Beteiligungsverfahren zum Grundstück Erkrather Straße startet „Investor hat sich beeindrucken lassen“

Marlin de Haan hat einen engen Bezug zur Kiefernstraße. 2018 realisierte die Düsseldorfer Regisseurin auf der einst besetzten Straße das Theaterprojekt „Der Kirschgarten“ – als gemeinsame Aktion mit den Bewohnern.

Ehemalige Halle von Kfz Drösser.

Foto: Alexandra Wehrmann

„Das war eine intensive Zeit für mich“, erinnert sich die 41-Jährige. „Damals wurde gerade bekannt, dass das Grundstück nebenan verkauft worden war.“ Das Grundstück nebenan sind 6.100 Quadratmeter zwischen Erkrather Straße und Kiefernstraße, die seit September 2017 im Besitz des Leverkusener Immobilienentwicklers Cube Real Estate sind. Ende 2018 stellte CRE seine Pläne für die Fläche neben dem B8-Center vor: Ein Hotel mit 300 Zimmern und 150 Mikro-Apartments waren damals vorgesehen. Für Kaspar Michels, in den 1980er Jahren Bewohner der Kiefernstraße kamen derartige Pläne nicht wirklich überraschend: „Wer als Bürgermeister zu Immobilienmessen fährt und dort mehr als 20 Hotelprojekte mit über 10.000 Betten im Stadtgebiet feilbietet, darf sich nicht wundern, wenn Investoren dann auch kommen und auf Flächen, die sich wunderbar für Wohnungsbau eignen, Hotelkomplexe bauen.“ Auch bei vielen anderen stießen die Hotel- und Mikro-Apartment-Pläne nicht wirklich auf Gegenliebe, am wenigsten auf der benachbarten Kiefernstraße. Deren Bewohner bliesen zum Protest, organisierten Info-Stände und machten wiederholt durch originelle Widerstands-Formen auf ihr Anliegen aufmerksam. Überraschenderweise mit Erfolg. Zunächst nahm der Entwickler von dem geplanten Hotel Abstand.

Später im Jahr 2019 wurde eine zweite Bauvoranfrage von CRE – diesmal war eine Mischung aus öffentlich gefördertem Wohnraum für Familien, Studenten und Senioren vorgesehen – von der Bezirksvertretung abgelehnt. „Der Investor hat sich von den Aktionen beeindrucken lassen“, glaubt Marlin de Haan. Matthias Felten von CRE gesteht, dass die Intensität der Ablehnung den Entwickler durchaus überrascht habe. „Derart intensive Gespräche wie mit der Projektgruppe Kiefern sind nicht die Regel“, so Felten.

Nun sind jene, die protestiert haben, mit ihren Ideen und Wünschen gefragt – so wie in der Online-Petition gefordert. Am 28. Januar startet das Beteiligungsverfahren, in dem Cube Real Estate gemeinsam mit interessierten Düsseldorfern Pläne für die 6.100 Quadratmeter entwickeln möchte. „Die jetzige Verabredung zum Planen ist endlich mal eine Alternative zum kompromisslosen Durchboxen von umstrittenen Bauvorhaben“ findet Marlin de Haan. Das sei „fairer, als einfach mit dem Bagger loszuziehen und alles platt zu machen“. Bei dem Satz hat die Regisseurin vermutlich das Beispiel des Kunstvereins Brause vor Augen, bei dem der Investor die Entscheidung in Sachen Denkmalschutz nicht abwartete, sondern mit dem Bagger Fakten schuf. Viele Düsseldorfer, allen voran aus der Kunst- und Kulturszene, waren darüber entsetzt und verärgert. Entsprechend kritisch beäugt werden deshalb Planungen wie die an der Erkrather Straße, auch wenn der Entwickler sich dort wesentlich cleverer und gesprächsbereiter präsentiert.

Die Erwartungen des Entwicklers an das Beteiligungsverfahren formuliert Matthias Felten so: „Wir freuen uns auf den Prozess und erwarten von allen Beteiligten Kompromissbereitschaft und Aufgeschlossenheit. Das können alle handelnden Akteure auch von uns erwarten.“

Marlin de Haan wird beim Auftakt zum Beteiligungsverfahren am 28. Januar auf jeden Fall dabei sein. Sie wünscht sich für die 6.100 Quadratmeter bezahlbare, auch barrierefreie, Wohnungen sowie Wohn-Ateliers für hiesige Künstlerinnen und Künstler. Auch das Gebäude der ehemaligen Kfz-Werkstatt sollte, wenn es ihr nach ginge, bleiben: „Die Drösser-Halle muss erhalten werden, so dass dort, organisiert von einem Verein, Kunst- und Kulturprojekte für und mit Menschen jeden Alters realisiert werden können“, so die 41-Jährige.

Auf der Website von CRE ist die geplante Nutzung derzeit so angegeben: Studentisches Wohnen, Coliving, Seniorenwohnen, eventuell gefördertes Wohnen, eventuell Büroflächen. Die Fertigstellung avisiert man vorsichtig für 2022 bis 2023. „Wir hätten baurechtlich an der Erkrather Straße nach unseren ursprünglichen Plänen vorgehen können“, stellt Matthias Felten von Cube Real Estate klar. „Die entstandene Zeitverzögerung kostet uns viel Geld und bindet Kapazitäten. Wir haben uns aber trotzdem für diesen Weg des konstruktiven Dialogs entschieden, weil wir an der Erkrather Straße nicht einfach eine Standard-Immobilie errichten wollen, sondern ein Quartier entwickeln, das zu Flingern-Süd und zu Cube Real Estate wie ein Maßanzug passt.“

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