Sven Holly hat ein seltsames Hobby: Politik
"Eigentlich", sagt Sven Holly, "müsste ich das linksrheinische Düsseldorf gar nicht verlassen." Der 29-Jährige ist waschechter Heerdter. Er selbst sagt von sich, er sei ein "Linksrheiner". Er unterrichtet Geschichte, Englisch sowie Geschichte zweisprachig am Cecilien-Gymnasium und ist Frontmann der CDU in der Bezirksvertretung (BV) 4. Ein entspanntes Gespräch im Heerdter Café Freund.
Junge Union, Fraktions-Vorsitzender der CDU in der Bezirksvertretung 4, Schulausschuss — Herr Holly, Politiker haben einen noch schlechteren Ruf als Journalisten. Gab es keine anderen Hobbys?
Der Ruf ist ja nur ganz knapp schlechter. (lacht) Aber wenn man für gesellschaftliche Themen brennt und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, dann bleibt einem eigentlich nicht viel anderes übrig, als das Hobby Politik zu ergreifen.
War Ihnen von Anfang an klar, dass die CDU Ihre politische Heimat wird?
Gefühlsmäßig ja. Aber vor der Entscheidung mit 17 habe ich mir zunächst die Programme der Parteien bewusst angeschaut. Und bei der CDU habe ich dann tatsächlich auch die größte Übereinstimmung gefunden.
Bezirksvertretung ist parlamentarische Demokratie an der Basis. Können Sie da eigentlich tatsächlich etwas gestalten?
Ich glaube schon. Die Bezirksvertretungen haben seit 1975 einen guten Weg gemacht. Sie wurden mit immer mehr Kompetenzen ausgestattet. Und man merkt heute sehr deutlich, dass die Leute sich in erster Linie an die Bezirksvertretung wenden, wenn sie Probleme vor Ort haben.
Am 24. Februar geht's weiter mit den Sitzungen der BV. Ihre wichtigsten Themen für das linksrheinische Düsseldorf in diesem Jahr?
Wir werden auf jeden Fall den Bau des Schwimmbades weiter begleiten. Nur weil jetzt grundsätzliche Beschlüsse getroffen worden sind, heißt das ja nicht, dass sie genauso umgesetzt werden, wie wir uns das wünschen. Bürgersaal und neue Sitzungsräume für die Bezirksvertretung müssen vollständig umgesetzt werden, bevor wir da locker lassen. Und das zweite große Thema ist natürlich die U 81. Das ist linksrheinisch das entscheidende Verkehrsprojekt der nächsten 50 bis 70 Jahre. (Die U 81 ist eine geplante Straßenbahn-Verbindung vom Freiligrathplatz zum Flughafen-Terminal mit entsprechender Erweiterung ins Linksrheinische und nach Ratingen. Anm. d. Red.)
Sie sind Gymnasiallehrer. Als Konservativer würden wir Sie auch traditionell als eher strengen Pädagogen einschätzen. Stimmt das?
Das können die Schüler besser beantworten als ich selbst. Aber ich denke, dass ich eine ganz gute Mischung von streng aber herzlich entwickelt habe.
Mal ehrlich, Herr Holly, in der Bezirksvertretung ärgern Sie politische Gegner auch gerne mal mit Zwischenrufen oder machen sich lustig. Lassen Sie ihren Schülern so ein Verhalten durchgehen?
Ich glaube, dass die Rollen in der Politik und im Beruf schon zwei unterschiedliche sind. Und ich habe das Glück, dass sich meine Schüler gar nicht so aufführen. Es gibt nur ganz selten Disziplin-Probleme. Das ist wie in der Fraktion...
Sie teilen ganz gut aus, können Sie auch gut einstecken?
Ja, absolut. Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn der politische Gegner sich einschaltet und auch austeilt.
In Debatten hat man oft den Eindruck, da findet eine ritualisierte — manchmal sehr heftige — Gegnerschaft statt und hinterher gehen alle zusammen einen trinken.
In der inhaltlichen Auseinandersetzungen haben wir unterschiedliche Positionen. Da sind wir Kontrahenten. Das macht uns aber nicht zu menschlichen Gegnern. Wir sind hart in der Sache und können uns in der Bezirksvertretung 4 menschlich trotzdem prima verstehen.
Die Wahlbeteiligung lag bei der letzten Kommunalwahl 2014 knapp unter 50 Prozent. Politik gilt inzwischen als ziemlich unsexy. Was kann, was muss sich Ihrer Meinung nach ändern? Sie und Ihre Altersgenossen sind da doch besonders gefragt.
Das betrifft alle gesellschaftlichen Kräfte. Das Phänomen haben wir ja nicht nur in der Politik, sondern auch in Sportvereinen, Kirchen, Gewerkschaften. Wir müssen einfach wieder deutlich machen, dass wir direkt ansprechbar sind. Die Möglichkeiten, die sich rund um das Internet ergeben, sind dabei wichtig. Man darf aber auch niemand ausschließen. Diejenigen, die nicht im Internet unterwegs sind, muss man genauso ansprechen. Online-Kommunikation ein bisschen abseits der Partei-Struktur ist aber sicherlich ein richtiger Weg. Und wir machen bereits die Erfahrung, dass die meisten jüngeren Mitbürger uns über Facebook anschreiben. Da erreichen uns sehr wenig E-Mails und logischerweise ganz wenig Post. Es geht überwiegend über soziale Netzwerke. So können wir die Themen auch schneller aufgreifen als früher. Aber insgesamt ist das natürlich eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
Haben Sie Vorsätze fürs neue politische Jahr?
Wir müssen in der Bezirksvertretung weiter daran arbeiten, dass wir unsere Themen nach vorne bringen können. Da steht das Thema Verkehr und Infrastruktur ganz oben. Aber auch ein weiteres Gymnasium für das Linksrheinische. Das Thema haben wir in der nächsten Bezirksvertretung auf die Agenda gesetzt. Wir müssen vorantreiben, dass das Linksrheinische gut mit dem stetigen Bevölkerungszuwachs leben kann.
Jetzt wird ja erst einmal Karneval gefeiert. Sind Sie jeck?
Ja, das bin ich tatsächlich. Ich glaube, das bekommt man so ein bisschen mit, wenn man Düsseldorfer ist. Aber ich gehöre sicherlich nicht zu den Jecken der ersten Reihe.
Verkleiden Sie sich?
Ja, das tue ich.
Als was?
Das steht noch nicht hundertprozentig fest. Ich schwanke zwischen Kardinal und FBI-Agent.