Dadurch sind sie immer schwieriger behandelbar, die Therapien dauern länger und sorgen dadurch auch für beträchtliche Kosten.

Bis zu 600.000 Menschen in Deutschland sterben pro Jahr an Infektionen mit multiresistenten Keimen. Dr. Roland Schulze Röbbecke von der Uni-Klinik gibt aber auch ein wenig Entwarnung: "Wir haben keine schlechte Krankenhaus-Hygiene in Deutschland!"

Er weiß: In Deutschland wird gerne das Beispiel Holland als Vorreiter in Sachen Hygiene genannt. Er hat andere Zahlen. So weiß er von eher häufigen Wundinfektionen nach Dickdarm-Operationen im Nachbarland zu berichten. "Ich würde mich in den Niederlanden nicht gerne operieren lassen."

Was sind mögliche Ursachen für eine Infektion mit multiresistenten Erregern?
Eine schwere Grunderkrankung schwächt schon einmal das Immunsystem.
Es gibt immer mehr invasive Behandlungen, bei denen in den Körper eingedrungen wird: z.B. Harnwegskatheter, Beatmungsschläuche usw.
Außerdem, sagt Schulze Röbbecke, gebe es unter Medizinern zu wenig Kenntnisse über den Einsatz von Antibiotika.

Durchaus provokativ fragt er: "Haben wir bald eine postantibiotische Ära?" Zumindest die Tendenz, sagt er, sei besorgniserregend. Durch zu viel Antibiotika entwickeln sich immer mehr Krankheitserreger, denen die Medikamente nichts mehr ausmachen. Sie werden resistent.

"Das MRE-Netzwerk ist eine schöne Aktion, weil hier die Krankenhäuser, die normalerweise in Konkurrenz zu einander stehen, institutionsübergreifend arbeiten", so Schulze Röbbecke. Auch Gesundheitsamts-Chef Göbels ist davon begeistert.

"Das Problem können wir nur gemeinsam lösen. Funktionierende Strategien können nur aus dem jeweiligen Haus selbst kommen!" Deshalb hält Göbels auch nichts von unangemeldeten Kontrollen. So gehört zu den zehn vereinbarten Qualitätszielen, die Information von Mitarbeitern zur Infektionshygiene.

"Alle neuen Mitarbeiter erhalten eine Schulung. Mindestens einmal im Jahr werden alle Mitarbeiter nachgeschult", sagt Prof. Susanne Schweitzer-Krantz, Hygienebeauftragte am Evangelischen Krankenhaus. Das richtige Reinigen der Hände beim medizinischen Personal ist ebenso wichtig wie die korrekte Arbeit des Reinigungspersonals. "Der Standard muss sein, jeden Patienten so zu behandeln, als ob er Keime hätte."

Übrigens: Eine ganz pragmatische Sache haben die konkurrierenden Kliniken inzwischen auch geschafft: Die Broschüre, die wichtige Informationen darüber gibt, wie mit der Kleidung von MRSA-Infizierten umzugehen ist, wurde auf einheitlichen Stand gebracht.