Pokémon-Jagd (fast) rund um die Uhr
Manche Menschen brauchen morgens nach dem Aufstehen direkt eine große Tasse Kaffee. Wenn Mike Pernox morgens aufsteht, geht bei ihm der erste Griff ans Handy. Denn: Der junge Mann (31) aus Unterbilk ist Pokémon-Jäger.
Und das beschäftigt ihn fast 24 Stunden.
Es ist 8 Uhr morgens: Mike Pernox hat sein Handy immer griffbereit. Der Wecker klingelt. Kaum hat er die Augen auf, öffnet er schon die "Pokémon Go"-App auf seinem Handy. Er prüft seinen "Pokédex", ein digitales Verzeichnis, das zeigt welche virtuellen Monster er schon gefangen hat. Doch nicht nur das gehört - seit vor zwei Wochen "Pokémon Go" in Deutschland an den Start gegangen ist - zu seiner morgendlichen Routine. Als Administrator der Facebook-Gruppe "Pokémon GO Düsseldorf" hat er morgens schon ein Auge auf die Beiträge und Kommentare im Netz. "In der Gruppe sind über 2500 Mitglieder. Ich achte darauf, dass dort keiner Unsinn schreibt. Der wird sofort gelöscht. In der Gruppe geben sich Pokémon-Jäger gegenseitig Tipps, erklärt der Kinderpfleger.
11 Uhr: Nachdem "Pokédex" und Facebook gecheckt sind, geht Mike Pernox auf seine tägliche Tour. Zuerst an die Bilker Arkaden. Dort gibt es einen "Glumanda"-Hotspot. Hier schaut er, ob Gleichgesinnte da sind, tauscht sich mit ihnen aus. Dann zieht er durch die Stadt.
14 Uhr: Mike Pernox übernimmt als Administrator der Facebook-Gruppe auch Organisatorisches. Er lässt Plakate anfertigen, Logos für T-Shirts designen und hat dafür gesorgt, dass auf der Girardet-Brücke Bänke und Dixi-Klos aufgestellt worden sind. Der Pokémon-Jäger geht dafür alle Strecken zu Fuß: "So entdecke ich viele Pokémon. Außerdem erkennt die App, wie man unterwegs ist. Ab einer Geschwindigkeit von etwa 25 Stundenkilometern rechnet sie einem keine Wege mehr an, und die braucht man, um Eier mit neuen Pokémon auszubrüten".
17 Uhr: Mike Pernox trifft sich mit Freunden auf der Girardet-Brücke. Hier tummeln sich besonders viele Pokémon. In virtuellen Arenen tragen Mike und seine Freunde im Team Kämpfe gegen andere Pokémon-Jäger aus.
23 Uhr: Plötzlich taucht ein seltenes Pokémon auf der Girardet-Brücke auf. Ein Turtok. Da sich dieses Monster nicht oft Blicken lässt, stürmen Mike und alle anderen Jäger in Richtung der Erscheinung.
Um 2 Uhr nachts ist Schluss: Nach 18 Stunden "Pokémon-Go" spielen geht Mike nach Hause. "Vor dem Schlafen checke ich aber noch den Pokedex und sortiere doppelt gefangene Pokémon aus."
Mike Pernox spielt zurzeit nur so viel, weil er gerade Ferien hat. Der Kinderpfleger macht im "normalen" Leben eine Weiterbildung zum Erzieher und weiß, dass er übermäßig viel spielt.
"Sobald der Job wieder los geht, werde ich auch nicht mehr so intensiv spielen. Ich rate auch davon ab, dass Kinder der App alleine überlassen werden. Eltern sollten darauf achten, wie viel ihre Kinder spielen. In so jungen Jahren kann man einfach nicht selbstständig mit seinem Smartphone-Konsum umgehen!"