Mett & MeToo Carolin Kebekus erklärt die komplizierte Welt der Geschlechter
Die MeToo-Debatte hat die Welt kompliziert gemacht. Was hat man da nicht alles für Argumente und Positionen gehört und gelesen? Dass Männer sich für ihresgleichen schämen. Dass Frauen das Ausbleiben von Komplimenten bedauern.
Zeit, dass jemand all das auseinander klamüsert. Und wer wäre da geeigneter als Carolin Kebekus? Eben, niemand.
Carolin Kebekus ist zunächst mal eine wahnsinnig komische Frau. Und da geht es schon los. Denn Humor ist eine Eigenschaft, die viele Jahre in erster Linie mit Männern in Zusammenhang gebracht wurde. Fips Asmussen, Jürgen von der Lippe oder Karl Dall hatten keine weibliche Konkurrenz. Die Frauen waren die, die über ihre Witze lachten — und das unabhängig davon, ob sie wirklich komisch waren. So sah es die Rollenverteilung vor. Dann kam Kebekus. Sie war laut, direkt, manchmal ordinär, immer kämpferisch. Sie bekannte sich zu den bisher nicht als besonders weiblich geltenden Genussmitteln Bier, Kippen und Mett. Und sie legte immer wieder den Finger in die zahllosen klaffenden Wunden. Gleichberechtigung. Sexuelle Belästigung. Menstruation. Mangelnde Frauen-Solidarität. All diese Themen macht Kebekus schon seit vielen Jahren auf der Bühne und im Fernsehen öffentlich.
Für ihre — keinesfalls ausschließlich weibliche — Zielgruppe ist das zuallererst einmal äußerst unterhaltsam. Aber mehr als nur nebenbei sensibilisiert Kebekus auch dafür, über Geschlechterrollen, gesellschaftlichen Druck und Erwartungshaltungen nachzudenken. Muss eine Frau immer niedlich sein? Ihren eigenen Erfolg klein reden? Sollte es für 14-Jährige erstrebenswert sein, später mal eine MILF zu werden? Mit welchem Ziel versenden Männer eigentlich Fotos von ihrem Gemächt? Und was in Gottes Namen ist eine Alpha Pussy? All das kann man als Frau auch im Jahr 2019 nicht thematisieren, ohne darauf ein Übermaß an Reaktion zu bekommen. Folgerichtig fegte in den vergangenen Jahren der ein oder andere Shitstorm über die Komikerin hinweg. Mit der katholischen Kirche legte sie sich ebenso an wie mit den Fans von Tokio Hotel oder Helene Fischer, mit Feministen, Anti-Feministen, Pegida und der AfD.
Dafür, dass sie vorangeht, sollten eigentlich gerade wir Frauen ihr dankbar sein. Und was machen wir stattdessen? Wir schauen auf ihren Körper. "Warum fuchtelt sie so mit den Armen?", hat mal eine unter ein Kebekus-Video geschrieben. "Weiß sie denn nicht, dass sie Winkfleisch hat?" Doch, das weiß sie. Aber es lässt sie nicht zwangsläufig in die nächste Muckibude rennen. Nicht zuletzt, weil sie Besseres zu tun hat.
12.1., 20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle, Siegburger Str. 15, Düsseldorf (ausverkauft)