Barry Hoden & Kollegen Zeichnungen von Ralf König in der Fonis Galerie

"Ich halte die Vorweihnachtszeit ja für die wahre biblische Plage", sagt Ralf König, "also versuche ich, den aufdringlichen Kitsch so gut es geht zu ignorieren." Von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtstag verwahrlose er gepflegt, so der Comiczeichner weiter, und genieße den himmlischen Frieden mit einem Stapel Filme und vollem Kühlschrank.

Foto: Ralf König

Ganz ähnlich ist auch Ute drauf, die Heldin von Königs erstem Weihnachtsbuch "Santa Claus Junior". Ihr Plan, sich dem süßen Nichtstun hinzugeben, während alle Welt mit Familiengedöns beschäftigt ist, irgendwo eingeladen oder gar verreist, geht allerdings nicht auf. Das liegt daran, dass ihr ein penetrantes Weihnachtsengelchen an die Balkontür knallt, ein Schneemann sich weigert, zu schmelzen und zu allem Überfluss auch noch ein Mann auf ihrem Sofa auftaucht, der behauptet, der Sohn vom Nikolaus zu sein. So weit die Ausgangssituation von "Santa Claus Junior". Das 2017 veröffentlichte Werk ist das jüngste in einer langen Reihe von Comics, die seit 1981 von König erschienen sind.

Los ging alles damit, dass er Donalds abmalte. In den 1960er-Jahren war das, im westfälischen Soest. Nach einem kurzen Gastspiel als Schreinergeselle studierte König ab 1982 zehn Semester lang an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit nunmehr über 35 Jahren penetriert er mittlerweile nach eigenen Angaben die Bevölkerung im In- und Ausland mit seinen Knollennasen. Die treiben in Comicbänden mit so wunderbaren Namen wie "Barry Hoden — Im Weltall hört dich keiner grunzen", "Bullenklöten!" oder "Suck my Duck!" ihr Unwesen. In pointierten Kurzgeschichten, die vom zeichnerischen Minimalismus der Französin Claire Bretécher beeinflusst sind, hält König selbstironisch und stets mit Augenzwinkern den Alltag der schwulen Subkultur fest. Einem breiteren Publikum wurde er 1987 mit "Der bewegte Mann" bekannt, gleichzeitig sein erstes Werk, das bei einem großen Publikumsverlag erschien. Die gezeichnete Geschichte wurde sieben Jahre nach Erscheinen des Buchs von Sönke Wortmann und Til Schweiger verfilmt. In den Hauptrollen: Joachim Król und Katja Riemann. Mit 6,5 Millionen Zuschauern ist der Film "Der bewegte Mann" bis heute einer der erfolgreichsten der deutschen Kinogeschichte. Er wurde in 47 Ländern gezeigt und mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Bei allem Witz, der seinen Werken innewohnt, nutzte König seine Popularität über die Jahre auch immer wieder, um ernste Anliegen öffentlich zu machen. So setzt sich der Zeichner in dem Band "Super Paradise" mit dem Thema Aids auseinander, während "Sie dürfen sich jetzt küssen" 2003 die Homo-ehe thematisierte. All das war natürlich nicht jedermanns Sache. Besonders das bayerische Landesjugendamt tat sich schwer. Die von ihm geforderte Indizierung des Titels "Bullenklöten!" wurde allerdings von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften unter Berufung auf den Kunstvorbehalt abgelehnt. Eine Entscheidung, die wiederum die Staatsanwaltschaft Meiningen nicht daran hinderte, bundesweit Beschlagnahmungen anzuordnen. Im Fokus der Aktion: der Band "Kondom des Grauens". Zur Erinnerung: Wir schrieben das Jahr 1996.

In den 2000er-Jahren entdeckte König ein neues Thema für sich. In den beiden Bänden "Dschinn Dschinn" beschäftigte er sich mit dem Phänomen des radikalen Islamismus. Seitdem treibt die zunehmende Aggressivität der Religion den Kölner künstlerisch um. Sein Band "Antityp" dreht sich um den Apostel Paulus, während es in der Serie "Archetyp" um Noah und seine Arche geht. Auch zum Karikaturenstreit hat sich König zeichnerisch geäußert. Nun also ein Comic zum höchsten Feiertag der Christen. Weihnachten. Und bevor es so weit ist und er sich drei Tage lang der traditionellen Verwahrlosung hingibt, reist König nach Düsseldorf. In der Fonis Galerie liest er am 28. November aus "Santa Claus Junior", zudem sind Zeichnungen aus dem Buch eine Woche lang in der Galerie zu sehen. Möglichen Kritikern nimmt der Vater der Idee schon mal prophylaktisch den Wind aus den Segeln: "Ich weiß, das Weihnachtsthema ist ausgelutscht, sogar Anti-Weihnachtsgeschichten sind ausgelutscht", sagt er. "Aber ich hab mich einfach mal ran gewagt, und wer will, genieße das Büchlein beim friedlichen Verwahrlosen auf dem Sofa."

28.11.-5.12. Fonis Galerie, Lindenstr. 90, Düsseldorf, geöffnet Di-Fr 13—18, Sa 11—15, jeden 1. Fr im Monat bis 21 Uhr