„Unsere Branche hat sich stets an neue Rahmenbedingungen angepasst, doch der aktuelle Umbruch ist in seiner Komplexität und Intensität einzigartig“, so Radau weiter. Internationale Konflikte, steigende Kosten sowie unsichere Handelswege beeinflussten die Rahmenbedingungen erheblich. Gleichzeitig führen neue Marktakteure aus Drittstaaten zu Wettbewerbsverzerrungen. „Wir fordern faire Wettbewerbsbedingungen und setzen uns dafür ein, dass der Staat effektive Maßnahmen ergreift“, so Radau.
Auch die wachsende Bürokratielast stelle den Einzelhandel vor Herausforderungen. Dokumentationspflichten und aufwendige Berichtspflichtenwürden wertvolle Ressourcen binden, die für Innovation und Kundenorientierung genutzt werden sollten. „Wenn ein Händler mehr Zeit mit Papierkram als mit seinen Kunden verbringt, dann läuft etwas falsch“, kritisierte Radau.
Die zunehmende Digitalisierung und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher beeinflussten die Entwicklung der Innenstädte stark. Studien zeigten, dass Innenstädte sich neu erfinden müssten, um lebendige Orte der Begegnung zu bleiben. Hierzu seien gezielte Konzepte und eine enge Zusammenarbeit zwischen Handel, Politik und Gesellschaft notwendig.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst ging als Gast auf diese Punkte ein: „Der Handel ist das Rückgrat unserer Innenstädte, Motor für Innovation und ein starker Arbeitgeber in der Region. Steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten und zunehmender Wettbewerbsdruck insbesondere außereuropäischer Anbieter erfordern mehr denn je ein entschlossenes Handeln auf allen Ebenen.“ Man arbeite deshalb an verlässlicher Energiepolitik im Bund, niedrigeren Strompreisen, reduziere Bürokratie und investiere in Innovation und Bildung. Wüst: „Gerade jetzt brauchen wir Menschen, die mit Unternehmergeist und Zuversicht vorangehen.“
Trotz der Herausforderungen sieht Radau in der Digitalisierung große Potenziale. „Mit Projekten wie den Digitalcoaches und dem KI-Navi Handel ist Nordrhein-Westfalen hier bereits gut aufgestellt, doch die Nachfrage zeigt, dass weiter Unterstützung benötigt wird.“