Secondhand für die Kleinen

Dass ein Kind mitunter nach wenigen Wochen aus neuen Kleidungsstücken herausgewachsen sein kann, wissen alle Eltern, die ständig Neues anschaffen müssen. Das muss dann aber nicht zwingend Neuware sein.

Kinderbekleidung, Umstandsmode, Spielzeug und Zubehör: Seit rund 13 Jahren liefert die „Klammotte“ Secondhand für Kinder und Eltern.

Foto: Klammotte

Denn nachhaltig geht anders: Auch wenn Kleidungsstücke heute in einigen Fällen in Billigläden angeboten werden und die niedrigen Preise Eltern zum ständigen Neukauf einladen — gerade hochwertige Kinderkleidung kann man, weil sie häufig nur kurze Zeit getragen wird, durchaus gebraucht in neuwertigem Zustand kaufen.

Neben den oftmals wuseligen Kindertrödelmärkten laden dazu in Düsseldorf auch diverse Secondhand-Läden ein. Die heißen "Hänsel und Gretel", "SecondLuck", "Kinderkiste" oder "Klammotte" - Geschäfte, die gebrauchte Kinderkleidung anbieten und damit gleichzeitig auch einen Gegentrend zur Wegwerfgesellschaft darstellen.

"Der Nachhaltigkeitsgedanke ist bei uns mit der Zeit zu einem immer größeren Thema geworden", erklärt Anke Kulessa (45). Seit rund 13 Jahren betreibt sie die Secondhand-Boutique "Klammotte" an der Aachener Straße 10 in Bilk. Auf die Idee, den Laden zu eröffnen, kam sie beim Anblick der zahlreichen Kleidungsstücke, die ihrer damals sechsjährigen Tochter Anna nicht mehr passten. Mit dem Angebot gebrauchter Kleidung wollte sie junge Mütter, Väter und Schwangere auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt ansprechen. Vor allem aber Kinder aller Altersklassen sollten in ihrem Geschäft mit getragener und dennoch hochwertiger, modischer Kleidung ausgestattet werden können.

Dass der Markt für gebrauchte Kinderkleidung vorhanden ist und deutlich wächst, zeigten nicht nur die stets wiederkehrenden Kunden, erzählt Kulessa. Heute werden ihr pro Tag rund 200 gebrauchte und dennoch qualitativ hochwertige Kleidungsstücke angeboten. Viele davon finden schon bald einen neuen Besitzer. Ein stets rollierendes System von Angebot und Nachfrage, von dem Anbieter, Händler, Käufer und Umwelt gleichermaßen profitieren. Dennoch: Auch in Sachen Kinderkleidung ändern sich Mode und der Geschmack der Käufer. Als Maßstab für Angebote gebrauchter Kleidung gilt daher der Leitsatz, den Secondhand-Geschäften nur das anzubieten, was man dort selber gerne kaufen würde. Damit ist auch sichergestellt, dass keine verwaschene, ausgeleierte oder gar fleckige Kleidung angeboten wird.

Bereits 2007 erweiterte Anke Kulessa ihr Angebot. Neben Kleidungsstücken für die Kleinen gibt es seitdem auch Umstandsmode und Zubehör wie Kinderwagen, Hochstühle oder Spielzeuge zu kaufen. Mit ihrem Sortiment deckt sie eine Zeitspanne ab, die bereits vor der Geburt des Kindes beginnt und mit der Kleidergröße 146 endet. "Dann beginnen die meisten Jugendlichen damit, sich eigenständig Kleidung zu kaufen", sagt Kulessa.

Den aus dem Angebot von Secondhand-Kleidung entstehenden Kreislauf aus Geben und Nehmen nutzen ihre Kunden bewusst. Rund 70 Prozent der Käufer seien mittlerweile Stammkunden, erzählt die Geschäftsinhaberin weiter, die neben dem Preis der angebotenen Ware insbesondere auch der Umweltgedanke interessiere. "Second Hand, und damit das nachhaltige Kaufen, ist keine Frage des Geldbeutels, sondern des Verstehens."